Stadt der Blumen strava3
ist alles.«
Und stumm fingen die beiden an ihr Mahl einzunehmen, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
An diesem Abend brauchte Sky lange für seine Stravaganza. Normalerweise hatte er keine Mühe, einzuschlafen; seine zahlreichen Aufgaben daheim sorgten dafür. Doch in dieser Nacht warf er sich herum und dachte über Gifte, Fechten, unerwiderte Liebe und alle möglichen anderen Dinge nach. Schließlich stand er auf und holte sich Wasser aus dem Kühlschrank. Er nahm Remy mit ins Bett und legte sich mit dem Kater in der Armbeuge hin. Dann überlegte er es sich noch einmal und schob den Kater ans Fußende; es würde nicht gut aussehen, wenn Bruder Tino mit einem Minitiger im Kloster auftauchen würde.
Kaum traf er in Santa-Maria-im-Weingarten ein, konnte er am Licht sehen, dass es ungefähr Mittag war. Sulien war weder in seiner Zelle noch im Laboratorium noch in der Farmacia. Sky schlenderte durch die Kreuzgänge; alles war unheimlich still. Er konnte leises Singen aus der Kirche hören.
Da stürzte ein Bote vom Hof in den großen Kreuzgang. Er sah Sky natürlich als Novizen an und packte ihn beim Arm.
»Wo ist Bruder Sulien? Er wird dringend in der Via Larga benötigt – Herzog Niccolò ist vergiftet worden!«
Sandro wurde in einer Taverne in der Nähe des Marktes zum Mittagessen eingeladen. Der Aal war nach einer Suppe und Pasta und einer großen Menge Rotwein in mitteilsamer Stimmung.
»Der Herzog führt etwas im Schilde«, sagte er. »Lass es dir gesagt sein, Sperling. Es wird bald eine Ankündigung geben.«
Eine ungewöhnliche Bewegung in einer Ecke des Marktplatzes fiel Sandro auf.
Fliegende schwarz-weiße Kutten und zwei Gestalten, die mit unwürdiger Eile über den Platz stoben.
»Seht mal«, sagte Sandro. »Dort gehen Sulien und Tino. Was um Himmels willen haben sie vor?«
»S-gibt nurr einen Weg, dasss raussufinden«, lallte der Aal und warf Münzen auf den Tisch. »Komm mit!«
Die beiden Spitzel, Herr und Lehrling, eilten den Mönchen nach. Es war klar, wohin sie rannten: Der große Palazzo auf der Via Larga grenzte hinten fast genau an den Marktplatz.
Als Sulien und Sky den Palast erreicht hatten, hatte sich dort bereits eine kleine Gruppe von Menschen versammelt; Neuigkeiten verbreiteten sich schnell in Talia und die wildesten Gerüchte flogen herum. Der Herzog sei tot, die Chimici seien alle vergiftet worden und die Hochzeiten seien abgeblasen.
Es war Sky keine Zeit zum Nachdenken geblieben. Nachdem der Diener des Herzogs mit seiner beunruhigenden Nachricht eingetroffen war, hatte Sky Sulien in der Kirche gefunden, war mit ihm in die Klosterapotheke geeilt, um Arzneiflaschen zu holen, und dann waren sie den ganzen Weg zum Palazzo di Chimici gerannt. Jetzt führte sie ein anderer Diener außer Atem über das große Treppenhaus in das Schlafgemach des Herzogs, wohin man ihn nach seinem Zusammenbruch getragen hatte.
Der Raum roch Ekel erregend nach Erbrochenem und die Gestalt auf dem Bett schlug in den verschmutzten Laken von Krämpfen geschüttelt und schmerzgepeinigt um sich. Seine Söhne standen daneben und rangen die Hände. Sky erkannte nur Gaetano. Und er nahm an, dass die junge Frau, die versuchte dem Herzog das Gesicht zu waschen, seine Tochter Prinzessin Beatrice war.
Kaum hatten sie das Zimmer betreten, übernahm Sulien das Kommando. »Wer war bei dem Herzog, als er sich vergiftete?«
»Das war ich«, sagte einer der jungen Männer. »Wir haben gemeinsam zu Mittag gespeist.«
»Habt Ihr das Gleiche gegessen?«, wollte Sulien wissen. Er stand schon am Bett des Herzogs und versuchte seinen Puls zu messen.
»Ich habe nichts von den Pilzen genommen«, erwiderte der Prinz. »Ich mag sie nicht. Aber Vater hat sich davon auftun lassen.«
»Und wann sind die ersten Anzeichen einer Vergiftung aufgetreten?«
»Fast sofort. Er klagte über Bauchkrämpfe, als wir etwas Obst aßen. Dann fing er an sich zu erbrechen.«
»Könnt Ihr ihn festhalten?«, sagte Bruder Sulien. »Ich möchte gerne seine Augen untersuchen.«
Sky war beeindruckt, wie entschlossen der Mönch handelte, ganz ohne »Euer Gnaden« und ehrerbietige Verneigungen. Er verstand, dass Eile geboten war, wenn das Leben des Herzogs gerettet werden sollte.
»Ich brauche saubere Tücher und viel heißes Wasser«, sagte der Mönch, nachdem er dem Herzog in die Augen gesehen hatte, die dieser auf beunruhigende Weise verdrehte. »Und warme Decken.«
Er roch an der Schüssel neben dem Bett des Herzogs. »Öffnet die
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