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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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ich mir gemacht hatte, innerhalb des Clans ein offenes Ohr für Dereks Probleme finden zu können, hatten sich gerade in Luft aufgelöst. Das war ein Gesetz, bei dem es keinen Ermessensspielraum gab. Was sollte ich jetzt tun?
    Andrea rührte in ihrem Milkshake. »Apropos: Wie steht’s denn überhaupt zwischen Curran und dir?«
    Es gab Momente im Leben, da hätte ich gern über sehr große übersinnliche Fähigkeiten verfügt. Wie etwa über die Gabe der Telekinese. Meist hätte ich diese Fähigkeiten gern besessen, um meine Gegner damit vernichten zu können, doch in diesem Augenblick wäre es mir darum gegangen, Andrea den Stuhl, auf dem sie saß, fortzureißen, auf dass sie mit Schmackes auf den Arsch geplumpst wäre.
    Schließlich begnügte ich mich damit, mir dreimal über die linke Schulter zu spucken.
    »Willst du damit das Böse abwehren?«, fragte Raphael und machte große Augen.
    »Na ja, ihr habt beide den verbotenen Namen ausgesprochen. Da muss ich Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Jetzt brauche ich noch irgendwas aus Holz. Beug dich mal bitte vor, Andrea, damit ich an deinen Kopf klopfen kann.«
    Andrea lächelte.
    »Um deine Frage zu beantworten: Zwischen uns steht es bestens. Ich habe ihn seit zwei Monaten nicht gesehen, und es könnte mir gar nicht besser gehen. Wenn mein Glück weiter anhält, hat er das Interesse an mir verloren und jemand anderen gefunden, dem er zu seiner Belustigung nachstellen kann.«
    Während des Flairs hatte Curran endlich eine Möglichkeit gefunden, sich an mir für all die Male, die ich ihn beinahe zur Weißglut getrieben hatte, zu rächen: Er hatte mir gesagt, ich würde früher oder später mit ihm schlafen und ihm anschließend sogar für die mir im Bett erwiesenen Dienste danken. Doch eher fror die Hölle zu.
    »Soweit ich weiß, hat er niemanden gefunden«, sagte Raphael. »Seit dem Flair hat man ihn mit keiner Frau mehr gesehen. Das ist nicht so schrecklich ungewöhnlich für ihn, aber normal ist es andererseits auch nicht.«
    Ich verdrehte die Augen. »Und das bedeutet?«
    Raphael beugte sich vor und senkte die Stimme. »Hast du mal gesehen, wie ein Löwe Jagd auf eine Herde macht?«
    »Nein.«
    »Sie gehen sehr zielstrebig dabei vor. Wenn ein Löwe einer Herde nachstellt, schleicht er sich erst mal an und verschafft sich einen Überblick, um sich ein Beutetier auszusuchen. Dabei lässt er sich viel Zeit. Die Hirsche oder Büffel merken nicht, dass er überhaupt in der Nähe ist. Wenn er sich sein Beutetier ausgesucht hat, schießt er aus seinem Versteck hervor und packt es. Und auch falls dabei ein anderes, ebenso brauchbares Tier in seine Nähe kommt, weicht er nicht vom einmal eingeschlagenen Kurs ab. Er hat sich entschieden und würde lieber hungern, als es sich anders zu überlegen. Wenn du mich fragst, ist das dumm, aber so sind Löwen nun mal. Ich hingegen lasse mir ja nur sehr ungern eine Gelegenheit entgehen.«
    »Ja.« Andreas Stimme troff vor Sarkasmus.
    Raphael schenkte ihr einen gekränkten Blick. »Ich bin, der ich bin.«
    »Du bist zuallererst einmal ein Mensch. Du sitzt hier in Menschengestalt, trägst Menschenkleider, gibst Menschenlaute von dir. Es ist ziemlich offensichtlich, welcher Teil von dir das Sagen hat. Doch wenn jemand auf deine Ausschweifungen zu sprechen kommt, fuchtelst du mit den Händen und sagst: ›Oh, nein, oh, nein, das ist das Tier in mir! Ich kann absolut nicht dagegen an!‹« Andrea fing sich wieder und verstummte.
    Ich wechselte das Thema. »Ich glaube, du misst unserer Beziehung zu große Bedeutung bei. Ich bringe Curran nun mal unweigerlich auf die Palme, und er hat jetzt eine Möglichkeit gefunden, wie er mir ebenfalls auf die Nerven gehen kann. Weiter ist da nichts.«
    »Da könntest du recht haben«, sagte Raphael.
    »Was Seine Majestät braucht, ist ein Soll-ich-Girl. Und das bin ich nun mal nicht.«
    »Ein Soll-ich-Girl?«, wiederholte Andrea und runzelte die Stirn.
    Ich lehnte mich zurück. »›Soll ich Euch etwas zu essen bringen, Euer Majestät? Soll ich Euch erzählen, wie stark und mächtig Ihr seid, Euer Majestät? Soll ich Euch den Pelz lausen, Euer Majestät? Soll ich Euch die Füße küssen, Euer Majestät? Soll ich … ‹«
    Ich bemerkte, dass Raphael mit einem Mal ganz starr dasaß und den Blick auf eine Stelle knapp oberhalb meines Kopfes gerichtet hielt.
    »Er steht direkt hinter mir, nicht wahr?«
    Andrea nickte.
    »Streng genommen müsste es ›dürfte ich‹ heißen«, sagte Curran, und seine Stimme

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