Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
war zerschmettert, der Schädel mit solcher Wucht eingeschlagen, dass er eine schaufelförmige Gestalt angenommen hatte. Das Brustbein war herausgeschnitten, die Rippen ragten aus dem dunklen Blutbrei.
    Das Schwarz-Weiß-Foto wirkte auf der rot-weiß karierten Tischdecke vollkommen fehl am Platz. Wie ein Loch, durch das man in eine abscheuliche andere Welt blicken konnte.
    Jim trank einen Schluck Tee. »Doc, das ist ja der pure Honig.«
    »Ein bisschen was Süßes hat noch keinem geschadet.« Doolittle schaute ein wenig gekränkt und schenkte mir von seinem Sirup nach.
    Jim schüttelte den Kopf. »Die Midnight Games. Vor sechzehn Jahren ist da ein Meisterschaftskampf aus dem Ruder gelaufen. So ein großer, dummer Scheißbär ist ausgerastet. Hat jede Menge unbeteiligte Zuschauer umgebracht.«
    Ich unterbrach ihn nicht. Endlich redete er, und ich wollte nichts tun, das dazu geführt hätte, dass er wieder damit aufhörte.
    »Viele Leute hätten sich damals freiwillig melden sollen, um den Bären zur Strecke zu bringen, und haben es nicht getan. Curran aber hat es auf sich genommen und hat den Job erledigt. Wie es sich für einen Alpha gehört. Anschließend war klar, wer der Anführer sein sollte.«
    Jim beugte sich vor und stützte sich auf dem Tisch ab. »Das erste Gesetz, das ein Alpha erlässt, muss Bestand haben. Dieses Gesetz zeigt, wofür der Alpha steht. Und der Alpha muss dieses Gesetz hüten, komme, was da wolle, denn wenn er zulassen würde, dass jemand dieses Gesetz infrage stellt, würde damit seine gesamte Herrschaft infrage gestellt. Und Currans erstes Gesetz lautete: ›Finger weg von den Games.‹ Und das ist ein gutes Gesetz«, fuhr Jim fort. »Wir müssen uns wirklich nicht mit einem Verein abgeben, der nur darauf aus ist, uns auf unterhaltsame Weise abzuschlachten. Selbst das Volk hält sich davon fern, seit das Ganze in den Untergrund abgewandert ist.«
    Er verstummte. Wie Curran verbarg auch Jim meist seine Emotionen. Nun aber verrieten ihn seine Augen. Sie blickten betrübt und besorgt. Er hielt es in Schach, aber ich spürte es. Jim war nicht wohl in seiner Haut. Irgendetwas plagte ihn.
    »Und was hat dich dazu gebracht, die Finger dennoch nicht von den Games zu lassen, Jim?«, lieferte ich ihm das Stichwort.
    »Sie importieren Gestaltwandler. Manche davon sind ganz okay. Vor ein paar Monaten brachten sie eine Bergkatze aus Missouri her, das war eine anständige Frau. Aber manche sind auch Abschaum. Die kommen hierher, um unser Territorium auszukundschaften. Sie stellen eine Gefahr dar. Das ist ein Sicherheitsproblem, und deshalb muss ich mich darum kümmern.«
    Nun fügten sich die Puzzleteile allmählich ineinander. »Du hast bei den Games einen Maulwurf eingeschleust. Und du hast Curran nichts davon gesagt, weil du glaubtest, er würde diese Sache nicht vernünftig angehen.« Jim hatte es auf sich genommen, eine Entscheidung zu treffen, die nur dem Herrn der Bestien zustand. Das war, um es vorsichtig auszudrücken, keine gute Idee gewesen.
    Jim schob mir ein Foto hin. »Garabed. Eine gute, starke Katze. Armenier. Den haben wir nur einen Block von unserer nördlichen Dienststelle entfernt gefunden.«
    Jetzt verstand ich. Jim hatte einen toten Gestaltwandler, und er konnte Curran nichts davon erzählen, da ihm klar war, dass Curran die ganze Sache dann abblasen würde. Der Herr der Bestien musste dafür sorgen, dass seine Gesetze eingehalten wurden. Doch nachdem nun einer seiner Leute dabei draufgegangen war, konnte Jim nicht mehr zurück. Er musste den Schuldigen finden und ihn bestrafen. Erstens, um für den Tod des Mannes Vergeltung zu üben, und zweitens, weil seine Leute ihn fallen lassen würden, wenn er es nicht tat. Die erste Pflicht eines Alphas bestand darin, seinen Clan zu beschützen, und Jims Leute, sein Team, waren für ihn wie ein Clan.
    »Und bei Garabed gab es auch keine Anzeichen dafür, dass er seine Gestalt gewandelt hätte?«, fragte ich.
    »Nein. Keine.«
    An Jims Stelle hätte ich nun erneut jemanden in die Games eingeschleust. Jemanden, der klug und fähig war. Jemanden, der sich nicht so leicht zur Strecke bringen ließ …
    »Und dann hast du Derek eingeschleust.«
    Jim nickte. »Er ist der beste verdeckte Mitarbeiter, den ich habe. Er sieht aus wie … « Die Worte blieben ihm im Halse stecken. »Er sah aus wie ein hübscher, dummer Junge. Keiner beachtet ihn. Aber ihm entgeht nichts.«
    »Und was geschah dann?«
    Jim verzog das Gesicht. »Nachdem er etwa einen Monat

Weitere Kostenlose Bücher