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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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stehen. Die Formorier können ihn nicht schrumpfen, daher mussten sie ihn in voller Größe dorthin schleppen. Und es gibt nicht allzu viele Orte, an denen sich drei Straßen kreuzen. Der Kessel der Fülle strahlt nicht so viel Magie aus wie der Kessel der Wiedergeburt. Es ist schwierig, ihn zu erspüren. Daher bin ich zu jeder Kreuzung dreier Straßen in der Nähe des Lochs gesprungen und habe versucht, den Kessel zu finden.«
    Das klang plausibel. »Okay. Das Rudel hat den Deckel«, verriet ich ihm.
    Er grinste. »Das dürfte nicht allzu schwierig werden.«
    Nebelschwaden wirbelten um seine Füße und lösten sich wieder auf. Er aber stand immer noch am selben Fleck.
    »Du bist ja immer noch da.«
    »Ja, ich weiß!« Er spannte sich an. Nebel wirbelte und verschwand wieder. Und noch einmal. Und noch einmal. »Irgendwas stimmt hier nicht. Du!« Bran wies auf die jüngste Hexe des Orakels. »Finde den Hirten!«
    Auf dem Gesicht der jüngsten Hexe zeigte sich die Andeutung eines Lächelns, was ihren geschwächten Zustand noch mehr betonte. Erst dachte ich, sie würde sich über Brans absurde Forderung amüsieren, doch dann verschleierte sich ihr Blick, und sie sah an uns vorüber in die Ferne, zu einem Horizont, den nur sie allein erblicken konnte, und da wurde mir klar, dass es sie mit Freude erfüllte, wenn sie ihre Gabe nutzen konnte. Sie beugte sich vor, fokussierte, lächelte immer breiter und brach schließlich in Gelächter aus. Der jubilierende Wohlklang ihrer Stimme erfüllte die Kuppel. »Ich habe ihn gefunden.«
    Die Kuppel erbebte. Dampf stieg auf, und an der Rückwand erschien ein grauer Himmel. Nebelschwaden zogen vorüber, riesige Stahlstacheln tauchten daraus auf, die mir bekannt vorkamen. Sie ragten aus einem Boden, der mit Altmetall übersät war. Ein Stymphalischer Vogel hockte auf einem Haufen verbogener Bahngleise, die so zusammengedrückt waren, als hätte ein Riese versucht, einen Anglerknoten daraus zu schnüren. Die Honeycomb-Schlucht.
    Der Nebel lichtete sich ein wenig, und Bolgor, der Hirte, hockte auf einem Haufen rostiger Fässer. Eine leichte Brise bauschte sein Mönchsgewand. Eine riesenhafte Silhouette ragte hinter ihm auf, halb im Nebel verborgen, und sie trug ein großes Kreuz. Ugad, gänzlich wiederhergestellt. Wie schön, dann konnte ich ihn ja noch mal abmurksen.
    Eine große Gestalt kam durch den Nebel geschlendert. Das Altmetall am Boden knirschte und ächzte unter seinem Gewicht, dann betrat ein Monster die Szene. Groß, breitschultrig, in stahlharte Muskeln und graues Fell gehüllt, das mit dunkelgrauen Streifen unterlegt war.
    Curran.
    Was zum Teufel tat er da?
    »Du zuerst«, sagte er. Seine Kiefer waren so groß, dass sie meinen Kopf hätten packen können, und seine Reißzähne waren länger als meine Finger, dennoch war seine Aussprache makellos.
    Hinter dem Hirten schob Ugad das Kreuz nach vorne und stellte es ab. Ein kleiner, dünner Körper hing daran, die Beine an die Längsbalken und die abgespreizten Arme an die Querbalken gefesselt. Julie. Oh Gott.
    Ich packte Bran beim Hemd und hielt mich an ihm fest. »Bring mich sofort da hin!«
    »Ich kann nicht!«, schnauzte er.
    Mir wurde das Herz schwer wie Blei. Slayer begann zu qualmen. Julie hatte die Augen geschlossen, und ihre Haut war so bleich, dass gar nicht klar war, ob sie überhaupt noch lebte.
    Ich hätte meinen rechten Arm dafür hergegeben, jetzt dort sein zu können.
    Curran hob eine Hand voller Amulette und Münzen.
    Bran heulte auf. »Was macht er da? Lass das, du Vollidiot! Nein!«
    »Das Kind im Austausch gegen das Halsband. Wie vereinbart«, sagte Curran.
    Als ich das Flüstern des Hirten hörte, stellten sich mir die Nackenhaare auf. »Du hättest nicht alleine kommen sollen, du Tier.«
    Kampfschnepfen brachen unter dem Altmetall hervor und stürzten sich auf Curran. Im Handumdrehen war er unter einem Haufen zuckender Leiber verschwunden.
    Ich ballte die Fäuste, rechnete damit, dass er sich daraus befreien würde. Kämpfe, Curran. Wehr dich. Jeden Augenblick würden die Schnepfen durch die Luft geschleudert, und er würde sich aus einem Fleischberg befreien. Jeden Augenblic k … Mir schnürte sich die Kehle zu. Die Kampfschnepfen kreischten.
    »Nein, nein, nein! Du verdammter Scheißkerl, mach doch was!« Bran schleuderte seine Armbrust in die Vision hinein. Sie prallte von der Wand ab und fiel nutzlos zu Boden.
    Dann stürzte sich ein Jaguar auf den Hirten. Es hatte keine Vorwarnung gegeben: kein

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