Stadt der Blumen strava3
dass er das nicht getan hätte.
Enrico hatte einen unangenehmen Körpergeruch – als ob er sich mit Zwiebeln eingerieben hätte – und er war immer zu dicht bei ihr. Sie gewöhnte sich an mehr von dem Bergamotte-Wasser zu nehmen, das aus der Farmacia von Santa-Maria-im-Weingarten stammte, sodass sie sich in einer eigenen Duftwolke umherbewegte. Doch obwohl das etwas von Enricos Geruch fern hielt, wurde sie den Mann selbst dadurch nicht los.
Gerade versuchte Beatrice zu organisieren, was an Blumenschmuck für die Hochzeiten nötig war, und das war keine Kleinigkeit. Beatrice machte sich zum Garten der Chimici auf, einem großen Stück Land in der Nähe ihres alten Palastes, wo die Herzöge schon seit langem, seit Fabrizio I. vor hundert Jahren, mitten in der Stadt Blumen gezüchtet hatten. Sie hatte einen Schlüssel zu dem eisernen Gartentor an einem Bund, der an ihrem Gürtel hing, daher konnte sie den Garten selbst aufsperren. Zögernd ließ sie Enrico hinter sich eintreten.
»Ein Paradies auf Erden!«, rief er aus. »Was für Farben!«
»Ich liebe vor allem die süßen Düfte«, sagte Beatrice spitz.
»Ich habe noch nie einen ausgeprägten Geruchsinn gehabt«, sagte Enrico unbekümmert. »Aber ich mag Blumen. Man findet ja viele in dieser Stadt, aber so etwas wie diesen Garten habe ich noch nie gesehen.«
Es wimmelte nur so von Bienen und Schmetterlingen. In den Beeten, die alle möglichen Formen hatten – Halbmonde, Kreise, Achtecke, Karos, Kleeblätter –
und die durch Kieswege unterteilt waren, arbeiteten Gärtner. Doch Beatrice begab sich direkt in die Gewächshäuser, denn sie wusste, dass sie dort den Vorarbeiter der Gärtner finden würde. Hier wurden Blumen, die normalerweise erst später im Jahr blühen würden – Rosen, Nelken und Maiglöckchen zum Beispiel –
extra früh gezüchtet, um den herzoglichen Esstisch zu schmücken. Hier gab es auch die seltsamen exotischen Blumen, die ihr Vater sammelte und die spezielle Pflege benötigten.
»Principessa!«, rief der oberste Gärtner aus, kam auf sie zu und wischte sich die Hände an seiner Juteschürze ab. »Welche Ehre für uns! Was kann ich für Euch tun?«
»Ich bin gekommen, um den Blumenschmuck für die Hochzeit zu besprechen«, sagte Beatrice.
»Ich warte lieber draußen, wenn Ihr nichts dagegen habt, Hoheit«, sagte Enrico und wischte sich mit einem Spitzentuch die Stirn. »Hier ist es mir zu heiß.«
Erleichtert sah ihn Beatrice gehen. Es war tatsächlich erstickend heiß in dem Gewächshaus, aber wenn sie Enrico loswerden konnte, ertrug Beatrice das gern.
»Wir brauchen natürlich einen Strauß für jede Braut«, sagte die Prinzessin. »Und für ihr Gefolge. Die Kathedrale selbst soll ein Blütenmeer werden und wir brauchen weitere Blumen für den Palazzo und die Prozession zur Verkündigungskirche, die nach der Hochzeitszeremonie kommt.«
»So viel können wir nicht aus unseren eigenen Beeten liefern«, sagte der Gärtner. »Doch die Sträuße für die Bräute und die für die Tafeln des Banketts können wir unter den schönsten Blumen hier bei uns aussuchen. Der Rest wird dann von den Wiesen um die Stadt geliefert und am gleichen Morgen frisch gepflückt.«
Beatrice beugte sich nieder, um an einer weißen Orchidee mit dunkelroten Flecken zu riechen: kein Duft, wie gewöhnlich bei diesen exotischen Blumen. Plötzlich stellte sie sich die Hochzeit ihres Vaters mit der schönen, jungen Duchessa vor. Bestimmt wollte er, dass sie diese wächsernen, leblosen Blumen trug, die richtigen Blumen so gleich kamen, wie Marmorstatuen atmenden echten Menschen ähnelten. Und dann? Würde sich die Duchessa so um Niccolò kümmern, wie es seine Tochter getan hatte?
Beatrice befürchtete, dass für sie kein Platz mehr im Palast sein würde, wenn er erst mal eine Granduchessa hatte; es schmerzte sie, wenn sie an ihren kleinen, zum Fluss hinausgehenden Salon dachte, der in das Ankleidezimmer für ihre Stiefmutter verwandelt werden würde, die um einige Jahre jünger war als sie selbst. Am besten würde sie in ein neues, eigenes Zuhause ziehen und heiraten.
Aber wen? Der einzige unverheiratete Chimici-Cousin, der nach den bevorstehenden Hochzeiten noch übrig war, würde Filippo von Bellona sein, der Bruder von Francesca, es sei denn, man rechnete Vetter Rinaldo mit. Allein bei dem Gedanken an ihn verzog Beatrice den Mund. Doch Filippo war ganz in Ordnung, dachte Beatrice, ein freundlicher Mann, der nicht unansehnlich war. Sie wollte
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