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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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tatsächlich uralt. Es gab keinerlei Anzeichen mehr dafür, dass er jemals den aufrechten Gang beherrscht hatte. Er hockte da auf allen vieren, wie ein Hund, dem aus irgendeinem Grund humanoide Gliedmaßen mit stilettartigen Klauen gewachsen waren. Der letzte Nachhall seiner Menschlichkeit war schon vor langer Zeit verklungen. Er war zu einem Ding geworden, so abscheulich fremdartig und Furcht einflößend, dass es mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
    Er hatte kein Gramm Fett mehr am Leib. Seine dicke Haut spannte sich so straff über den stahltrossenartigen Muskeln, dass sie aussah wie die Wachshülle eines Anatomiemodells, das ein geisteskranker Bildhauer erschaffen hatte. Er hatte keine Nase mehr – nicht einmal ein Schlitz war ihm davon geblieben. Kräftige, lippenlose Kiefer ragten aus einem ekelerregenden Gesicht und entblößten ein Dickicht aus Reißzähnen. Aus der Rückseite seines deformierten Schädels ragte ein dickes Horn. Die Augen glühten dunkelrot, wie Rubine, die einem Dämon in den Schädel gesteckt worden waren.
    Ich fand das schmerzhaft grelle Licht seines Geistes und wartete im dunklen Hintergrund ab. Wenn Dali es nicht schaffte, würde ich ihn zermalmen, ganz egal, ob mich das nun verriet oder nicht.
    Neben ihm stand der Troll. Es war ein Riesentroll, fast drei Meter groß. Seine Haut war dunkelbraun und runzlig. Es fiel einem nur ein Wort ein, um ihn zu beschreiben: dick. Dicke, baumstammförmige Beine, die in elefantenartigen Klumpfüßen endeten. Ein dicker Oberkörper und darunter etwas, für das die Bezeichnung »Bauch« fast zu niedlich wirkte. Eine dicke Brust. Breite, mit dicken Muskeln bepackte Schultern. Ein dicker Hals, dicker als mein Oberschenkel. Sein dicker, runder Kopf ähnelte einem Baumstumpf mit einem flachen Gesicht. Die Augen lagen tief in den dunklen Höhlen, die Nase war platt, wie bei einer Perserkatze, und der Mund war nur ein schmaler Schlitz. Aus seinem Unterkiefer ragten zwei Hauer und entstellten sein Maul zu einem blöden Grinsen. Er sah aus, als wäre er aus einem riesenhaften Baumstamm geschnitzt und anschließend versteinert worden. Von wegen Speer – an dem würde sich auch eine Kettensäge die Zähne ausbeißen.
    Ganz links wartete ein Mensch, ein Mann. Er war jung und dunkelhäutig und hatte den Kopf kahl geschoren. Er war ausgesprochen athletisch gebaut und splitternackt und hielt zwei gleichartige Schwerter in den Händen. Solche Schwerter hatte ich noch nie gesehen. Sie stellten eine Kreuzung aus einem orientalischen Scimitar und einem japanischen Katana dar. Sie kombinierten das Schmale und Glatte der japanischen Klinge mit der Krümmung und etwas breiteren Spitze des arabischen Krummsäbels. Mit ihrer Länge von gut einem Meter und ihrer Breite, die an der schmalsten Stelle immer noch gut drei Zentimeter betrug, waren diese Klingen ebenso flink wie brachial.
    Als wir die Arena betraten, verwandelte sich dieser Mann. Ein leichter Glanz legte sich über seinen Körper. Seine Gestalt schwoll an und wurde grau. Auf seinen Schultern bildeten sich Panzerungen. Kräftige Handgelenkschoner schlossen sich um seine Unterarme. Ein breiter Metallgürtel mit einem kleinen Kettentuch davor schützte seine Lenden. Sein ganzer Leib glänzte nun vor Feuchtigkeit, die schlagartig trocknete und eine graue, glatte Oberfläche hinterließ. Bis auf die Augen war er nun komplett mit einer Metallschicht überzogen. Er war der silberne Golem.
    Seine beiden Schwerter wiesen genau in meine Richtung. Genau das hatte mir noch gefehlt: ein Blechmann auf Steroiden.
    Wir blieben am Rande des Sandplatzes stehen. Die Magie herrschte unumschränkt. Dali schluckte.
    Ich war mit Slayer bewaffnet und mit einem kürzeren Schwert, das ich mir während des Flairs aus der Waffenkammer des Rudels gemopst hatte. Dieses kürzere Schwert hielt ich Curran hin. »Hältst du das grade mal für mich?« Er nahm es, und ich schnitt mir mit Slayer den Handrücken auf. Ein schöner, nicht allzu tiefer Schnitt. Das Blut quoll in roten Tropfen hervor. Dali zuckte zusammen und wandte sich ab. Ich ließ das Blut an der Schneide des Schwerts entlanglaufen. Mein Vater und Greg drehten sich in diesem Moment sicherlich schreiend in ihren Gräbern um. Ich zog einen Kreis in den Sand, Durchmesser etwa sechzig Zentimeter, und ließ eine kleine Lücke darin. Dann nahm ich ein Stück Verbandsmull und drückte es auf meine Hand, bis es sich mit Blut vollgesogen hatte.
    Dieses Stück Mull gab ich an Dali

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