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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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jugendlicher Verachtung. »Zu wem denn sonst?«
    »Ich komm da gleich mal rauf.« Stahl bebte in seiner Stimme, und Julie duckte sich hinter die Kisten.
    »Lass das Kind in Frieden«, sagte ich.
    »Eifersüchtig? Willst du mich ganz für dich alleine haben?« Er machte mit der Armbrust eine leichte Geste. »Dreh dich um.«
    Ich wandte ihm den Rücken zu und rechnete damit, jeden Moment eine stählerne Bolzenspitze zwischen meinen Schulterblättern einschlagen zu spüren. »Sehr schön«, sagte er. »Und jetzt noch mal umdrehen.«
    Ich wandte mich wieder zu ihm um, und er stand immer noch da und runzelte die Stirn. »Ich kann mich nicht entscheiden, ob du mir von hinten oder von vorn am besten gefällst. Dreh dich noch mal um. Bist ein braves Mädchen.«
    Ich hörte ihn auf mich zukommen. Gut so, komm näher. Ich bin vollkommen wehrlos. Mit erhobenen Händen und überhaupt .
    »Keine Sperenzchen«, warnte seine Stimme ganz nah an meinem Ohr. »Sonst nagele ich die Kleine beim nächsten Mal an den Kistenstapel.«
    Ich biss die Zähne zusammen und blieb reglos stehen.
    »Du hast mein Wehr durchbrochen. Ich bin sehr ungehalten. Das ist jedes Mal eine Heidenarbeit, und jetzt muss ich wieder von vorne anfangen. Eigentlich sollte ich dir einen Bolzen ins Genick jagen.« Er fuhr mir mit den Fingerspitzen über den Nacken, und es lief mir eiskalt den Rücken runter. »Aber ich bin ein netter Kerl. Und deshalb gebe ich dir stattdessen einen Rat. Nimm dein Kind und geh nach Hause. Ich lasse dir sogar die Landkarten, da du ja so tapfer darum gekämpft hast. Bring sie ruhig deinen flauschigen Freunden wieder. Aber geh mir von jetzt an aus dem Weg. Das hier ist nicht dein Kampf, und es ist ein paar Nummern zu groß für dich.«
    »Was für ein Kampf? Gegen wen? Wer bist du?«
    »Ich bin Bran. Der Held.«
    »Der Held? Bescheidenheit gilt gemeinhin als Tugend.«
    »Geduld auch. Und wenn du schön geduldig bist und viel Glück hast, könntest du durchaus das Mädchen sein, das ich in meiner letzten Nacht in dieser Stadt vernaschen werde.«
    Er tätschelte mir den Po. Ich wirbelte herum, wollte ihm eine Ohrfeige verpassen. Doch er war fort. Ich sah nur noch einen leichten Dunst, der sich noch einen Moment lang in der Luft hielt und sich dann von einem Windhauch forttragen ließ.
    Ich verspürte das sehr starke Bedürfnis, irgendetwas kurz und klein zu schlagen.
    Julie starrte mich von dem Kistenstapel herab an. »Er hat sich einfach so in Luft aufgelöst.«
    »Ja, das hat er.«
    »Er steht auf dich. Er hat deinen Po betatscht.«
    »Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, schlage ich ihm den Arm ab. Dann wollen wir doch mal sehen, ob der wieder nachwächst.«
    Ich sah zu der Stelle hinüber, an der sich das Skelett befunden hatte. Die Bolzen waren fort. Wie zum Teufel hatte er das geschafft?
    Meine ganzen schönen Beweismittel waren futsch. Und ich hatte nicht einmal die Möglichkeit, den Tatort mit einem M-Scanner untersuchen zu lassen, um festzustellen, welche Art von Magie hier eingesetzt worden war. Es war alles in allem nicht sonderlich gut gelaufen. Ich hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging, hatte gerade ein Gespräch mit demjenigen geführt, der mir all das hätte erklären können, und dabei nicht das Mindeste von ihm erfahren. Bis auf den Umstand, dass ich offenbar einen Knackarsch hatte. Na ja, ein gesundes Selbstwertgefühl war ja auch was Feines. Wenn ich das nicht gehabt hätte, hätte ich nun meinen Kopf gegen die erstbeste harte Oberfläche geknallt.
    »Haust du jetzt ab?«, fragte Julie von dem Kistenstapel herab.
    Von wegen. Mehrere verschwundene Frauen, ein von einem Ring aus Blut umgebenes, unergründlich tiefes Loch und ein Skelett, das menschenähnlich, aber nicht menschlich war – dieser Sache musste ich einfach auf den Grund gehen. Zudem wollte mich Mister Pograpscher offenkundig von all dem fernhalten. Ich fragte mich, wieso.
    »Willst du deine Mom finden?«
    »Ja.«
    »Und willst du, dass ich dir dabei helfe?«
    »Klar.«
    »Weißt du, wer die Chefhexe dieses Zirkels war?«
    »Esmeralda.«
    Esmeralda . Au Backe. »Und wo wohnt sie?«
    »In Honeycomb.«
    Das wurde ja immer besser. »Komm runter. Wir werden ihr jetzt mal einen Besuch abstatten.«

Kapitel 5
    W ir stiegen den Altmetall-Everest hinauf, ich voran und Julie hinterher. Sie japste, war offenkundig unterernährt und nicht viel kräftiger als eine Mücke. Ja, wenn eine große Mücke sie gerammt hätte, wäre sie wahrscheinlich umgekippt. Aber sie

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