Stadt der blauen Paläste
keine Fremden gewohnt.«
»Nun, mich werden sie wohl ertragen müssen«, sagte Crestina, wobei sie weiterhin mit leiser Stimme sprach, um die Hunde nicht erneut zu reizen. »Ich wohne hier.«
Der Mann sah sie verblüfft an, scheuchte die Hunde zur Seite, die sich bereits zum nächsten Angriff rüsteten.
»Und wo bitte?«, wollte er dann wissen und kniff die Augen zusammen.
»In der limonaia«, erklärte Crestina und deutete den Hang hinauf. »Dort oben.«
»Nun, die Kinder spielen dort oben im Baumhaus«, sagte der Mann zögernd, »gehört das etwa auch Euch?«
»Ja, das tut es«, sagte sie, amüsiert über das betroffene Gesicht des Mannes, »aber Kinder, die in einem Baumhaus spielen, bekommt Ihr nicht so leicht wieder herunter.«
»Ich werde fragen«, sagte der Mann misstrauisch, und Crestina war sicher, dass er ihr keinesfalls glaubte, dass sie hier irgendetwas zu sagen hatte.
»Es hieß, das gehört alles zu unserem Grundstück«, murmelte er im Weggehen, »und es hieß außerdem, wir seien hier weit und breit ohne Nachbarn.«
Crestina belud ihren kleinen Karren, und die Hunde begannen erneut zu bellen, als sie auf die limonaia zuging. Der Mann bemühte sich vergebens, sie zu beruhigen, aber das Gebell wurde eher noch stärker. Erst als ein Junge, kaum größer als die beiden Hunde, herbeirannte und sie am Halsband zog, verstummten sie.
Crestina stellte ihren Karren vor der limonaia ab, nahm den Schlüssel aus dem Korb, schob ihn in das Schloss.
»Ihr seht, er passt«, sagte sie dann heiter und betrachtete die kleine Gruppe, die hinter ihr stand.
»Das habe ich nicht bezweifelt«, sagte der Mann verlegen und bekam einen roten Kopf. »Keinesfalls, es hatte uns nur niemand darüber aufgeklärt, dass die limonaia nicht zum Haus gehört. Wir sind neu hier. Ich bin übrigens der Erzieher dieses Satansbratens«, sagte er. »Mein Name ist Beat Kugler.«
Crestina nannte ihm ihren Namen, trat dann in das Haus und warf einen Blick in die Ecke, in der sie bei ihrem letzten Besuch den Wassereimer aufgestellt hatte – gegen den Regen. Der Eimer war leer. Sie sah zur Decke und stellte fest, dass die zerstörte Dachplatte ausgewechselt worden war.
»Nun, da haben offenbar noch mehr Leute angenommen, dass die limonaia zum Haus gehört«, sagte sie und deutete auf die neue Dachplatte. »Zumindest regnet es jetzt nicht mehr herein.«
»Der Dachdecker war vor einigen Tagen hier«, erklärte der Mann, »der Dachdecker, der Kaminbauer und der Maurer.«
Sie nickte und überlegte, dass sie sich nun aussuchen konnte, was dieser Unbekannte vom letzten Mal wohl für einen Beruf haben könnte.
»Wir werden versuchen, nicht mehr so viel Lärm zu machen«, sagte der Mann, als er sah, dass Crestinas Korb voll mit Büchern und Papieren war, »Kinder sind nun mal laut.«
Crestina nickte freundlich, zuckte dann zusammen, als von der Richtung des Baumhauses ein neuer ohrenbetäubender Lärm ertönte und lautes Kinderweinen. »Kann ich helfen?«, fragte sie höflich.
»Nein, nein«, wehrte der Mann hastig ab und wandte sich zum Gehen, »wir haben bereits genug Chaos veranstaltet,«
Sie schloss die Tür hinter sich, öffnete das Fenster, um die stickige Luft hinauszulassen. Als das Weinen näher kam, schloss sie das Fenster wieder. Aber kaum ein paar Sekunden später klopfte es an die Tür.
»Verzeihung, ist Mirandolo vielleicht bei Euch?«
Crestina öffnete die Tür, blickte die schwarze Dienerin, die mit zerzaustem Haar vor ihr stand, fragend an. »Der Junge ist mit dem Mann mitgegangen«, sagte sie zögernd.
»Es ist nicht der Junge«, schluchzte die Frau, »es ist der Papagei.«
Sie habe keinen Papagei fliegen sehen, erwiderte Crestina höflich.
»Er fliegt ja auch nicht«, sagte das kleine Mädchen, das inzwischen dazugekommen war, überlegen. »Er ist an einer Kette.«
Auch an der Kette habe sie keinen Papagei gesehen, sagte Crestina müde und unterdrückte ein Gähnen.
»Sollte Euch Mirandolo belästigen, so braucht Ihr nur ›va a casa‹ sagen, das versteht er«, sagte die Dienerin, bestimmt eine Sklavin, im Weggehen. »Es ist das Einzige, was er wirklich versteht, aber natürlich keinesfalls tut. Alles andere muss er erst lernen.«
Sie hatte keine Lust, sich um diesen Mirandolo zu bemühen, sich Gedanken darüber zu machen, was er alles verstand und was nicht, und nickte nur kurz mit dem Kopf.
Sie schloss die Tür, brachte den leeren Eimer nach hinten zu der Gartentür und beschloss, sich irgendwann bei
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