Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Ich wusste, dass er nicht so viel auf der Tasche hatte, und selbst wenn er die Kohle irgendwie zusammengekratzt hätte, hätten sie ihn mit der Karte, die er dafür gekriegt hätte, nicht bis ins Untergeschoss vorgelassen. Ich hab ihn beschatten lassen, hab ihm gesagt, er soll sich wieder einkriegen, und eigentlich dachte ich, die Angelegenheit wäre damit gegessen.«
Aha, doch dann hatte Derek Saiman bei den Games gesehen und ihn anhand seiner Witterung erkannt. Er wusste, dass Saiman in seiner Rolle als Durand Mitinhaber des Hauses war und Eintrittskarten besaß, mit denen man überall durchgelassen wurde.
»Anschließend habe ich Linna an Dereks Stelle bei den Games eingeschleust.« Jim legte ein weiteres Foto vor mich hin. Darauf war der Leichnam einer Frau auf einem OP -Tisch zu sehen. Die Umrisse ihres Körpers waren unregelmäßig. Ich betrachtete das Bild und erkannte, dass sie zerstückelt war. Ihr Körper war zerstückelt und anschließend wieder zusammengesetzt worden.
»Sie haben sie in zwölf Teile zerschnitten«, sagte Doolittle. »Und jedes Teil war genau sechs Zoll lang. Und sie war dabei wahrscheinlich noch am Leben. Und nein, auch sie hat nicht die Gestalt gewandelt. Sie trug immer noch ihre Kleidung.«
»Ich war gerade dabei, sie von der Straße aufzusammeln, als du dazukamst«, sagte Jim und biss die Zähne zusammen. »Dann kam mein Beschatter wieder. Der Junge hatte ihn abgeschüttelt. Und dann fanden wir Derek.«
Mehr musste er mir nicht erklären. Jims Team hatte die Witterung zurückverfolgt und damit den Weg, den Dereks Angreifer genommen hatten, und war am Ende dieser Spur auf mich gestoßen, wie ich gerade meine Fingerspitzen in sein Blut tunkte.
»Und was weißt du?«, fragte Jim.
Ich erzählte es ihm. Als ich bei der Stelle angelangt war, an der ich Curran an den Ort geführt hatte, wo man Linna abgeladen hatte, schloss Jim die Augen und sah aus, als hätte er mich am liebsten gewürgt. Ich fuhr fort, bis ich alles erzählt hatte. Jim schenkte sich Tee nach. Er hätte in diesem Augenblick wahrscheinlich gern etwas sehr viel Stärkeres getrunken, aber da war Doolittle vor. Der Rudelarzt hielt nichts von Alkoholkonsum.
»Hast du Curran davon erzählt?«
»Nein.«
»Weiß er überhaupt von diesen Räumlichkeiten hier?« Bitte sag Ja .
»Nein. Die sind meine Privatsache.«
»Also hast du dich, soweit er weiß, mit deinen Leuten unerlaubt von der Truppe entfernt?«
Er nickte.
Doolittle schaltete sich ein: »Was Jim dir noch nicht verraten hat: Curran geht gegenwärtig davon aus, dass sich ein Teil seiner Sicherheitskräfte vom Rudel abgespalten hat. Er lässt auf der Suche nach Jim die ganze Stadt auf den Kopf stellen. Jim hat den Befehl, sich bei Curran zu melden.«
»Ich ruf ihn morgen früh mal an«, sagte Jim.
»Und das wird alles nur noch schlimmer machen, denn der Herr der Bestien wird ihm befehlen, in die Festung zurückzukehren, und dieser junge Mann hier wird sich diesem Befehl widersetzen.«
Jim knurrte leise. Doolittle ließ das vollkommen kalt.
»Wieso solltest du so etwas tun?« Ich starrte Jim an.
»Ich habe meine Gründe.«
»Sich einem ausdrücklichen Befehl zu widersetzen ist ein Verstoß gegen das Rudelgesetz«, entgegnete Doolittle. »Jim wird traditionsgemäß drei Tage Zeit bekommen, es sich anders zu überlegen. Und wenn er es sich nicht anders überlegt, wird Curran tun müssen, was ein Alpha tun muss, wenn sich jemand seinem Willen widersetzt.« Doolittle schüttelte den Kopf. »Es ist ein entsetzlicher Gedanke – dass man einen Freund töten muss. So was kann einen in den Wahnsinn treiben.«
Und ein wahnsinnig gewordener Curran käme einer Naturkatastrophe gleich – einem Tornado oder einem Erdbeben.
Ich wandte mich an Doolittle. »Und du? Wie bist du in diesen Schlamassel hineingeraten?«
»Wir haben ihn entführt«, antwortete Jim. »Am helllichten Tag und mit großem Getöse. Er hat von Curran nichts zu befürchten.«
»Und nachdem ich Derek in den Tank gepackt hatte, musste ich die Verletzungen meiner Entführer verarzten.« Doolittle schüttelte den Kopf. »Es war nicht gerade nett, dass sie mich auf einen Karren verfrachtet und auf mir herumgehockt haben.«
Da Jim sich so viel Mühe gegeben hatte, Doolittle als unschuldiges Opfer dastehen zu lassen, ging er offenbar von einem fürchterlichen Donnerwetter aus, wenn Curran sie erst einmal fand.
»Ich wurde entführt«, sagte Doolittle und lächelte. »Ich habe nichts zu befürchten. Aber
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