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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Wort.
    An seinen Fingern bildete sich eine graue Blase und begann sich aufzublähen. Sie verschluckte erst seine Hand, dann seinen Kopf, schließlich seine Füße. Instinktiv wusste ich, dass ich nicht wollte, dass diese Blase Curran berührte.
    Der Herr der Bestien zögerte.
    »Lauf, Curran!«, rief ich, obwohl mir klar war, dass er mich nicht hören konnte.
    Die Blase umschloss den Kessel.
    Mir krampfte sich das Herz zusammen. »Lauf!«
    Curran machte kehrt und lief davon, hob dabei den leblosen Jim vom Boden auf.
    »Andrea!«, schrie ich, aber er konnte mich nicht hören.
    Die Blase verschlang auch den Hirten, und dann verschwand die Vision.

Kapitel 23
    D rei Stunden später waren Bran und ich unterwegs zur Festung des Rudels. Die Hexen hatten uns Pferde geliehen, und wir waren geritten, bis sie schweißnass waren. Bran schäumte vor Wut. Er verwünschte mich, weil ich ihm den Deckel nicht rechtzeitig gegeben hatte. Er verwünschte Curran, weil der den Deckel verloren hatte. Er verwünschte Morrigan, weil sie ihm zur Strafe für sein Versagen den Nebel verwehrte. Er verwünschte die einzelnen Formorier und griff dabei zu immer drastischeren Schimpfwörtern, bis seine Verwünschungen keinerlei Sinn mehr ergaben. Ich hielt den Mund.
    Nachdem er eine halbe Stunde lang geflucht hatte, ging Bran schließlich die Puste aus, und er verfiel in Schweigen. »Die graue Blase, die wir gesehen haben – das war ein Wehr«, sagte er schließlich. »Die Formorier können nur einzeln, einer nach dem anderen, aus dem Kessel steigen. Morfran will damit Zeit gewinnen, während er seine Armee aufstockt.«
    »Können wir dieses Wehr durchbrechen?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, das könnte nicht einmal Cú Chulainn durchbrechen. In fünfzehn Stunden wird es vergehen, und dann wird eure Stadt in ihrem eigenen Blut ersaufen. Wir reiten jetzt praktisch schon durch die Anderswelt, denn die alle hie r … «, er wies auf die Häuser am Straßenrand, »… sind schon so gut wie tot. Wir reiten durch eine Stadt der Toten. Und das alles bloß, weil dieser Vollidiot ein Bettlerkind retten wollte.«
    Sie war mein Bettlerkind. Und auch ich hätte den Überfall einer Horde Dämonen riskiert, um sie zu retten.
    Das Tor der Festung öffnete sich, als wir uns näherten. Auf dem Hof erwartete uns eine Gruppe Gestaltwandler. Ich suchte unter ihnen nach Curran.
    Bitte, bitte lass ihn hier sein.
    Und dann sah ich ihn. Das Haar fiel ihm wie eine Mähne über den Rücken. Ich hatte ihn nicht sofort erkannt, weil es nun nicht mehr blond, sondern grau war, so grau wie das Fell seiner Tiergestalt.
    Bran sprang vom Pferd und ging auf ihn zu. »He, du! Du durchgeknallter Vollidiot!«
    Ach du Scheiße. »Curran! Bitte bring ihn nicht um! Er ist ein Hund der Morrigan! Wir brauchen ihn für den Kessel!«
    Ich sprang vom Pferd und lief hinter Bran her.
    Die Gestaltwandler wichen zurück, um Curran Platz zu machen. Er trug einen weißen Verband am Arm. Das hatte ich bei ihm noch nie gesehen.
    Bran schubste Curran, doch der Herr der Bestien rührte sich nicht.
    »Du hast ihnen den Deckel gegeben! Und wofür? Für ein jämmerliches Straßenkind! Es kümmert doch keinen, ob die lebt oder stirbt! Und du lässt Hunderte ihretwegen verrecken! Wieso?«
    Currans Augen hatten sich golden verfärbt. »Ich muss mich vor dir nicht rechtfertigen.« Er hob die Hände und stieß Bran zurück. Der strauchelte ein paar Schritte rückwärts.
    Ich fing ihn auf. »Mach das nicht. Du wirst dir wehtun.«
    Bran riss sich von mir los und stürzte sich auf Curran. Der fauchte, packte Bran am Arm und schleuderte ihn quer über den Hof.
    Der Hund der Morrigan sprang wieder auf. Ein unmenschliches, beängstigendes Bellen drang aus seiner Kehle und hämmerte wie eine luftige Faust auf meine Ohren ein.
    Nun begann Brans Körper förmlich zu brodeln. Muskeln schwollen zu absurden Proportionen an, Adern traten wie Taue hervor, Sehnen ballten sich zu großen Knoten. Er wuchs, er streckte sich, seine Knie und Ellenbogen verschwanden unter Muskeln. Mit aberwitziger Beweglichkeit verformte sich sein ganzer Körper, bis er schließlich eine einzige asymmetrische Anomalie darstellte. Beulen glitten über seinen Torso, als wären es kleine Autos, die unter seiner Haut kollidierten. Sein linkes Auge trat hervor, und das rechte verschwand fast. Sein Gesicht wurde nach hinten gezerrt und entblößte seine Zähne und einen riesenhaften Schlund. Speichel lief von den unebenen Lippen. Das

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