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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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zwei Dinge verklickern. »Vom Huldigen allein wird aber niemand reich. Schon gar nicht, wenn man Morrigan huldigt.«
    »Was ist denn das für eine Göttin?«
    »Eine keltische. Aus dem alten Irland. Es gibt über sie die unterschiedlichsten Geschichten, also erzähle ich dir am besten, was meiner Meinung nach der Wahrheit am nächsten kommt. Morrigan ist drei Göttinnen in einer. Sie verändert sich, je nachdem, was sie tun will. So ähnlich wie man unterschiedliche Kleider anzieht. Das nennt man dann ›verschiedene göttliche Aspekte haben‹. Manchmal ist sie die Göttin der Fruchtbarkeit und des Wohlstands, dann heißt sie Annan. Ich nehme an, dass es dieser Aspekt ist, dem deine Mom gehuldigt hat. Annan führt auch die Toten zu ihrer Ruhestätte in der Anderswelt. Das ist der Ort, an dem sich die Toten der Kelten aufhalten. Ihre zweite Gestalt heißt Macha. Sie hat etwas mit dem Königreich und mit Pferden zu tun. Und ihr dritter Aspekt ist Badb, die große Schlachtenkrähe.« Ich hielt inne. Julie zu erzählen, dass Badb das Blut der Gefallenen trank und sich am Gemetzel der Schlacht ergötzte, wäre vermutlich keine allzu gute Idee gewesen.
    »Ich hab schon wieder vergessen, wie die erste Gestalt hieß.« Julies Stimme klang nun sehr schläfrig. Bestens. Sie brauchte den Schlaf ebenso dringend wie ich.
    »Es ist auch egal. Sie alle zusammen sind jedenfalls Morrigan.«
    »Und gegen wen hat sie gekämpft?«
    »Gegen die Formorier. Das ist bei Göttern immer so. Die haben immer jemanden, gegen den sie kämpfen. Die griechischen Götter kämpften gegen die Titanen, die Götter der Wikinger kämpften gegen die Eisriesen, und die irischen Götter kämpften gegen die Formorier, die Dämonen des Meeres. Morrigan hat sie ordentlich aufgemischt, und schließlich wurden die Formorier wieder ins Meer zurückgetrieben.« Meine Kenntnisse der keltischen Mythologie waren ein wenig eingerostet. Ich musste sie dringend mal auffrischen, sobald sich die Gelegenheit bot. Sich alle diese mythologischen Gestalten zu merken war ohnehin menschenunmöglich, und daher kam es darauf an, sich gerade so gut damit auszukennen, dass man wusste, wo man den Rest nachschlagen konnte.
    »Und wieso kann man nicht reich davon werden, wenn man ihr huldigt?«, fragte Julie und gähnte.
    »Weil Morrigan keine Wünsche erfüllt. Sie trifft höchstens Abkommen. Und das heißt, dass man ihr immer auch etwas geben muss, wenn man etwas von ihr haben will.« Und nur Idioten ließen sich auf Geschäfte mit den Göttern ein.
    Julie schloss die Augen. Gut so. Schlaf jetzt, Julie .
    »Kate?«
    »Mmm?«
    »Wie ist deine Mom gestorben?«
    Ich machte den Mund auf, und die Lüge lag mir schon auf der Zunge. Das war eine ganz unwillkürliche Reaktion: Ich verbarg mein Blut, ich verbarg meine magischen Fähigkeiten, und ich verbarg die Wahrheit über meine Herkunft. Doch aus irgendeinem Grund kam mir die Lüge diesmal nicht über die Lippen. Ich wollte ihr die wahre Geschichte erzählen. Oder zumindest einen Teil davon. Ich sprach nie darüber, und nun drängten die Worte ans Licht.
    Was konnte es schaden? Sie war ja nur ein Kind. Es wäre wie eine seltsame Gutenachtgeschichte. Und bis zum Morgen hatte sie das alles ohnehin wieder vergessen.
    »Ich war damals erst ein paar Wochen alt. Mein Vater und meine Mutter waren auf der Flucht. Ein Mann verfolgte sie. Er war sehr mächtig und sehr böse. Und meiner Mutter war klar, dass mein Vater von ihnen beiden der Stärkere war. Sie hielt ihn nur auf.«
    Meine Stimme bebte ein wenig. Ich hatte nicht erwartet, dass es so hart klingen würde.
    »Daher gab mich meine Mutter an meinen Vater weiter und sagte ihm, er sollte fliehen. Sie würde den bösen Mann so lange am Fortkommen hindern, wie sie konnte. Er war erst dagegen, doch dann wurde ihm klar, dass es die einzige Möglichkeit war, mich zu retten. Der böse Mann holte meine Mutter ein, und sie kämpften gegeneinander. Sie stach ihm ein Auge aus, aber er hatte sehr große Macht, und sie vermochte ihn nicht zu töten. Und so ist meine Mutter gestorben.«
    Ich zog die Decke fester um sie.
    »Das ist eine traurige Geschichte.«
    »Ja.« Und sie ist noch nicht zu Ende. Noch lange nicht.
    Sie strich über die Afghandecke, die immer noch auf meinem Schoß lag. »Hast du die selbst gemacht?«
    »Ja.«
    »Die ist schön. Darf ich die haben?«
    Ich gab sie ihr. Sie warf die Bettdecke beiseite und schmiegte sich in die Afghandecke, wie eine Maus, die sich ein Nest macht. »Die ist

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