Stadt der Blumen strava3
erinnerte, wie schwer es für ihn war, in diese Richtung zu reisen. Ob er wohl zuerst zu sich nach Hause hatte gehen müssen und ob ihn seine Eltern gesehen hatten?
»Gib ihm ein bisschen von deinem süßen Tee«, sagte sie zu Sky. »Er sieht aus, als ob er ihn brauchen kann.« Lucien ließ sich Tee geben und sah Nicholas voller Bewunderung an, während Georgia ins Bad floh, um die schlimmsten Spuren ihres Weinens zu beseitigen.
»Du siehst ganz erstaunlich aus, Falco. Ich hätte dich fast nicht erkannt.«
»Danke«, sagte Nicholas. »Glaubst du, dass man mich in Giglia erkennt? Immerhin bin ich ein ganzes Jahr älter als ich sein sollte und außerdem am Leben, wo ich doch tot sein sollte.«
»Ich glaube, du brauchst dir keine Sorge zu machen«, sagte Lucien, »außer bei den Mitgliedern deiner Familie. Sie würden dich erkennen, aber sie müssten dich schon aus der Nähe sehen.«
»Ich hab zu Sky gesagt, dass ich mir einen Bart wachsen lassen könnte«, sagte Nicholas. »Aber so lange kann ich nicht warten. Ich will heute Nacht nach Giglia.«
»Ohne Georgia?«, fragte Sky.
Nicholas ging in der kleinen Küche auf und ab. »Natürlich will ich nicht ohne sie reisen! Aber du wirst doch auch dort sein, oder? Und es sieht ja nicht so aus, als ob sie je mitkommen würde.«
»Deswegen bin ich hier«, sagte Lucien. Georgia kam zurück; sie hatte sich inzwischen beruhigt und war bereit seinem Plan zu lauschen.
»Er ist eigentlich ganz einfach«, sagte Lucien. »Obwohl wir dachten, es wäre nicht genug Zeit, um in einer Nacht von Remora nach Giglia und wieder zurückzureisen, gibt es etwas, das wir alle vergessen haben.« Sie sahen ihn verständnislos an.
»Wir haben uns eine Reise per Kutsche oder Pferd vorgestellt, auf der Straße zwischen beiden Städten«, fuhr er fort. »Jeder dieser Wege würde auf der Landstraße des sechzehnten Jahrhunderts mehrere Stunden dauern – es ist ja schließlich keine Autobahn. Aber die Strecke zwischen Remora und Giglia ist nicht so weit – wenn man auf einem Pferd fliegt.«
Georgia begriff sofort. Impulsiv schlang sie die Arme um Lucien und er lächelte ihr zu.
»Genial!«, sagte sie. »Das ist es! Ich könnte zu Paolo reisen und Cesare und die ganze Familie besuchen und dann auf Merla nach Giglia fliegen. Und später fliege ich zurück, bevor es in Talia dunkel wird. Ich könnte meinen Talisman behalten und dennoch nach Giglia kommen!« Jetzt warf sie sich auf Nicholas und wirbelte ihn in einem Tänzchen in der Küche herum. Alle grinsten. Plötzlich war es, als ob sie alle zu einem großen Abenteuer aufbrechen würden.
»Wann können wir los?«, fragte Nicholas. »Wartet mal«, sagte Sky. »Das müssen wir gut planen. Soviel ich weiß, müssen für euch beide die angemessenen Kleider am Ziel bereit liegen und die von Nick müssen zumindest eine Art von Verkleidung sein. Und wie will Georgia mit dem geflügelten Pferd mitten in der Stadt landen? Es gibt ja schließlich keinen Flughafen in Giglia und sie ist noch nie dort gewesen – woher soll sie wissen, wo sie uns treffen kann?«
Das bremste ihre Begeisterung etwas. »Wir können mit Paolo Kontakt aufnehmen und ihm sagen, dass Georgia nach Remora kommt«, sagte Lucien. »Das kann Rodolfo mit seinen Spiegeln erledigen. Und ich bin sicher, dass wir in Giglia Vorkehrungen treffen können, aber Sky hat Recht: Heute Nacht kannst du noch nicht los, Falco. Das braucht alles noch ein wenig Vorbereitung.«
»Könnte er nicht auch ein Novize sein wie ich?«, schlug Sky vor. »Meine schwarze Kutte hat eine Kapuze. Er könnte seine bis übers Gesicht ziehen, wenn jemand in der Nähe wäre, der ihn erkennen könnte. Das könnte Sulien organisieren.«
»Wo komme ich überhaupt an?«, fragte Nicholas. »Bei meiner einzigen Stravaganza bisher bin ich in den Stallungen von Paolo aufgetaucht, weil mein Talisman eine Feder von Merla war. Aber wo dieser Federkiel herkommt, weiß ich nicht.«
»Ich glaube, Sulien hat ihn aus seiner Zelle mitgebracht«, sagte Lucien. »Aber danach erkundige ich mich und auch nach der Möglichkeit, als Novize aufzutreten. Ich kann es Sky sagen, wenn er heute Nacht kommt.«
»Mann, wie frustrierend!«, rief Nicholas aus. »Ich hab den Talisman und kann trotzdem nicht reisen! Wie lange wird es dauern?«
»Nicht länger als ein oder zwei Tage«, beruhigte ihn Lucien. »Ich muss Gaetano informieren und wir Stravaganti müssen darüber reden, wohin du gehen sollst und wo du dich während der Hochzeiten
Weitere Kostenlose Bücher