Stadt der Blumen strava3
ungewöhnlicherweise bereits vor der Werkstatt mit Georgia auf sie.
»Ich möchte, dass Luciano und Bruder Benvenuto mit mir kommen«, sagte sie streng. »Georgia und Tino können uns später treffen. Wir gehen zur bellezzanischen Gesandtschaft.«
Sky und Georgia blieben also allein zurück. Um sich neugierigen Blicken zu entziehen, gingen sie ins Babtisterium. Dieser Bau war viel kleiner als die Kathedrale und die Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser waren hier schon beendet, sodass sie relativ ungestört reden konnten.
»Sie will versuchen ob die anderen Stravaganti ihnen Vernunft beibringen können«, sagte Georgia.
»Ihnen?«, fragte Sky. »Ich dachte, nur Nick wollte zurück. Dazu ist Luciano doch bestimmt viel zu klug?«
»Tja, hätte man denken sollen, aber weil er das Duell vor sich hat, glaube ich, dass Nicholas ihn überreden will sich dadurch zu drücken«, sagte Georgia. »In Giglia Gift zu trinken und nach Islington zu reisen, bevor es wirkt. Nicholas macht das Gleiche, vielleicht mit Schlaftabletten, im Haus von den Mullhollands. Und schwuppdiwupp, beide haben wieder richtige Körper, mit Schatten und so, und sind in der Welt, aus der sie ursprünglich gekommen sind.«
»Ich hab noch nie etwas so Lächerliches gehört«, sagte Sky. »Das lässt sich Lucien doch nicht im Ernst einreden? Wo es doch hier so super für ihn läuft – du verstehst schon, nicht?«
»Klar«, sagte Georgia unbewegt. »Du meinst Arianna.«
»Unter anderem«, erwiderte Sky. »Und was würden die Leute hier sagen?«
»Dass er sich lieber umgebracht hat, als dem Großherzog im Duell gegenüberzustehen«, sagte Georgia. »Das kann man ja noch irgendwie glauben, zumindest als Unbeteiligter.«
»Aber was ist mit Nick? Was sollten Vicky und David den anderen sagen, selbst wenn sie Bescheid wüssten?«
»Dass er in letzter Zeit so deprimiert und mit sich im Unreinen war«, erwiderte Georgia achselzuckend. »Er wäre nicht der erste Fünfzehnjährige, der sich umbringt.«
»Das geht mir nicht in den Kopf«, sagte Sky. »Sie hängen doch ziemlich an ihm, oder nicht?«
»Aber stell dir doch nur vor, er bietet ihnen die Gelegenheit, ihren eigenen Sohn zurückzubekommen. Ich wette, sie würden es sich überlegen.«
»Es bleibt aber keine Zeit für das alles«, sagte Sky. »Nick würde ihnen die ganze Geschichte beibringen und schon morgen ihre Zustimmung bekommen müssen, wenn Lucien vor – du weißt schon –, vor dem Duell Gift nehmen wollte.«
»Ich glaube, wenn sie sich beide einig sind«, sagte Georgia langsam, »dann könnte es so ungefähr hinhauen, was die Zeit angeht. Aber die Stravaganti müssten innerhalb der nächsten paar Stunden ihren Segen dazu geben.«
»Und du hast gesagt, dass Giuditta dagegen ist, also werden sie ihren Segen wohl nicht geben, oder?«
»Das würde ich ja auch sagen. Aber, Sky, wenn Lucien nicht mitmacht, dann wird er morgen vielleicht von Niccolò umgebracht. Dann hat er alles verspielt.
Finito!«
»Er hat mich gefragt, ob ich einer seiner Sekundanten sein will«, sagte Sky. »Ich glaube, er hat vor die Sache durchzuziehen.«
»Wer ist der zweite?«, fragte Georgia. »Nicholas kann es nicht sein – das ist zu gefährlich.«
»Und Gaetano auch nicht. Man kann nicht erwarten, dass er den Gegner seines eigenen Vaters unterstützt. Ich glaube, er bittet Doktor Dethridge.«
»Hier sind die Degen, die Ihr wolltet, Euer Gnaden«, sagte Enrico. »Sie liegen gut in der Hand und sind absolut identisch.«
»Ah, jawohl«, sagte Niccolò. »Es muss so aussehen, als ob wir uns untadelig fair verhalten.« Er entblößte die Zähne zu einem künstlichen Lächeln. »Was ist mit dem Gift?«
»Mit dem Gift, Euer Gnaden?«
»Natürlich, Mann, Gift«, erwiderte der Großherzog. »Soll ich Bruder Sulien etwa selbst darum bitten? Und sagen: ›Vielen Dank, dass Ihr das Leben meiner Söhne gerettet habt mit der Arznei, die Cavaliere Luciano durch das Hochwasser ge
bracht hat – und kann ich jetzt bitte etwas Gift bekommen, damit ich ihn endgül
tig erledigen kann?‹ Nein – Sulien darf davon nichts wissen.«
»Ich verstehe, Euer Gnaden«, sagte Enrico in dem Bemühen, tatsächlich alles zu begreifen und sich mal wieder unersetzlich zu machen. »Ihr habt also keines vor
rätig?«
Der Großherzog warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
»Nein, nein, lasst mich nachdenken«, sagte Enrico rasch, »ich glaube, ich weiß, wo ich welches herbekomme.«
»Dann hol es«, sagte Niccolò. »Auf der
Weitere Kostenlose Bücher