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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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klang tiefer, als ich sie in Erinnerung hatte. »Schließlich geht es darum, um Erlaubnis zu bitten.«
    Er trat in mein Gesichtsfeld, griff am Nachbartisch nach einem Stuhl und musste feststellen, dass der am Boden festgeschraubt war. Da griff er etwas fester zu und riss den Stuhl mit einer Hand aus der Verankerung, woraufhin vier Schrauben aus dem Beton ragten. Er stellte den Stuhl neben meinen, mit der Lehne voran, ließ sich wie auf einem Pferd darauf nieder und verschränkte die Unterarme auf der Rückenlehne, um seine wie gemeißelten Bizepse zur Geltung zu bringen.
    Warum immer ich?
    »Und um deine Frage zu beantworten: Ja, du darfst mir die Füße küssen. Normalerweise lege ich großen Wert auf die Wahrung meiner Privatsphäre, aber du bist ja schließlich eine Freundin des Rudels, und deine Dienste haben sich schon das eine oder andere Mal als nützlich erwiesen. Und ich bin stets bestrebt, den Freunden des Rudels jeden Wunsch zu erfüllen. Mir stellt sich nur die Frage: Wenn du mir die Füße küssen würdest, wäre das dann eine Geste der Ehrerbietung? Oder wäre es nur das Vorspiel?«
    Raphael wurde noch ein wenig bleicher und neigte den Kopf. »Bitte um Erlaubnis, mich entfernen zu dürfen, Mylord … «
    Curran nickte.
    Raphael ergriff Andreas Hand.
    Andrea zuckte zusammen. »Aber … «
    »Wir müssen jetzt los.« Raphael lächelte leicht nervös. Er floh, zerrte Andrea mit sich und ließ mich mit Curran allein. Verräter.

Kapitel 5
    D u hast meine Frage noch nicht beantwortet«, sagte Curran. »Was wäre es?«
    »Nein«, sagte ich.
    Curran grinste, und mein Herz machte einen kleinen Sprung. Damit hatte ich nicht gerechnet.
    »Das ist alles? Das ist deine geistreiche Entgegnung?«
    »Yep.« Eloquenz hoch zehn. In Gefahr immer schön einsilbig bleiben – das ist sicherer.
    Curran legte sein Kinn auf die verschränkten Unterarme. Eigentlich machte er nicht viel her. Er trug an diesem Tag eine ausgeblichene Bluejeans und ein gräulich-blaues Polohemd. Es ist gar nicht so einfach, in einem Polohemd mordsgefährlich zu wirken, aber er kriegte das irgendwie hin. Vielleicht lag es daran, dass das Hemd die Umrisse seiner Brust und Schultern nicht verbarg. Wenn er diese Muskeln angespannt hätte, wäre das Hemd vermutlich aufgeplatzt. Ich wusste, dass der Körper darunter hart wie eine Rüstung war.
    Vielleicht lag es aber auch weniger an seinem Körper als vielmehr an seiner Ausstrahlung. Wenn er wollte, konnte von Curran eine immense Bedrohlichkeit ausgehen. Ich hatte gesehen, wie er vor Zorn gebrüllt hatte, und ich hatte ihn eine eisige, zu allem entschlossene Wut an den Tag legen sehen, und ich hätte nicht sagen können, welches davon Furcht einflößender war. Das goldfarbene Feuer seiner Augen löste in mir eine Urangst aus, ein Gefühl, das aus der Zeit der allerersten Lagerfeuer stammte, älter als alle Vernunft, aus jener Menschheitsepoche, da das Leben von der Furcht vor den Krallen und Zähnen der Raubtiere beherrscht war und davor, gefressen zu werden. Diese Angst hielt mich gefangen. Und sie ließ sich nicht mit rationalen Argumenten wegdiskutieren. Ich musste mit reiner Willenskraft dagegen ankämpfen, und bisher hatte ich mich dagegen behauptet, aber es war nicht gesagt, dass mir das jedes Mal wieder gelingen würde, wenn er mich mit seinem Alpha-Blick bedachte.
    Curran musterte mich ausführlich. Ich tat es ihm gleich und guckte dabei ebenso selbstgefällig wie er. Blondes Haar, so kurz geschnitten, dass man nicht hineingreifen konnte. Die Nase sah aus wie gebrochen und nie wieder richtig zusammengewachsen, was für einen Gestaltwandler, zumal einen von Currans Kaliber, sehr sonderbar war. Graue Augen … Ich sah in diese Augen und sah in ihren Tiefen winzige goldfarbene Funken tanzen. Und mein Herz machte erneut einen Sprung.
    Ich stecke wirklich bis über beide Ohren in Schwierigkeiten .
    »Es gefällt mir, wie du dein Haar trägst«, sagte er.
    Da ich freihatte, trug ich mein Haar offen. Normalerweise band ich es zu einem Zopf oder Knoten, damit es mir nicht im Wege war, doch heute hing es einfach so herab, als dunkelbraune Wand beiderseits meines Gesichts, die sich in der leichten Brise regte.
    Ich spannte mein Handgelenk an, schnippte aus dem ledernen Gelenkschoner eine Silbernadel auf meinen Handteller, band mir das Haar zu einem Knoten, steckte ihn mit der Silbernadel fest und schenkte Curran schließlich die Andeutung eines Lächelns. So.
    Er lachte. »Süß. Wirst du’s denn nie

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