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Stadt der blauen Paläste

Stadt der blauen Paläste

Titel: Stadt der blauen Paläste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bayer
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Hüte. Aber erst nach ihrer Bar-Mizwa.«
    »Ich werde keinen tragen«, wehrte sich Moise sofort.
    Lea seufzte. »Vielleicht eines Tages nicht mehr, wenn ich das noch erlebe.«
    Das Letzte, was Moise ausgrub, war ein Säckchen mit Sand aus dem Heiligen Land.
    »Aaron ist dort?«, fragte Moise, der noch kaum eine Erinnerung hatte an Leas Sohn, der in Safed die Kabbala studierte. »Kommt er eines Tages zurück?«, wollte er dann wissen.
    Lea seufzte ein zweites Mal.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht.« Dann legte sie die Gegenstände sorgfältig nebeneinander, wickelte die Mesusot in ihre Tücher, schob die übrigen Gegenstände in Strümpfe und Unterkleider. Sie schlug das schwarze Tuch um das Bündel und verschnürte es wieder. Dann blieb sie einen Augenblick sitzen und sah Moise schweigend an.
    »Zufrieden?«
    Moise schluckte.
    »Wenn die Stadt sinkt, können wir ja gehen«, sagte er zögernd. »Wir müssen nur noch für mich auch so ein Bündel machen.«
    Lea nickte gottergeben.
    »Ja, das müssen wir ja dann wohl. Aber es wird nicht so schwer sein, so etwas zu machen. Und vielleicht wird es ja auch nie nötig sein.«

21. Die Druckerei in der Merceria
    Crestina war wochenlang nicht mehr bei Leonardo gewesen und blieb jetzt erstaunt stehen, als sie im Eingang der Druckerei ein riesiges Gepäck stehen sah: Mantelsäcke, Kisten, Truhen, Fässer, die vermutlich Bücherfässer waren. Noch bevor sie einen der Gesellen fragen konnte, kam Leonardo aus den hinteren Räumen auf sie zu und begrüßte sie. Keinesfalls jedoch so überschwänglich, wie sie dies gewohnt war.
    »Es sieht fast so aus, als wolltest du verreisen«, sagte Crestina verwundert, »für länger, der Menge des Gepäcks nach.«
    »Es sieht nicht nur so aus, es ist so«, gab Leonardo zu.
    »Und wohin geht die Reise?«, fragte sie, mit dem unbehaglichen Gefühl, dass etwas an ihr vorübergegangen sein könnte, was sie nicht wahrgenommen hatte.
    »Nach Basel«, sagte Leonardo und schob eine Kiste zur Seite, die im Weg stand. »In die Schweiz.«
    »Nach Basel?«, fragte Crestina irritiert. »Und was willst du in Basel? Mit so viel Gepäck?«
    Leonardo nahm Crestina am Arm, führte sie zwischen Kisten und Buchfässern hindurch und schob sie in dem Besuchsraum auf einen bequemen Sessel. Er holte eine Karaffe mit Wein aus dem Regal, goss zwei Becher voll und stellte eine Schale mit biscotti auf den Tisch.
    »Ich will noch einmal etwas Neues versuchen«, sagte er dann.
    Sie starrte ihn an.
    »Du willst die Druckerei aufgeben?«, fragte sie alarmiert.
    »Das eigentlich nicht«, antwortete Leonardo zögernd, »aber für den Augenblick will ich etwas anderes machen. Weißt du, es ist leer geworden in der Druckerei, seit Taddeo tot ist, sehr leer. Und …«, er stockte, »… ich fühle mich ziemlich einsam ohne ihn. Er fehlt mir unbeschreiblich. Und dich habe ich schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
    »Ich hatte ziemlich zu tun«, sagte Crestina, »du weißt ja, der –«
    »Der Palazzo«, kam ihr Leonardo zuvor, »ja, ich weiß. Er nimmt dir viel Zeit weg, und deine beiden Freundinnen sind für dich Zeitvertreib genug. Du hast quasi eine Familie bekommen.« Er machte eine Pause und sah sie prüfend an. »Und im Übrigen hast du dich verändert.«
    »Inwiefern?«, fragte Crestina betroffen.
    »Flickst du immer noch Fischernetze?«, wollte Leonardo wissen.
    Crestina lachte.
    »In der letzten Zeit gewiss nicht mehr.«
    »Gibt es dafür einen Grund?«, fragte er und trank einen Schluck Wein. »Ich meine, dass du keine mehr flickst?«
    Crestina runzelte die Stirn und stellte fest, dass es ihr erst in diesem Augenblick richtig klar wurde, dass sie keine Netze mehr flickte. Ganz offensichtlich also keine mehr nötig hatte. Aber sie hatte Mühe, sich einzugestehen, dass es vermutlich mit jenem seltsamen carnevale zu tun hatte, den sie mit Renzo zusammen verbracht hatte.
    »Du brauchst nicht zu antworten«, sagte Leonardo rasch, als er sah, dass sie Schwierigkeiten hatte mit einer Antwort. Er nahm einige lose Blätter von einer der Kisten, blickte sie prüfend an, als wolle er in deren Studium versinken. »Das ist auch einer der Gründe, warum ich weggehe.«
    »Dass ich keine Netze mehr flicke?«, fragte sie verblüfft.
    »Na ja, vielleicht war es dir ja nie klar, weshalb du diese Netze geflickt hast. Du hast diese Arbeiten gebraucht, weil sie deine Hände benötigten, nicht deinen Kopf. Ein Kopf, der dir zeitweilig im Weg war. Du wolltest dich ablenken. Aber es

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