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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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voller Wucht und warf ihn um.
    Ich wirbelte herum. Dali hockte innerhalb des Wehrs und hielt sich die Hände schützend über den Kopf. Ihr Gesicht und ihre Schultern waren blutig, und in ihrer Bluse klaffte ein Schnitt. Die Wunde darunter hatte sich jedoch schon wieder geschlossen.
    Der Golem hieb auf sie ein, seine Klingen waren ein einziger Wirbel aus Metall, und prallte damit von dem Wehr ab, und jeder Hieb ließ es burgunderrot aufleuchten. Neben Dali sank ein verwesendes Fleischhäufchen in sich zusammen, und obendrauf klebte ein kleiner Streifen Reispapier, auf dem ein einzelnes japanisches Schriftzeichen zu erkennen war.
    Sie hatte es geschafft. Sie hatte den Vampir buchstäblich plattgemacht.
    »Bist du okay?«, rief ich ihr zu. Zu spät fiel mir wieder ein, dass sie mich in dem Wehr ja überhaupt nicht hören konnte.
    Sie hob den Kopf, erblickte mich und reckte einen Daumen.
    »Hey, Blechbüchse!«, brüllte ich. »Lass mal sehen, was du draufhast!«
    Der Golem wandte sich um, wirbelte dabei eine Sandwolke auf und stürzte auf mich zu. Ich erwartete ihn mit erhobenem Schwert.
    Er schlug zu. Die Klinge pfiff um Haaresbreite an meiner Wange vorbei – ich spürte den Luftzug auf der Haut. Er war tatsächlich übernatürlich schnell. Aber ich war ja auch keine Anfängerin. Was Schnelligkeit anging, war ich ihm durchaus gewachsen.
    Er hieb und hieb und hieb.
    Ich blockte ihn jedes Mal ab, ließ seine Klinge an meiner abgleiten. Eine altbekannte und sehr willkommene Wärme machte sich in meinem Körper breit. Meine Muskeln wurden geschmeidig, meine Bewegungen fließend. Der Golem war schnell und gut trainiert. Doch ich war ebenfalls schnell und besser trainiert als er.
    Die Klingen verschwammen. Ich lachte auf und wehrte ihn weiter ab. Willst du es wirklich? Also gut, dann sollst du es haben .
    Meine einzige Chance bestand darin, ihn zu ermüden. Es war nicht leicht, jemandem ein Schwert ins Auge zu rammen. Leider waren die Augen die einzigen Stellen an ihm, an denen er noch verletzbar war.
    Minuten vergingen in einem Gewitter glänzender Klingen. Das Publikum war so still geworden, dass man nur noch das Scheppern der Schwerter hörte. Er konnte das nicht ewig durchhalten, ich aber lief gerade erst warm.
    Dann ragte mit einem Mal Curran hinter dem Golem empor. Und dieser kurze Blick auf ihn kam mich teuer zu stehen: Ein gut platzierter Hieb traf mich an der linken Schulter.
    »Nein!«, brüllte ich.
    Curran packte den Golem von hinten und versuchte, ihm den Hals zuzudrücken. Sein silbernes Äußeres geriet in Bewegung, dann schossen Metallstacheln aus seinem Rücken hervor und Curran direkt in die Brust.
    Curran brüllte vor Schmerz.
    Dieser Laut erschütterte die ganze Grube. Der Schmerz und dieses Getöse zusammen zwangen mich beinahe in die Knie. Im Publikum schrien Leute auf und hielten sich die Ohren zu.
    Auf Currans Leib zeigten sich graue Stellen und ätzten ihm das Fell weg. Doch der Idiot drückte einfach nur noch fester zu. Der Golem wirbelte herum, seine Bewegungen waren ein wenig verlangsamt, und die Stacheln ragten Curran nun sogar zum Rücken heraus …
    Das ganze Universum schrumpfte auf Curran und seinen Schmerz zusammen. Ich musste ihn retten. Alles andere spielte jetzt keine Rolle mehr.
    Ich griff den Golem an und gab mir dabei auf der linken Seite eine leichte Blöße. Der Golem merkte es sofort. Er stach zu, und ich versuchte gar nicht erst, ihn abzuwehren. Die schlanke Klinge traf mich am Brustkorb, zwischen zwei Rippen. Ein eiskaltes Stechen, gefolgt von brennendem Schmerz.
    Dann stieß ich ihm Slayer ins linke Auge.
    Die Klinge glitt ganz mühelos hinein. Ich legte meine ganze Kraft in diesen Stoß. Es war ein absoluter Ausnahmehieb.
    Der Golem riss das Maul auf. Seine Silberhaut erbebte und schwand dahin, und während sie schwand, drang ein verblüffter Schmerzschrei aus der Tiefe seiner Kehle, erst noch gedämpft, dann immer lauter.
    Curran löste sich und brach dabei die Stacheln ab.
    Nun waren auch die letzten Silberreste von der Haut des Golems verschwunden. Er ging in die Knie. Ich stellte ihm meinen Fuß auf die Schulter und riss ihm die Schwertklinge aus dem Kopf. Er fiel mit dem Gesicht voran in den Sand. Ich ging davon, quer durch die Grube, und schob meine Hand durch das Blutwehr.
    Es erstarrte rings um mein Handgelenk und leuchtete rot auf. Einen Moment lang war Dali von einer durchsichtigen roten Säule umschlossen, die dann zerbarst und sich schließlich in Luft auflöste.

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