Stadt der Blumen strava3
ehrlich war?«, wollte der Herzog wissen, gerade so, als ob er fragen würde: »Regnet es drau
ßen?«
»Jawohl, Vater«, bestätigte Luca. »Nicht selbst natürlich und auch nicht allzu sehr. Es war eindeutig, dass er die Wahrheit sagte. Er ist schon seit langem in den Diensten unserer Familie.«
»Niemand ist unbestechlich«, sagte der Herzog. »Keiner. Aber ich nehme an, du
hast Recht. Was ist mit dem Diener?«
»Keiner hat ihn gesehen, nachdem er das Mahl serviert hat«, gab Prinz Carlo zu.
»Es ist höchstwahrscheinlich, dass er das Gift beigemischt hat. Wir haben schon Männer losgeschickt, die die Stadt absuchen.«
»Und nach wem suchen sie?«, fragte der Herzog. »Nach einem Mann. Mehr wissen wir nicht von ihm, nicht wahr?«
Carlo schwieg.
»Lasst uns keine Zeit mehr an diesen Diener verschwenden«, entschied der Herzog. »Es ist sein Herr, den wir suchen. Ich weiß, dass ich viele Feinde habe, aber das ist nicht das Werk eines der Stravaganti. Ihre Methoden sind viel subtiler. Im Haus der Nucci müssen wir nach dem Ursprung dieses Anschlags suchen.« Er sah aus, als würde er sogleich selbst aus dem Bett springen, um den Schuldigen festzumachen.
»Ruhe dich jetzt aus, Vater«, sagte Beatrice. »Du bist noch geschwächt und sollst schlafen, um wieder zu Kräften zu kommen.«
»Benötigen wir nicht irgendeinen Beweis, ehe wir die Nucci beschuldigen?«, fragte Prinz Gaetano. »Es ist doch nur eine Vermutung, dass sie dahinter stecken.«
»Dann findet einen Beweis«, fuhr ihn der Herzog an. »Aber solange ich noch drei Söhne habe, die ihrem Vater treu ergeben sind, erwarte ich, dass dieses Verbrechen gerächt wird.«
Sky wartete, bis er und Nicholas nach der Fechtstunde duschten, bevor er seinem Freund von dem Herzog berichtete. Es war die einzige Gelegenheit, bei der er sicher sein konnte, dass Georgia nicht dabei war. Er vermutete nämlich, dass sie es nicht angebracht gefunden hätte, solche schlechten Neuigkeiten zu überbringen.
»Ein Giftanschlag?« Nicholas blieb starr unter der Brause stehen. »Geht es ihm wieder gut?«
»Ja«, sagte Sky. »Er wird wieder ganz gesund. Bruder Sulien hat ihm ein Gegenmittel gegeben.«
»Aber wer steckt nur dahinter?«
Sky zuckte mit den Schultern. »Das weiß keiner.«
»Ich wette, es waren die Nucci«, sagte Nicholas, als sie sich im Umkleideraum trockenrieben. »Das halte ich nicht aus. Ich muss hin.«
»Nach Giglia?«, fragte Sky erstaunt. Nicholas seufzte. »Das geht aber nicht, oder? Mein Talisman kommt aus Remora und ich würde in der Stadt der Sterne landen. Ich könnte von dort ja nach Giglia reiten, aber das würde mindestens einen halben Tag dauern und ich müsste ja am selben Abend wieder nach Remora zurück.« Er rubbelte sich verzweifelt das nasse Haar. »Und es ist auch nicht so einfach, wieder nach Talia zu gehen. Aber es muss sein. Der Gedanke, dass meine Familie in Gefahr ist, macht mich verrückt. Wenn nun jemand versucht Gaetano zu töten?«
Carlo beriet sich nicht mit seinen Brüdern. Er nahm einen Dolch aus einer Truhe in seinem Gemach und versteckte ihn im Schaft seines Wildlederstiefels. Als er die Stufen des Palazzos hinabstürzte, stieß er auf den Mann, von dem er wusste, dass er ein Spitzel seines Vaters war.
»Komm mit«, raunte er ihm zu. »Bring mich dorthin, wo die Nucci sich aufhalten.«
Enrico erkannte sofort, dass es sich um einen Rachefeldzug handelte. Er machte gar nicht erst den Versuch, den Prinzen zu beruhigen oder umzustimmen. Wenn ein Chimici einen Nucci töten wollte, dann war das Angelegenheit der Familie.
Wenn Enrico dabei behilflich sein konnte, würden sie sich dankbar erweisen, und ob der Anschlag nun gelang oder nicht – damit hätte er ein weiteres Familienmitglied der Chimici in der Hand.
Die beiden Männer verließen den Palazzo, gefolgt von einem unscheinbaren Gassenjungen. Der Aal erkannte seinen jungen Lehrling und lächelte vor sich hin; es würde keineswegs schaden, einen weiteren Zeugen zu haben.
Die Nucci würden in ihrem Palazzo in der Nähe von Santa-Maria-im-Weingarten sein, vermutete Enrico, wenn das auch ein ungeeigneter Ort war, um eine Rache durchzuführen. Er empfahl in der Nähe zu warten, bis einer der Nucci herauskäme. Es war fast schon dämmrig, und sobald die Fackeln entzündet waren, würden sich alle feinen Familien in Giglia in ihre besten Kleider werfen und auf den bekannten Plätzen der Stadt flanieren.
Carlo ging völlig unbedarft an die Sache heran: Er wollte den
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