Stadt der Blumen strava3
als er Prinz Carlo mit seinem Vater und seinem älteren Bruder eintreffen sah: Fratello knurr
te leise.
»Also, hast du im Kopf, welcher Prinz welche Prinzessin heiraten wird?«, fragte Enrico. »Die kleine Rothaarige, die heute aus Fortezza eingetroffen ist, heiratet Carlo.«
»Die Arme«, murmelte Sandro vor sich hin.
»Wie bitte?«, fragte Enrico.
»Und wen heiratet die dunkelhaarige Schwester?«, fragte Sandro schnell, um ihn abzulenken.
»Herzog Alfonso aus Volana«, kam es prompt von Enrico. »Er trifft am Samstag ein. Seine Schwester heißt Caterina.«
»Das ist die, die Luca heiratet?«, fragte Sandro.
»Sehr gut«, lobte ihn Enrico. »Und wer ist ihr Bruder?«
Sandro schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
»Mein ehemaliger Herr Rinaldo«, sagte Enrico. »Ich habe für ihn gearbeitet, als er Gesandter in Bellezza war. Ein richtiges Weichei. Er arbeitet inzwischen für den Papst. Sie kommen erst am Montag, weil der Papst in seiner eigenen Stadt Remora die Ostermesse lesen muss.«
»Der Papst ist doch der Bruder vom Herzog, nicht wahr?«
»Der jüngere, genau. Und wer ist die Braut von Prinz Gaetano?«
»Francesca von Bellona.« Sandro zog vor angestrengtem Nachdenken eine Gri
masse. »Er redet dauernd von ihr.«
»Na gut, da kennst du ja jetzt alle. Und wie steht’s mit den Nucci? Wie viele le
ben in dem Turmgebäude?«
»Also, ich weiß von Matteo«, sagte Sandro, »und von Camillo und Filippo. Es gibt mindestens noch acht weitere – Vettern, glaube ich, oder Onkel –, deren Namen ich aber nicht kenne.«
»Aber du kennst sie vom Sehen? Du würdest sie wieder erkennen?«
Sandro nickte.
»Braver Junge«, sagte Enrico. »Du bist uns am Tag der Hochzeiten sehr nütz
lich.«
Sky hatte in Giglia inzwischen eine zweite Verkleidung. Gaetano hatte ihm eine zweite Garderobe gegeben, die er im Kloster aufbewahrte; es waren die ein
fachsten Kleidungsstücke, die er hatte, und doch kam sich Sky darin wie ein jun
ger Adliger vor – zumal auch ein Degen am Gürtel hing. Nun war er Bruder Tino innerhalb der Mauern von Santa-Maria-im-Weingarten und einfach nur Signor Celestino, wenn er in die Stadt ging. Auf diese Weise konnte er sich mit Georgia zusammentun, ohne Anstoß zu erregen. Wenn sie dann zudem noch einen jun
gen Mönch dabeihatten, verlieh das ihrem Beisammensein nur mehr Anstand.
Am Tag, nachdem die Fortezzas angekommen waren, Karfreitag in Giglia, machten sich Sky und Nicholas etwas später als üblich auf, um Georgia in Giudittas Atelier zu treffen. Als Novizen waren sie verpflichtet gewesen, einer bestimmten Messe beizuwohnen, bevor sie das Kloster verließen. In ihrer eigenen Welt waren sie seit einer Woche wieder in der Schule. Da sie jede Nacht nach Talia gereist waren, waren sie inzwischen hundemüde – sonst hätten sie wohl schneller gemerkt, was in den engen Gassen um die Piazza della Cattedrale los war.
Die meisten Straßen um die Piazza waren verlassen, da die Menschen noch bei einem langen Gottesdienst in der Kathedrale weilten. Gaetano und Lucien waren in einer Frühmesse gewesen. Dann hatten sie die ungewöhnlich leere Piazza der Verkündigung für eine frühmorgendliche Übungsstunde mit den Degen genutzt.
Und jetzt waren auch sie unterwegs, um Georgia in der Werkstatt der Bildhauerin zu treffen – aber plötzlich versperrte ihnen eine kleine Gruppe der Nucci den Weg. Es handelte sich um Camillo und zwei seiner Vettern und alle waren bis an die Zähne bewaffnet. Lucien kannte keinen von ihnen und war mehr als überrascht, als die drei offensichtlich feindseligen Jugendlichen sich die Nasen zuhielten und spöttisch den Namen di Chimici riefen. Er wusste nicht, dass es Gepflogenheit war, als Antwort wie ein Schaf zu blöken und »Nucci!« zu plärren.
Aber auch Gaetano reagierte einfach nicht; er und Lucien waren in der Minderzahl und er hatte keine Lust, einen Kampf zu provozieren.
»Seht nur, was diese Lilienknaben für Feiglinge sind!«, rief Camillo. »Sie mögen keinen fairen Kampf, diese Blumenhändler! Lieber stoßen sie heimlich in einer stillen Gasse zu!«
»Ich habe keinen Streit mit euch«, sagte Gaetano so ruhig wie möglich. »Der Tod eures Bruders tut mir Leid, aber ich habe nichts damit zu tun.«
»Mag schon sein«, höhnte Camillo. »Aber du kannst doch nicht leugnen, dass deine Familie die Hand im Spiel hatte.«
»Ich bin schließlich nicht meine Familie«, sagte Gaetano.
Aber es nützte nichts. Seine Haltung war den heißblütigen Giglianern
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