Stadt der Blumen strava3
Stelle.«
»Nein«, sagte Rodolfo. »Ich verbiete es kategorisch.«
Er hatte Dethridge und Bruder Sulien zu einem Stravaganti-Treffen in die Ge
sandtschaft beordert. Erst als alle versammelt waren, berichtete die Bildhauerin, worum es überhaupt ging. Sie saßen zu sechst im blauen Salon; Giuditta hatte darum gebeten, dass Arianna und Silvia vorerst nicht dabei sein sollten.
Nicholas stand trotzig mitten im Zimmer, hatte die Dominikanerkapuze zurück
geworfen und zeigte seine unverwechselbaren Chimici-Züge. Lucien sah zu Bo
den. Er wollte nichts anderes, als dass ihm die Entscheidung aus der Hand ge
nommen würde.
»Wartet«, sagte Sulien. »Wissen wir, ob das überhaupt möglich ist? Was sagt Ihr, Doktor?«
»Solch ein Ansinnen ist noch nie umgesetzt und versucht worden«, sagte Dethridge. »Aber eine Transfiguration ist bereits voller Gefahren – und nun erst zwei zur selben Zeit!«
»Aber wir haben es doch schon beide gemacht«, sagte Nicholas. »Zählt das nicht? Und wenn Luciano es nicht macht, dann schlägt morgen mit Sicherheit seine letzte Stunde.«
»Es gibt andere Wege, um ihn zu retten«, sagte Rodolfo. »Ich könnte das Recht des Großherzogs anfechten, ein Duell auszutragen, ein anderer könnte ihn ver
treten – ich zum Beispiel – oder wir könnten ihn aus der Stadt schmuggeln. Lass dich nicht darauf ein, weil du meinst, du hast keine andere Wahl, Luciano.«
Als der Aal fort war, ließ Niccolò den Architekten Gabassi nochmals kommen.
»Habt Ihr die Skizzen für meinen überdachten Gang dabei?«, fragte Niccolò, kaum dass Gabassi in den Raum getreten war.
»Jawohl, Euer Gnaden«, sagte der Architekt und rollte seine Pläne auf dem Tisch aus.
Sie zeigten einen eleganten, überdachten Gang, der im Zickzack vom Palazzo Ducale durch die Zunftgebäude und über den Ponte Nuovo bis zum Nucci-Palast führte.
»Ausgezeichnet!«, rief Niccolò. »Ich möchte, dass Ihr umgehend damit anfangt.
Mein Sohn Luca und ich können dann von hier bis zum Regierungssitz oder zu
rück laufen, geschützt vor dem Lärm und dem Schmutz und dem Gestank der Stadt. Genau das Richtige für Menschen unserer Bedeutung.«
»Mit dem Gestank aus den Läden auf der Brücke kann es Probleme geben«, sag
te Gabassi. »Es handelt sich ja in erster Linie um Fleischer und Fischhändler.«
»Dann müssen andere Läden hin«, sagte Niccolò. »Ich werde Anweisung geben, dass alle Lebensmittelläden auf den Markt ziehen müssen. Dann können die Sil
berschmiede und Juweliere, die bei dem Hochwasser so viel verloren haben, auf die Brücke ziehen. Weitere Probleme?«
»Nein, Euer Gnaden«, sagte Gabassi. »Wenn Ihr mir die Mittel und Aufträge zu
kommen lasst, die ich brauche, kann ich morgen mit dem Bau beginnen.«
Als Sky und Georgia die beiden anderen später im Kloster trafen, wirkte Nicholas verdrießlich und Lucien abgespannt und verängstigt. Die anderen vermuteten, dass die Stravaganti dem Plan nicht zugestimmt hatten, und Georgia war erleich
tert, dass die Entscheidung gefallen war. Bruder Sandro begrüßte sie im Kreuz
gang und löste einen Teil der wortlosen Spannung, indem er Lucien ganz direkt fragte: »Solltet Ihr nicht für Euer Duell üben?«
Das riss Lucien aus seiner Lethargie und er eilte zur Gesandtschaft zurück, um Degen und Kleidungsstücke für Sky und Nicholas zu holen; in Kutten konnten sie schließlich auf keinen Fall fechten.
»Sie haben also abgelehnt?«, wollte Sky von Nicholas wissen.
»Es war nur wieder das übliche Zeug, das ich schon zigmal gehört habe: Wir wis
sen nicht, ob es funktioniert, zu gefährlich, nicht die einzige Möglichkeit für Luci
ano«, sagte Nicholas. »Ich bin es leid. Es bleibt nur noch so wenig Zeit, und wenn wir es nicht machen, dann ist Luciano morgen mausetot.«
»Sag doch so was nicht«, meinte Georgia.
Sandro erkundigte sich nicht nach der »einzigen Möglichkeit« oder wer »sie« wa
ren, die abgelehnt hatten. Er hatte großen Respekt vor den Stravaganti, vor al
lem vor dieser auffällig aussehenden, jungen Frau. Wenn Sulien einer von ihnen war, fand er, dann mussten diese Zeitreisenden eine gute Sache sein. Und was diesen Luciano anging, den bewunderte er und fürchtete ihn sogar ein wenig, seit ihm der Mönch erzählt hatte, dass der gut aussehende junge Edelmann dereinst gestorben und in Talia wiedergeboren war. Nachdem er erraten hatte, wer »Bru
der Benvenuto« in Wirklichkeit war, standen eindeutig große und beängstigende und
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