Stadt der Blumen strava3
Fenster und lüftet den Raum«, befahl er.
Prinzen und Diener befolgten die Anweisungen des Mönchs gleichermaßen.
»Wird er es überleben?«, fragte die Prinzessin flehentlich.
»Das ist noch nicht sicher«, erwiderte Sulien. »Aber wenn er gerettet werden kann, dann verspreche ich, dass ich es mache. Tino, reiche mir jetzt die Phiole mit der violetten Flüssigkeit.«
Sky kramte in der Tasche und fand die richtige Phiole.
»Ich brauche ein kleines Glas mit sauberem Trinkwasser«, sagte Sulien und Beatrice schenkte mit unsicherer Hand ein Glas ein.
Der Mönch entfernte den Pfropfen von der Phiole und ließ vier oder fünf Tropfen der dunkelvioletten Tinktur in das Wasser fallen, das eine schwarzviolette Farbe annahm. Es erinnerte Sky an den Wasserbecher, in dem er in der Schule seine Pinsel auswusch.
»Das muss er ganz trinken«, sagte Sulien. »Es wird nicht leicht sein.«
Der Herzog wurde immer noch von Krämpfen geschüttelt und bleckte grässlich die Zähne. Alle Prinzen und Sky mussten ihn festhalten, während der Mönch ihm die violette Flüssigkeit einflößte. Niccolò bäumte sich auf wie eine Wildkatze und Sky fragte sich, ob er wohl glaubte, dass er erneut vergiftet werden sollte. Nach allem, was er von Sandro gehört hatte, schoss ihm der entsetzliche Gedanke durch den Kopf, dass Sulien vielleicht versuchen könnte dem Herzog den Rest zu geben. Doch er verwarf ihn wieder. Innerhalb von Minuten hörte Niccolò di Chimici auf sich zu wehren und der ganze Raum schien den Atem anzuhalten. Der Mönch setzte das Glas ab und strich seine Kutte glatt.
»Ihr könnt ihn jetzt loslassen«, sagte Sulien. Die Prinzen lehnten ihren Vater sanft an die Kissen. Das weiße Haar klebte ihm an der Stirn und sein Blick mit riesig erweiterten Pupillen war starr, aber er lag still und die Krämpfe hatten nachgelassen.
»Es ist wie ein Wunder«, sagte Prinzessin Beatrice und bekreuzigte sich.
»Nein, nur Wissenschaft«, sagte Sulien. »Ich habe ihm einen Extrakt von Belladonna gegeben, damit seine Krämpfe nachlassen. Bei dem Gift hat es sich um ein Muscarin gehandelt, das man in einigen Pilzarten findet. Er braucht jetzt Ruhe und darf vierundzwanzig Stunden nichts zu sich nehmen außer Wasser und warmer Milch. Ihr müsst zusehen, dass er gewaschen wird und neue Laken be
kommt, dass er warm gehalten wird und der Raum immer gut belüftet ist.«
»Selbstverständlich«, sagte Beatrice. »Ich werde ihn selbst waschen.«
Bruder Sulien machte den Prinzen ein Zeichen, ihm ins Nebenzimmer zu folgen, während sich die Prinzessin und die Dienerschaft um den anscheinend einge
schlafenen Herzog kümmerten. Sky folgte seinem Herrn. Immer noch war er ganz benommen von dem, was er miterlebt hatte.
»Wir sind Euch ewig dankbar, Bruder«, sagte der hübscheste Prinz etwas steif, aber doch mit echter Bewegung.
»Danke, Hoheit«, erwiderte Sulien und befleißigte sich jetzt doch der üblichen Höflichkeitsfloskeln. »Darf ich Euch meinen Gehilfen vorstellen, Bruder Celestino?
Tino, das ist Prinz Luca, der Thronfolger des Herzogs, und das hier Prinz Carlo, sein Bruder. Prinz Gaetano hast du ja schon kennen gelernt.«
Sky verbeugte sich vor einem nach dem anderen und sie neigten ebenfalls den Kopf. »Wir sind auch Euch für Eure Hilfe dankbar«, sagte Prinz Luca.
Prinz Carlo sank plötzlich auf einen Stuhl. »Ich dachte, er würde sterben«, sagte er und stützte den Kopf in die Hände. »Es war ein furchtbarer Anblick.«
»Wer hat das Gericht mit den Pilzen zubereitet, Hoheit?«, fragte Sulien ernst.
»Das weiß ich nicht«, meinte Carlo. »Ich habe angenommen, die Küche, wie im
mer.«
»Und wer hat es serviert? Benutzt der Herzog keine Vorkoster?«
»Gewöhnlich schon«, sagte Gaetano. »Heute auch, Carlo?«
Sein Bruder schüttelte den Kopf. »Wir haben allein gespeist, mit nur einem Die
ner.«
»Mit welchem?«, fragte Luca.
Carlo schüttelte den Kopf, als wolle er ihn freimachen. »Ich weiß nicht. Ich habe gar nicht darauf geachtet.«
Sky fragte sich, wie es wohl war, so viele Diener zu haben, dass man nicht mal merkte, wer gerade Dienst tat. Kannten diese Prinzen wohl überhaupt die Namen der Diener im Palast?
»Wir müssen es herausfinden«, sagte Gaetano. »Und wer das Essen gekocht hat.
Könnte es ein Unfall gewesen sein, Bruder Sulien?«
»Das ist nicht unmöglich«, sagte der Mönch. »Pilze sind trügerisch. Man müsste wissen, wann und wo sie gesammelt wurden oder ob sie vom Markt stammen.
Aber es ist
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