Stadt der Blumen strava3
Sulien zwei Novizen, die in dem Verdacht standen, zu dieser geheimen Bruderschaft zu gehören? Das war einer der Punkte, die an Enrico nagten – genau wie das Verschwinden seiner Verlobten.
Warrior war nun schon fast zwei Wochen in London und hatte noch nicht den Mut aufgebracht, Sky aufzusuchen. Loretta wusste, dass ihn irgendwas bedrückte, war aber klug genug nichts zu sagen. Sie hatte gewusst, worauf sie sich einließ, als sie ihn geheiratet hatte, und sie wusste auch, dass sie nicht eifersüchtig auf seine Vergangenheit sein durfte, wenn sie eine vernünftige Zukunft haben wollten. Sie waren inzwischen seit sechs Jahren verheiratet und hatten zu Lorettas Kummer keine Kinder bekommen. Loretta hatte ihre wilden Jahre längst hinter sich und hätte jetzt gerne ein eigenes Kind gehabt. Aber sie verstand, dass Rainbow, wie er gerne genannt wurde, nicht gerade wild darauf war, sich fortzupflanzen. Er hatte ja schon so viele eigene Kinder. Daher hatte sie auch nicht von künstlicher Befruchtung oder Adoption angefangen.
London erlebte einen milden Frühling, die Parks waren voller Narzissen und es sah nicht danach aus, dass sie, wie so oft, von späten Schneeschauern überrascht werden würden. Loretta stellte in der Wohnung blühende Pflanzen auf, bis der Duft von Hyazinthen, Orchideen und Hibiskus alle Räume füllte. Und sie wartete.
Und endlich – an einem warmen Apriltag, als sie vor dem Café Mozart Cappuccino tranken und Warrior genau die richtige Menge an Autogrammen gegeben hatte – sagte er: »Loretta, es gibt etwas, das ich dir erzählen muss.« Na also, dachte sie und nahm noch einen Bissen Sachertorte.
Die Staatskutsche von Fortezza, geschmückt mit dem Wappen einer Lilie, die von einem Schwert durchkreuzt wurde, rumpelte am späten Gründonnerstag in die Via Larga. Prinzessin Beatrice, die den ganzen Tag über dafür gesorgt hatte, dass Betten hergerichtet und Räume gelüftet wurden, begrüßte Prinz Jacopo und seine Familie als Erste. Obwohl der Palazzo der Chimici groß war, war sie doch froh, dass sie und der Herzog und Luca bereits in den Palazzo Ducale umgezogen waren; es wurden ja noch mehr Besucher erwartet. Francesca würde von ihrem Bruder Filippo aus Bellona hergebracht werden; er sollte sie zum Altar geleiten.
Und Cousin Alfonso würde zusammen mit seiner Schwester und seiner Mutter als Nächster ankommen, aus Volana. Was für ein Glück, dachte Beatrice, dass Onkel Ferdinando auch in Giglia eine päpstliche Residenz hatte, in der er und Cousin Rinaldo wohnen konnten. Der Chimici-Palast würde an seine Grenzen stoßen, vor allem, weil die Brautpaare ja streng getrennt wohnen mussten.
»Willkommen, willkommen!«, sagte sie jetzt zu Jacopo und Carolina, empfing herzhafte Küsse auf beide Wangen und umarmte Lucia und Bianca mit aufrichtiger Zuneigung. Diesen Zweig der Familie hatte Beatrice immer gern gehabt – vor allem ihre beiden Cousinen, die zwar nur weitläufig mit ihr verwandt, aber fast altersgleich waren. »Kleine Beatrice!«, brummte Jacopo und packte sie wie ein Bär. »Warum kein Mann für dich in der Kathedrale nächste Woche? Du bist so hübsch wie deine Mutter und solltest die jungen Männer nicht schmachten lassen!«
»Vater ist noch nicht bereit sich von mir zu trennen«, sagte Beatrice errötend.
»Er wird bald eintreffen, um euch zu begrüßen. Luca auch. Lasst mich euch eure Zimmer zeigen.«
Diener in Livree, sowohl aus Fortezza als auch aus Giglia, schleppten beträchtliches Gepäck die Treppen hinauf, während Zofen herumhuschten und heißes Wasser und Kerzen brachten.
»Komm und erzähl uns, während wir uns umziehen, liebe Bice«, sagte Lucia.
»Wir wollen dir unsere Brautkleider zeigen«, ergänzte Bianca.
»Die will ich sehr gerne sehen!«, sagte Beatrice.
»Kommt Carlo zum Abendessen?«, fragte Lucia.
»Aber sicher«, erwiderte Beatrice. »Er freut sich schon auf dich. Und Alfonso trifft am Samstag ein«, wandte sie sich an Bianca, »zusammen mit Francesca. Über
morgen werden sich alle vier Paare gemeinsam am Tisch niederlassen können.
Ein kleiner Ausgleich dafür, dass ihr ja nicht allein zusammen sein dürft.«
»Das macht nichts«, sagte Lucia. »Ab dem nächsten Dienstag können wir ja ein Leben lang zusammen sein.«
Sandro beobachtete mit Enrico den Chimici-Palast von der Straße aus. Der Aal fand, dass es zu einem Teil der Ausbildung des jungen Spitzels gehörte, ihm die Familienmitglieder bei ihrer Ankunft zu zeigen. Sandro schauderte,
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