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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Kinderkacke.« Sein Gesicht sagte etwas anderes, aber das konnte Andrea nicht sehen. »Ehe du dich’s versiehst, bist du wieder auf den Beinen.«
    »Und Raphael findet dich in deiner wahren Gestalt absolut sexy. Er ist doch ein kleiner Perverser, schon vergessen? Also los, Andrea. Komm, du kannst das.«
    Raphael hielt sie weiter in den Armen. »Wandele die Gestalt, Süße. Du kannst es. Lass es einfach geschehen.«
    Die grauen Flecken wurden größer. Andrea hielt meine Hand fest, zerdrückte mir fast die Finger.
    »Wandele dich, Andrea. Du bist mir immer noch ein Mittagessen schuldig, weißt du das?«
    »Nein, bin ich nicht«, presste sie hervor.
    »Doch, bist du. Raphael und du, ihr seid abgezwitschert und habt mich mit der Rechnung sitzen lassen. Wenn du mir jetzt stirbst, kannst du dich nie wieder revanchieren, und ich bin echt zu geizig, um das zuzulassen. Lass es geschehen.«
    Andrea riss den Kopf nach hinten, und er prallte an Raphaels Brust. Sie schrie auf. Ihr Gewebe geriet in Aufruhr und verwandelte sich in einen anderen Körper, ein schlankes, langbeiniges Geschöpf mit kurzem Fell. Ihr Gesicht wurde zu einer Mischung aus Mensch und Hyäne. Im Gegensatz zu den Bouda-Gestaltwandlern, deren Zwischengestalt allzu oft ein scheußlicher Mischmasch aus nicht zueinanderpassenden Teilen war, war Andrea ein wohlproportioniertes, schönes, elegantes Wesen. Zu schade, dass sie es selbst nicht so sah.
    Doolittle betastete mit den Fingern der linken Hand ihren Bauch. In der Rechten hielt er ein Skalpell. »Wenn ich gleich schneide, drückst du. Ganz einfach, so wie du es geübt hast.«
    »Geübt?«, fragte Andrea mit erstickter Stimme.
    »Die Silber-Extraktionsübungen«, erwiderte Doolittle.
    »So was hab ich nie geübt!«
    Natürlich hatte sie das nie geübt. Sie tat ja so, als wäre sie keine Gestaltwandlerin. »Sie weiß nicht, wie das geht«, sagte ich.
    Andrea krampfte sich zusammen. Raphael hielt sie fest. Ihr Gesicht war nun vollkommen blutleer.
    »Das Silber brennt. Dein Gewebe versucht, davor zurückzuweichen, und zieht es damit nur noch tiefer und tiefer in deinen Körper hinein. Du musst dagegen ankämpfen«, sagte Doolittle. »Das geht gegen alle Instinkte, aber wenn ich jetzt schneide, musst du dich anspannen und dagegendrücken, um das Silber aus deinem Körper herauszupressen.«
    »Das kann ich nicht«, keuchte Andrea.
    »Doch, du kannst «, erwiderte Raphael. »Jeder kann das. Das wird schon den kleinen Kindern beigebracht. Du bist eine Ritterin des Ordens. Du kannst doch wohl so eine lächerliche Nadel aus deinem Körper herausdrücken. Und jetzt hör auf zu heulen und hier einen auf Selbstmitleid zu machen.«
    »Ich hasse dich!«, fauchte sie.
    Doolittle richtete das Skalpell auf den größten grauen Fleck. »Bist du bereit?«
    Er schnitt, ohne eine Antwort abzuwarten. Schwarzes Blut quoll aus der Wunde. Andrea drückte meine Hand, schrie, spannte sich an, und dann schob sich langsam eine Silbernadel aus ihrem Bauch.
    Doolittle wischte ihr mit einem Tupfer das mit Silber kontaminierte Blut von der Haut. »Braves Mädchen. Sehr gut. Und jetzt machen wir das gleich noch mal.«
    Als es ausgestanden war, trug Raphael Andrea in die Dusche und murmelte ihr dabei zärtliches Gesäusel ins Ohr. Mein Job war erledigt. Ich ging in den Schlafraum und fand dort Dali, die gerade Derek den Rücken aufschnitt, um die Nadeln herauszubekommen. Im Gegensatz zu Andrea hatte Derek das geübt, daher ging es bei ihm viel schneller vonstatten. Er scherzte sogar mit Dali, während die an ihm herumschnippelte.
    Doch dort konnte ich nicht bleiben. Ich wollte allein sein. Ich ging hinaus auf den Korridor, und erst dort setzte verspätet der Schock über diesen Kampf bei mir ein. Kleine schmerzhafte Funken tanzten über meine Haut, und ich empfand eine große Erleichterung, die aber gleich darauf wieder in besorgte Anspannung überging.
    Vom anderen Ende des Korridors kam eine Frau in einem Sari auf mich zu, flankiert von zwei Männern der Red Guard. Sie trug eine Metallschatulle in den Händen. Ich wich in unser Quartier zurück und versperrte den Eingang.
    Die Frau und die beiden Wachen blieben vor mir stehen. Sie lächelte mir zu. »Ein Geschenk. Für den Mann mit dem zerschmetterten Gesicht.«
    Ich nahm die Schatulle entgegen. »Ich sorge dafür, dass er’s kriegt.«
    Ihr Lächeln wurde breiter.
    »Das ist aber eine schöne Haut, die Sie da tragen«, sagte ich zu ihr. »Die ursprüngliche Besitzerin hat bestimmt sehr laut

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