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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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sagte er und applaudierte. »Und eine Eins-a-Landung.«
    »Julie«, sagte ich mit ruhiger Stimme. »Bleib, wo du bist.«
    »Kein Grund zur Sorge«, sagte der Armbrustschütze. »So einem hübschen kleinen Ding würde ich doch kein Haar krümmen. Es sei denn, mir bliebe keine andere Wahl. Oder ich hätte einen Mordshunger, und es wäre weit und breit nichts anderes zu essen da. Andererseits ist sie wirklich sehr mager, da müsste ich mir ja tagelang die Fleischfetzen zwischen den Zähnen hervorpulen. Also nicht der Mühe wert.«
    Ich konnte nicht erkennen, ob er scherzte oder nicht. »Was wollen Sie?«
    »Ich wollte nur mal nachsehen, wer meine Bolzen angerührt hat. Und was finde ich? Ein Mäuschen.« Er zwinkerte Julie zu. »Und eine Frau.«
    Das Wort »Frau« sprach er aus, wie ich »Mmmh, lecker, Schokolade« sagen würde, wenn ich nachts in meinem ansonsten leeren Kühlschrank einen Schokoriegel fände. Ich fuchtelte ein wenig mit dem Schwert und wich ein paar Schritte zurück, sodass sich das Loch zu meiner Rechten befand. Wenn er mich da hineinwarf, würde es eine ganze Weile dauern, bis ich wieder zum Vorschein kam.
    Der Mann kam näher. Er war groß, mindestens eins neunzig. Breite Schultern. Lange Beine in einer schwarzen Hose. Das schwarze Haar fiel ihm in wirren Locken auf die Schultern. Es sah so aus, als hätte er es selbst geschnitten, mit einem Messer, und sich dann ein Lederband um die Stirn gebunden, um es einigermaßen im Zaum zu halten. Ich sah ihm ins Gesicht. Er war ein gut aussehender Scheißkerl. Kantige Kiefer, gemeißelte Wangenknochen, volle Lippen, Augen wie schwarzes Feuer. Und ein Blick, wie er einer Frau aus einem Traum heraus in die ersten wachen Momente folgte und dann im Ehebett für Misshelligkeiten sorgte.
    Er schenkte mir ein Raubtierlächeln. »Gefällt dir, was du siehst, mein Täubchen?«
    »Nö.« (Ich hatte seit anderthalb Jahren keinen Sex mehr gehabt. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich an dieser Stelle kurz mal gegen meinen Hormonüberschuss ankämpfen musste.)
    Wenn er sich mal rasiert, gebürstet und den Wahnsinn in seinem Blick ein wenig gezügelt hätte, hätte er schon seine Armbrust benutzen müssen, um sich des Frauenansturms zu erwehren. So aber sah er aus, als würde er in den dunklen Ecken umherschleichen, wo die wilden Kerle wohnten, und als würden die alle Reißaus nehmen, wenn sie ihn auch nur von Ferne witterten. Jede Frau mit auch nur einem Fünkchen gesundem Menschenverstand würde zum Messer greifen und die Straßenseite wechseln, wenn sie ihn kommen sah.
    »Keine Angst, ich tu dir nichts«, sagte er und begann in weitem Bogen um mich herumzugehen.
    »Ich habe keine Angst«, erwiderte ich und ging ebenfalls im Kreis.
    »Das solltest du aber.«
    »Erst soll ich nicht, dann soll ich doch. Entscheide dich mal.«
    Wassertropfen perlten an seiner Jacke herab. Dem Licht nach, das durch die Löcher in der Decke fiel, war der Himmel nicht bewölkt. Nichts deutete auf Niederschläge hin. Mal angenommen, Derek hatte recht mit seiner Einschätzung. Mal angenommen, er konnte tatsächlich teleportieren. Wie konnte ich ihn daran hindern, einfach zu verschwinden?
    Der Mann breitete die Arme aus. Er bewegte sich überaus leichtfüßig, und auch das gefiel mir überhaupt nicht.
    »Was soll denn dieser Schnürsenkel bedeuten, den du dir da um den Kopf gebunden hast?«
    »Das da?« Er schnippte mit der Fingerspitze dagegen.
    »Ja. Rambo hat angerufen. Er will sein Stirnband zurück.«
    »Dieser Rambo – ist das ein Freund von euch?«
    »Wer ist Rambo?«, fragte Julie.
    Mit kulturellen Anspielungen kam ich hier offenbar nicht weiter. (Es war mir nie gelungen, den Film zu Ende zu sehen – jedes Mal hatte die Magie dazwischengefunkt –, aber ich hatte den Roman gelesen. Vielleicht würde ich, wenn dieser Flair vorüber war und die Technik mal für ein paar Wochen die Herrschaft übernahm, die entsprechende Minidisc rauskramen und mir das verdammte Ding von A bis Z ansehen.)
    Der Armbrustschütze kam einen Schritt näher, und ich richtete Slayers Spitze auf ihn. »Keinen Schritt weiter.«
    Er trat noch einen kleinen Schritt auf mich zu. »Oh, entschuldige, bin ausgerutscht.« Noch einen kleinen Schritt. »Oh, tut mir leid, meine Füße wollen mir einfach nicht gehorchen.«
    »Der nächste Schritt ist dein letzter.«
    Er beugte sich vor, und fast hätte ich mich auf ihn gestürzt.
    »Nee-nee-nee.« Er schüttelte mit einem gespielt enttäuschten Blick den Kopf. »Das war kein

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