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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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die Kinnlade herunter.
    »Tante, hm?«, sagte ich, um irgendetwas zu sagen.
    Raphael nickte. »Mit so was hat der Bouda-Clan früher sein Geld verdient. Wir haben Wetten auf unsere Leute abgeschlossen. Es war ja damals eine völlig andere Situation. Heute haben wir das Rudel, das uns mit Geldmitteln versorgt. Wir entwerfen ein Budget, wir haben einen Anlageplan und besitzen Unternehmensanteile. Damals aber gab es noch kein Rudel. Es gab nur die einzelnen Clans, und wir waren auf Gedeih und Verderb auf uns selbst angewiesen.«
    Der Bouda-Clan zählte keine zwanzig Mitglieder. Sechzehn Jahre zuvor mussten es sogar noch weniger gewesen sein. Und es musste sehr schwierig gewesen sein, das Überleben des Clans zu sichern. »Und wer war beim Finale in der anderen Mannschaft?«
    »Vier Navigatoren vom Volk.« Raphael zählte sie an den Fingern ab. »Ryo Montoya, Sam Hardy, Marina Buryatova-Hardy und Sang. Und so sehr ich die Scheißkerle auch hasse – es war ein verdammt gutes Team.«
    Daran hatte ich keinerlei Zweifel.
    »Wieso hat sich denn das Volk auf so einen Kampf eingelassen?«, fragte Andrea stirnrunzelnd.
    »Sie bauten damals das Casino. Angeblich war viel Geld verschwunden, und das musste schnell wieder ersetzt werden, sonst hätte ihnen die Chefetage die Hölle heiß gemacht. Daher setzten sie hohe Summen und mussten unbedingt gewinnen.«
    »Und was geschah dann?« Ich beugte mich vor.
    Raphael verzog das Gesicht. »Die Leute vom Volk waren im Vorteil. Die Blutsauger rissen die Ratte entzwei und verteilten die Gedärme meiner Tante über die Kampfarena. Andorf’s Seven schienen erledigt.«
    »Und dann?«
    »Dann ist Andorf ausgerastet. Keiner weiß, ob er zum Loup wurde oder einfach nur Amok lief – so was kommt bei Bären nämlich manchmal vor. Er nahm seine Tiergestalt an, riss die Vampire in Stücke, schlug dem Wolf den Schädel ein, durchbrach den Zaun rings um die Arena und stürzte sich auf die Navigatoren. Die liefen davon, und er jagte ihnen hinterher – kreuz und quer durchs Publikum. Und dabei machte er alles nieder, was ihm in die Quere kam. Schließlich tötete er alle vier Navigatoren und über hundert Zuschauer. Dann floh er und entkam.«
    »Ach du dicke Scheiße.« Andrea leerte ein Drittel ihres Milkshakes.
    »Ja. Kein schöner Abschluss für diesen Abend.«
    Ein riesiger, wahnsinnig gewordener Werkodiak lief frei auf den Straßen von Atlanta herum. Ein Kodiakbär, der ein geschulter Kämpfer war, so intelligent wie ein Mensch und stärker, größer und fieser als ein normaler Kodiakbär. Das war der Gestaltwandler- GAU .
    »Es gab eine Großfahndung«, sagte Raphael. »Und Andorf versteckte sich in Unicorn Lane.«
    Dieser Bereich voller starker, ungezähmter Magie zog sich wie eine Narbe quer durch Downtown Atlanta. Selbst wenn die Technik herrschte, wirkte dort auch noch die Magie. Nicht einmal die Supernatural Defense Unit des Militärs wagte es, sich allzu lange dort aufzuhalten.
    »Eine Versammlung der Clans wurde einberufen, um zu klären, wie man mit diesem Schlamassel fertig werden sollte, denn nun war echt die Kacke am Dampfen. Das Volk rief dazu auf, alle Gestaltwandler zu vertreiben. Religiöse Fanatiker holten diesen Schwachsinn von wegen ›Das Zeichen der Bestie‹ aus der Mottenkiste. Schlimmer hätte es nicht mehr kommen können. Dieses Desaster musste bereinigt werden, und zwar schnell. Und der Clan der Wölfe war der größte.«
    »Natürlich«, schnaubte Andrea.
    »François Ambler führte damals den Wolfsclan an, und die Leute verlangten von ihm, er sollte losziehen und Andorf zur Strecke bringen. Aber er weigerte sich. Wie meine Mutter mir das erzählt hat, ist er einfach aufgestanden und gegangen. Hat den Clan verlassen, die Alphawürde niedergelegt und ist aus der Stadt verschwunden. Was anschließend geschah, wissen nur die Alphas. Ich kann euch bloß die Ergebnisse berichten: Drei Tage später lag Andorfs Kopf auf den Stufen des Kapitols. Und noch einmal zwei Tage später wurde Curran zum Herrn der Bestien ernannt. Und das erste Gesetz, das er erließ, untersagte es Mitgliedern des Rudels, an den Midnight Games teilzunehmen oder Wetten abzuschließen.«
    Ich zählte es in Gedanken ab. 2024 war ich neun Jahre alt gewesen. Curran war nur ein paar Jahre älter als ich … »Wie alt war er da?«
    »Fünfzehn.«
    »Oh, Mann.«
    Raphael nickt. »Ja.«
    Wir saßen eine geschlagene Minute lang schweigend da, mussten diese Geschichte erst mal verdauen. Die vagen Hoffnungen, die

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