Stadt der Blumen strava3
rätselhafte Dinge bevor, über die er nicht reden durfte. Das war Sandro klar.
Aber er konnte Georgias Angst vor dem nächsten Tag verstehen. Nicholas di Chimici war ein Furcht einflößender Gegner.
»Vielleicht gibt es etwas, das den Großherzog ablenken könnte?«, schlug er vor
sichtig vor und sah Nicholas an.
Nicholas warf dem jungen Novizen einen Blick zu und begann zu begreifen.
»Du hast Recht!«, rief er. »Ich glaube, wenn mich mein Vater sehen und erken
nen würde, dann würde er vielleicht in Ohnmacht fallen oder dergleichen. Zu
mindest würde es Luciano die Gelegenheit geben, ihn zu entwaffnen. Danke, Sandro!«
»Wir sollten alle dabei sein, alle Stravaganti«, sagte Georgia. »Unser Kreis hat bei den Hochzeiten zwar versagt, aber diesmal müssten wir ja nur eine Person beschützen. Sieben von uns könnten doch sicher den Achten retten?«
»Ich muss in jedem Fall dort sein«, sagte Sky. »Ich bin ja einer seiner Sekun
danten. Und Doktor Dethridge soll der andere, sein.«
»Aber wie können Nick und ich dazukommen?«, fragte Georgia. »Oder die ande
ren?«
»Ich glaube, ihr werdet feststellen, dass es eine Menge Zuschauer gibt«, sagte Sulien, der zu ihnen getreten war. »Es spricht sich in der ganzen Stadt herum, dass der Großherzog im Morgengrauen ein Duell hat, und die Giglianer lassen sich ein solches Spektakel nicht so leicht entgehen.«
»Ein Duell mit dem Großherzog?«, sagte Silvia, als Rodolfo ihr davon berichtete.
»Was ist das für eine neue Teufelei? Da musst du einschreiten.«
»Luciano ist wild entschlossen sich zu stellen«, erwiderte Rodolfo. »Ich kann ihn nicht davon abhalten oder ihn aus der Stadt schmuggeln. Aber wenn wir alle dort sind, sollte es uns gelingen, ihn zu beschützen.«
»Sollte? Wird Arianna das genügen?«, warf Silvia ein.
»Ich glaube, Luciano und Arianna haben sich zurzeit nicht ins Vertrauen gezo
gen«, sagte Rodolfo. »Sie scheinen sich über mehr als nur den Großherzog zu grämen.«
»Aber das bedeutet doch nicht, dass sie will, dass Niccolò ihn umbringt!«, em
pörte sich Silvia.
Rodolfo seufzte. »Ich werde noch einmal versuchen Luciano dazu zu überreden, die Stadt zu verlassen«, sagte er. »Es besteht aber kein Anlass, dass Arianna jetzt schon von dem Duell erfährt.«
Barbara ging es schon besser. Ihre Wunde schmerzte zwar noch, aber Bruder Sulien hatte versprochen in der nächsten Woche zu kommen und die Fäden zu ziehen und sie spürte, wie der Schnitt wieder verheilte. Jetzt konnte sie zum ers
ten Mal im Bett sitzen und zur Abwechslung von ihrer Herrin bedient werden. Die Duchessa war so verzweifelt über das, was geschehen war, dass sie ihrer Zofe jede Stunde Leckereien oder stärkende Getränke brachte.
»Ich kann doch nicht nur im Bett liegen und nichts tun, Euer Gnaden«, sagte Barbara. »Gebt mir etwas, womit ich meine Hände beschäftigen kann.«
»Ich bin ganz sicher, dass ›nichts‹ genau das Richtige ist, was du tun solltest«, erwiderte Arianna. »Ach, hätte ich dich doch nur nicht gebeten das grässliche Kleid zu tragen!«
»Es war mir eine Ehre, es für Eure Gnaden zu tragen. Ich bin mir darin wie eine richtige Dame vorgekommen – so schön war es. Was passiert denn jetzt damit?«
»Am liebsten würde ich es verbrennen«, sagte Arianna verbittert. »Aber das geht nicht wegen seines Wertes. Allerdings glaube ich nicht, dass man das Blut jemals aus dem Brokat herauswaschen kann – die Diener hier in der Gesandtschaft ha
ben es schon versucht. Ich fürchte, alle Edelsteine müssen abgetrennt werden.«
»Dann lasst mich doch das wenigstens machen«, sagte Barbara. »Das ist nicht anstrengend und trotz allem würde ich es gerne noch mal sehen.«
»Wirklich?« Arianna schauderte davor zurück, es zu berühren, obwohl sie es ja nicht mal getragen hatte. Doch sie ließ das Kleid kommen und Barbara beugte sich mit einer kleinen silbernen Schere darüber und schnitt die Spitzenreihen auf, an denen die Edelsteine angenäht waren. Jede Perle und jeder Amethyst wurde in eine Schale gelegt.
»Vielleicht kann man es besser reinigen, wenn alle Juwelen und die Seidenspitzen entfernt sind«, sagte Barbara. »Und den Riss kann man flicken.«
»Also, wenn du es wieder herstellen willst, kannst du das Kleid behalten, wenn du es möchtest«, sagte Arianna. »Es würde ein schönes Hochzeitskleid abgeben
– falls du einen Liebsten hast.«
Barbara errötete. »Es gibt einen jungen Mann, der mich immer wieder fragt«,
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