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Stadt der blauen Paläste

Stadt der blauen Paläste

Titel: Stadt der blauen Paläste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bayer
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empfindet.«
    Sie stand auf, ging auf ihn zu. »Dann sehen wir uns also für eine ganze Weile nicht mehr?«, sagte sie steif.
    »Ich will den Magister machen«, sagte er und blickte an ihr vorbei, »ich werde etwa für ein Jahr in Basel bleiben, was dann kommt, weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall will ich mich mit dem hebräischen Buchdruck beschäftigen.«
    »Könntest du das hier nicht genauso gut oder gar besser?«
    »Ja, das könnte ich, aber der römische und der venezianische Markt sind zurzeit mit Büchern übersättigt. Und ich möchte neben dem Buchdruck ein Studium. Ich möchte auch kein Karrengaul mehr sein, der nur noch im Kreis läuft, dazu fühle ich mich noch nicht alt genug. Ich brauche wohl auch die Gefahr.« Er lachte. »Und vermutlich genügt es mir nicht, bei Nacht und Nebel verbotene Bücher auf der Lagune zu transportieren, wenn einen nie jemand jagt.«
    »Ist dir eigentlich klar, dass du die Stadt gar nicht verlassen dürftest? Dass es Druckern verboten ist, wegzugehen?«
    Er lachte wieder. »Natürlich ist mir das klar. Aber das stört mich nicht. Vieles ist verboten in dieser Stadt, aber man tut es trotzdem.«
    »Ich habe neulich Bartolomeo getroffen«, sagte sie zögernd. »Er behauptete, dass es einen Fischer gibt auf der Insel, auf der wir uns immer treffen, der alles aufschreibt. Wann wer kommt und mit wem wieder geht.«
    Leonardo lachte.
    »Natürlich gibt es diesen Fischer. Wir spielen ihm immer etwas vor, was er berichten kann. Wir lassen ein Boot an einer Stelle anlegen, die er bequem überblicken kann, und die übrigen von uns legen an einer ganz anderen Stelle ab. Außerdem bekommt er Geld von uns.«
    »Ein Doppelagent«, sagte sie ungläubig.
    »Natürlich. So naiv, dass wir uns von dieser hässlichen Spinne Bartolomeo in ihrem Netz fangen lassen, sind wir ganz gewiss nicht.«
    »Aber diese Spinne ist mehr als gut informiert. Sie behauptete, dass der trippelnde Greis, dem ich in Padua das Manuskript überbrachte, keiner war und dass man ihn geschnappt habe. Es war ein Student.«
    Leonardo lachte noch lauter.
    »Dass der trippelnde Greis keiner war, wirst du bestimmt selber gemerkt haben, und außerdem hat man ihn überhaupt nicht geschnappt.« Er deutete auf einen Teil des Gepäcks. »Er reist mit mir nach Basel in den nächsten Tagen. Diese Spinne, sie will nichts weiter, als Angst verbreiten. Lass dich nicht davon einfangen. Eines Tages wird sie sich in ihrem eigenen Netz verstricken. Und soweit ich unterrichtet bin, wird dies in nicht allzu ferner Zeit geschehen.«
    »Und Margarete, hast du ihr von diesem Plan erzählt?«
    Er blickte sie irritiert an.
    »Sollte ich das?«
    Crestina nahm ihre Handschuhe hoch.
    »Ich denke, dass es sie vielleicht interessieren könnte.«
    Leonardo schüttelte den Kopf.
    »Das glaube ich kaum. Deine Nürnberger Freundin interessiert sich nicht unbedingt für Bücher, habe ich den Eindruck. Genauso wenig, wie ich mich für ihre holden Düfte interessiere. Wenn ich in deinen Palazzo kam, habe ich mir immer zunächst die Nase zugehalten, bis ich durch das androne hindurch war.«
    Crestina lachte.
    »Und außerdem habe ich kaum den Eindruck, dass sich Margarete überhaupt für Männer interessiert«, fuhr Leonardo fort. »Sie scheint mir eine sehr tüchtige Geschäftsfrau zu sein, sie mag Luxus, Abwechslung, Abenteuer und vor allem Geld. Liege ich da richtig?«
    Crestina zuckte mit den Schultern.
    »Mehr oder weniger schon«, gab sie dann zu. »Aber ich denke, noch ist sie genauso wenig über ihren weiteren Weg sicher, wie ich das bin. Korrekturen lesen möchte ich eigentlich auch nicht ein Leben lang und Cicero oder Catull übersetzen auch nicht. Und was die Bücherschmuggelei anbetrifft, so werden die Heimlichkeiten auf der Insel von San Giorgio ja gewiss ein Ende haben, wenn du weggehst.«
    »Ich gehe nicht für immer weg. Ich habe jetzt zunächst einmal die Druckerei verpachtet und der, dem ich sie verpachtet habe, ist jederzeit bereit, auch gegen den Stachel zu locken, genauso, wie wir das alle getan haben. Und du bist selbstverständlich auch immer gern bei uns gesehen.«
    »Nach meinen Erfahrungen vom letzten Mal ist mein Bedarf für diese Art von Aktivitäten zunächst einmal gedeckt.«
    »Wegen dieses bockigen Pferds auf dem Weg nach Padua wirst du wohl kaum eine Sache aufgeben, die dir wichtig ist«, sagte Leonardo und begleitete Crestina zur Tür. »Was würde Riccardo denn dazu sagen!«
    Sie zuckte zusammen, er sah sie prüfend an.
    »Ich

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