Stadt der Blumen strava3
gegangen. Ich folge ihnen schon bald. Du weißt doch, dass wir den Nucci-Palast übernommen haben?«
»Darüber wollte ich mit dir reden«, sagte Lucien. »Dein Vater hat mich zu einem Duell gefordert und will, dass ich ihn morgen in den Gärten der Nucci treffe.«
Gaetano sah ihn entsetzt an. Er hatte den Arm in einer Schlinge und sein Kopf war bandagiert, aber er machte eine Geste, als wolle er nach seinem Degen grei
fen, bis er merkte, dass er keinen hatte.
»Zu einem Duell?«, fragte er. »Aber warum denn?«
Lucien zuckte mit den Schultern. »Spielt das eine Rolle? Er hat sich in den Kopf gesetzt mit mir zu kämpfen. Ich nehme an, man lehnt eine Herausforderung des Großherzogs nicht ab.«
»Das ist ja furchtbar«, sagte Gaetano. »Ich kann erst wieder, in ein paar Wochen einen Degen halten.«
»Aber du hast mir doch schon so viele Stunden gegeben«, sagte Lucien. »In ei
nem Tag lerne ich auch nichts mehr dazu. Entweder bin ich bereit ihm entgegen
zutreten oder nicht.«
Georgia wollte keinen Tag in Talia mehr versäumen. Und sie hatte die Vorstel
lung, dass sie Nicholas seine verrückte Idee vielleicht eher ausreden konnte, wenn sie ihn in Giglia allein erwischte und ihm zeigen konnte, wie unmöglich es sein würde, dorthin zurückzukehren, als ob nichts geschehen sei. Aber was das Furchtbare war: Obwohl sie wusste, dass es für Nicholas ein schrecklich falscher Weg war, konnte sie den Gedanken nicht vertreiben, dass er zumindest helfen könnte, Luciens Leben zu retten – das auf jeden Fall in Gefahr war, wenn er sich dem Duell mit dem Großherzog stellte.
Wenn man Vicky und David die ganze Angelegenheit irgendwie begreiflich ma
chen könnte, waren sie vielleicht bereit sich mit ihrem wiedergewonnenen Sohn irgendwo weit von Islington entfernt niederzulassen. Und eines Tages könnte Georgia ihn suchen, egal, wo er sich aufhielt. Es würde ihn für immer aus Arian
nas Nähe reißen. Und wem würde sich der neue Lucien sonst zuwenden als Georgia?
Andrerseits stimmte so viel nicht mit diesem Bild, dass Georgia klar war, dass es sich nur um ein Phantasiegebilde handelte. Trotzdem konnte sie es nicht aus ih
rem Kopf vertreiben. Es gab nur eine Möglichkeit: Sie musste mit den Stravagan
ti reden, anders als damals in Remora; da hatten sie nichts gesagt, als sie und Lucien Falco bei dem Übergang in die andere Welt geholfen hatten.
Sie begann mit Giuditta, die gerade dabei war, Ariannas Statue zu verpacken, als Georgia an diesem Morgen in ihr Atelier kam. Der Kopf mit dem fließenden Haar schaute noch aus den Schichten von Stroh und Jute hervor und das maskierte Gesicht der Duchessa blickte herausfordernd in die Welt.
»Guten Morgen«, begrüßte Giuditta Georgia. »Ich glaube, wir können mal kurz unterbrechen, Jungs. Ihr könnt eine halbe Stunde Pause machen.«
Bevor die Jungen gingen, warf Franco noch einen bewundernden Blick auf Geor
gia. Nun stellte die Bildhauerin einen Topf Wasser auf den Küchenherd und machte einen Tee aus Zitronenverbena für sie beide.
»Du siehst aus, als könntest du das brauchen«, sagte sie zu Georgia. »Trink ihn, während du auf die anderen wartest.«
Georgia war dankbar. »Ich wollte Sie wegen einer Sache um Rat fragen«, sagte sie und dann erzählte sie Giuditta Nicholas’ Plan.
»Wir sollten Georgia treffen gehen«, sagte Sky, als Gaetano in den Nucci-Palast gebracht worden war.
»Ich komme mit euch«, sagte Lucien. Er musste mit Nicholas reden und war sich nicht sicher, wie viel Sky von dessen Plan bekannt war.
Schweigend machten sie sich zu Giudittas Werkstatt auf. Die Aufräumarbeiten in der Stadt waren noch in Gang und Sky musste zugeben, dass der Großherzog ein guter Organisator war. Wo sie hinkamen, hatten sich Gruppen von Bürgern oder Soldaten zusammengefunden, die Holzteile verbrannten, Denkmäler säuberten und Schäden ausbesserten. Auf ihrem Weg kamen sie über die Piazza Ducale und sahen, dass die Bankett-Tribüne so schnell wieder abmontiert worden war, wie man sie aufgebaut hatte; von den Markisen, Blumen und Laternen, die den Platz am Abend vor den Hochzeiten geschmückt hatten, war nichts mehr zu sehen.
An zahlreichen Säulen waren Wandzeitungen ausgehängt, die die Vertreibung der Nucci und die Beschlagnahmung ihres Landes, ihrer Anwesen und ihres Vermögens verkündeten.
Nicholas ging mit gesenktem Kopf und tief über die Stirn gezogener Kapuze weiter.
Als sie die Piazza della Cattedrale erreichten, wartete Giuditta
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