Stadt der Blumen strava3
stattfinden, gefolgt von einem Bankett unter freiem Himmel. Eine der größten Sorgen des Herzogs war dabei das Wetter.
Während der ersten beiden Wochen im April regnete es in Giglia unablässig, was den Fluss, der sowieso schon viel Wasser führte, noch anschwellen ließ. Die Männer des Herzogs errichteten eine hölzerne Tribüne auf der einen Seite des Platzes, auf der Holztische für hunderte von Gästen aufgestellt werden sollten. Dar
über sollte eine Markise mit dem Wappen der Chimici gespannt werden, aber bisher war es zu feucht gewesen, um sie anzubringen.
Als Arianna über den Platz ging, verließ sie angesichts all dieser Vorbereitungen der Mut. Bisher war sie dem Herzog nur zwei oder drei Male begegnet und er hatte ihr gegenüber nichts von seinem Vorhaben erwähnt, aber noch bevor das Bankett abgehalten wurde, würde er bestimmt offiziell um ihre Hand anhalten.
Und was sie mit dem extravaganten Kleid machen sollte, wusste sie auch noch nicht.
Arianna stieg vorsichtig über die Pfützen, begleitet von Barbara und ihren Leibwächtern, froh über die Regenpause, die es ihr ermöglichte, mal aus der Gesandtschaft zu kommen und ihre Mutter zu besuchen. Der Himmel war noch immer dunkel vor Regenwolken.
»Wenn ich an Vorzeichen glauben würde«, sagte Silvia, nachdem sie sich begrüßt
hatten, »dann würde ich meinen, dass die Götter etwas gegen die Hochzeiten haben, zumindest gegen eine davon.«
»Aber bestimmt nicht gegen die von Gaetano und Francesca«, sagte Arianna.
»Noch nie habe ich einen so verliebten Freier gesehen. Seit ich angekommen bin, hört Gaetano nicht auf von Francesca zu reden. Ich bin ehrlich froh, wenn sie jetzt endlich selbst eintrifft und sich das anhören kann.«
»Und wenn du dann mehr Zeit hast, dich um deinen eigenen Freier zu kümmern?«, fragte Silvia.
»Was meinst du?«, fragte Arianna. »Du spielst doch hoffentlich nicht auf den Herzog an? Er ist ein bisschen zu alt, um den Freier zu spielen, denke ich.«
»Aber er ist doch einer von ihnen, auch wenn er sich noch nicht erklärt hat«, entgegnete Silvia. »Und ich wünschte, du würdest dir ein paar Gedanken darüber machen, was du zu ihm sagen willst, wenn es so weit ist.«
»Ich denke die ganze Zeit darüber nach«, sagte Arianna. »Nur leider ohne Ergebnis.«
»Vielleicht weil du in deiner Zuneigung schon festgelegt bist?«, fragte Silvia vorsichtig. »Das muss doch keinen Einfluss daraufhaben, wie du mit dem Herzog verfährst.«
»Aber es geht ihm doch gar nicht um mich«, erwiderte Arianna verzweifelt. »Er will doch nur meine Stadt, nicht mich. Es geht nur um Staatsräson.«
»Dann muss man auch politisch damit umgehen«, sagte ihre Mutter. »Und nicht romantisch. Es muss nichts bedeuten, dass er dich nicht liebt – oder dass du ihn nicht liebst.«
»Wie könnte ich ihn lieben? Er steckte doch hinter dem Attentat auf dich und seines Wissens nach ist es auch erfolgreich gewesen. Ich glaube, er hat auch was mit dem Mord an dem jungen Nucci zu tun und wer weiß mit wie vielen anderen.«
»Noch mehr Gründe, diplomatisch zu antworten«, sagte Silvia. »Du weißt, was für ein gefährlicher Mann er ist. Und wenn er argwöhnt, dass du ihm einen anderen vorziehst, dann ist das Leben dieses Mannes keinen Scudo mehr wert.«
Es war Enrico nicht gelungen, etwas über den neuen Novizen herauszufinden, und das machte ihm zu scharfen. Sandro war zudem in letzter Zeit ein völliger Reinfall, was neue Informationen anging. Allerdings bewachte er die Nucci weiterhin.
Santa-Maria-im-Weingarten rumorte Enrico immer im Hinterkopf herum, wenn er nicht mit den Vorkehrungen für die Hochzeiten beschäftigt war oder der Principessa zur Hand ging. Er wusste, dass die Klosterapotheke einmal das Zentrum der Experimente der Chimici gewesen war und dass es damals nur teilweise um das Destillieren von Parfüm gegangen war. Es war allgemein bekannt, dass die Familie von dort seit Generationen mit Giften versorgt worden war. Aber wie stand es jetzt? Enrico konnte sich nicht recht vorstellen, dass Bruder Sulien dem Herzog tödliche Elixiere aushändigte, wenn es dieser verlangte. Trotzdem hatte er keinen Anlass zu der Vermutung, dass der Mönch nicht loyal war. Er war sofort zur Stelle gewesen, um den Herzog in der Stunde der Not zu retten.
Nein, und außerdem hatte Sulien einen Schatten; Enrico hatte das überprüft. Er konnte nicht zu jenen okkulten Meistern gehören, die der Herzog fürchtete und hasste. Aber warum beherbergte
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