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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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mehr als alles, was ich für euch getan habe.« Ich erhob mich. Stechende Schmerzen fuhren mir durchs Bein. »Ist Derek okay?«
    Eisiges Schweigen.
    »Himmel Herrgott noch mal, Jim! Ist der Junge okay?«
    Er schwieg. Nach all der Scheiße, die wir gemeinsam durchgemacht hatten, ließ er mich jetzt außen vor. Einfach so. Die Loyalität, die mich mit Derek verband, bedeutete ihm nichts. Die Jahre, die ich damit verbracht hatte, auf Jim aufzupassen, während er auf mich aufpasste, bei unseren gemeinsamen Einsätzen für die Söldnergilde, das alles bedeutete gar nichts mehr. Mit einer einzigen Entscheidung hatte Jim das bisschen Standing weggewischt, das ich mir in den vergangenen sechs Monaten unter größten Mühen beim Rudel erkämpft hatte. Und nun saß er einfach nur da, eiskalt, wie ein Fremder.
    Schließlich sagte er: »Du solltest jetzt gehen.«
    Nun hatte ich die Schnauze wirklich gestrichen voll. »Also gut. Du sagst mir nicht, warum deine Leute über mich hergefallen sind. Du lässt mich Derek nicht sehen. Das ist dein gutes Recht. Wenn du es so haben willst, dann kannst du es so kriegen: James Damael Shrapshire, in Ihrer Eigenschaft als Sicherheitschef des Rudels haben Sie zugelassen, dass Mitglieder des Rudels, die Ihrem Befehl unterstanden, einem Mitarbeiter des Ordens vorsätzlich Körperverletzungen zufügten. Mindestens drei der an diesem Überfall Beteiligten befanden sich in der Zwischenform der Gestaltwandler. Nach den Gesetzen des Bundesstaates Georgia ist ein Gestaltwandler in dieser Zwischenform gleichzusetzen mit jemandem, der eine tödliche Waffe trägt. Demzufolge fallen Ihre Taten unter den Paragraphen 16/5, Absatz 21 (c) des O.C.G.A., gefährliche Körperverletzung im Amt, zu ahnden mit einer Freiheitsstrafe von fünf bis zwanzig Jahren. Ich werde innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden beim Orden Anzeige gegen Sie erstatten. Ich kann Ihnen nur empfehlen, juristischen Beistand zu suchen.«
    Jim starrte mich an. Die Härte wich aus seinem Blick, und er wirkte nur noch verblüfft.
    Ich hielt diesem verblüfften Blick eine ganze Weile stand. »Ruf mich nicht an, und komm nicht vorbei. Wenn du irgendwas brauchst, halte dich an den Dienstweg. Und wenn wir uns das nächste Mal sehen und du mir dumm kommst, mach ich dich platt, da kenn ich nichts. Und nun gib mein Schwert her, denn ich hau jetzt ab, und keiner von euch Idioten sollte es wagen, sich mir in den Weg zu stellen.«
    Ich marschierte zur Tür.
    Jim stand auf. »Im Namen des Rudels bitte ich um Entschuldigung … «
    »Nein. Das Rudel ist nicht schuld daran. Du bist schuld daran.« Ich griff nach der Türklinke. »Ich bin so wütend auf dich, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Kate … warte.«
    Jim kam zu mir, öffnete die Tür und hielt sie mir auf. Draußen auf dem Korridor hockten drei Gestaltwandler auf dem Fußboden: eine zierliche Frau mit kurzem, dunklem Haar, ein Latino und der ältere Bodybuilder, der sich mir in der Dead Cat Street in den Weg gestellt hatte. Ein kurzer, dunkelgrauer Strich zog sich über den Hals der Frau, wo der Lyc-V durch den Kontakt mit Silber abgestorben war. Hallo, Brenna. Sie hatten ihr wahrscheinlich den Hals aufschneiden müssen, um die Nadel herauszubekommen. Der Schnitt war verheilt, aber der Körper würde noch ein paar Tage brauchen, bis die graue Verfärbung wieder verschwand. Gestaltwandler hatten Schwierigkeiten mit sämtlichen Münzmetallen – deshalb trugen sie meist auch nur Schmuck aus Stahl oder Platin – , und was die Toxizität für den Lyc-V anging, war Silber noch viel wirksamer als Gold oder Kupfer.
    Die Gestaltwandler sahen Jim an.
    Muskeln arbeiteten rund um seine Kiefer. Unter dem schwarzen T-Shirt spannten sich seine Schultern an. Er stand mit dem Rücken zu einer Wand, die nur er selber sehen konnte. »Mein Fehler.«
    »Dein Fehler?« Mehr hatte er dazu nicht zu sagen? Das war alles?
    Er überlegte kurz und nickte. »Mein Fehler. Jetzt bin ich dir was schuldig.«
    »Dein Versuch der Schadensbegrenzung wurde zur Kenntnis genommen.« Kopfschüttelnd ging ich weiter.
    »Kate, es tut mir leid. Ich hab Scheiße gebaut. Es ist alles vollkommen schiefgelaufen.«
    Endlich klang er aufrichtig. Ein Teil von mir hätte ihm am liebsten einen Tritt in die Fresse verpasst und wäre dann gegangen. Ich ließ mir die Sache durch den Kopf gehen: Jim hatte sich vor seinen Leuten entschuldigt. Mehr würde ich von ihm im Leben nicht bekommen. Er würde nicht vor mir auf die Knie

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