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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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wollte mehr davon. Die Heilmagie ließ den Körper in rasantem Tempo Nährstoffe verbrauchen, und ich hatte einen tierischen Appetit.
    Curran nahm eine Schale von dem Tablett und hielt sie mir hin. Ich griff danach. Seine Finger berührten meine und wichen nicht zurück. Ich sah ihm in die Augen und sah winzige goldene Funken durch das Grau irrlichtern. Sein Mund öffnete sich ein wenig und ließ seine Zähne aufblitzen.
    Ich nahm die Schale und wich vor ihm zurück. Die Andeutung eines Lächelns spielte um seine Mundwinkel. Er fand mich amüsant. Das war nicht unbedingt die Reaktion, auf die ich als Abgesandte des Ordens scharf war.
    »Wieso hast du mich gerettet?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich bin ans Telefon gegangen, und da war ein hysterisch schluchzendes kleines Mädchen dran, das mir sagte, du würdest im Sterben liegen, und sie sei ganz allein, und die Untoten kämen. Und ich fand, das wäre ein ganz interessanter Abschluss eines bis dahin eher lahmen Abends.«
    Das war natürlich gelogen. Er war wegen Julie gekommen. Die Gestaltwandler litten an einer entsetzlich hohen Kindersterblichkeit, da gut die Hälfte ihrer Kinder tot zur Welt kam und ein weiteres Viertel getötet werden musste, weil sie sich beim Beginn der Pubertät in Loups verwandelten. Wie alle Gestaltwandler liebte Curran Kinder über alles und hasste Vampire. Wahrscheinlich hatte er sich gedacht, er könnte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Julie retten und dem Volk eins auswischen.
    Ich runzelte die Stirn. »Wie ist Julie darauf gekommen, hier anzurufen?«
    »Soweit ich weiß, hat sie eine Wahlwiederholungstaste betätigt. Ein kluges Kind. Und du wirst mir jetzt erzählen, in was du da wieder reingeschlittert bist.«
    Es war nicht als Frage formuliert, aber ich beschloss, es so zu verstehen. »Nein.«
    »Nein?«
    »Nein.«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust, was seine prachtvollen Oberarmmuskeln anschwellen ließ. Ich erinnerte mich noch lebhaft daran, wie diese stahlharten Muskelpakete angeschwollen waren, als er mich einmal am Hals emporgehoben hatte.
    »Weißt du, was ich an dir mag? Du bist nicht ganz bei Trost. Du befindest dich hier auf meinem Grund und Boden, kannst kaum einen Löffel halten, dennoch weigerst du dich, mir eine Antwort zu geben. Ich frage dich noch einmal: Was hast du gemacht?«
    Es war letztlich ein aussichtsloses Unterfangen, es ihm zu verschweigen. Julie hatte gegen Derek keine Chance. Sie würde ihm alles erzählen, was sie wusste, und er würde es Curran weitersagen. Aber es fiel mir nicht im Traum ein, mich von Curran mit Einschüchterung dazu bringen zu lassen, dass ich auspackte.
    »So ist das also. Ich rette die Landkarten, die sich das Rudel geschickterweise hat klauen lassen, und zum Lohn dafür bringst du mich gegen meinen Willen hierher, verhörst mich und drohst mir Körperverletzung an. Ich bin ja mal gespannt, was der Orden sagt, wenn er erfährt, dass das Rudel einen seiner Abgesandten verschleppt hat.«
    Curran nickte nachdenklich. »Tja. Und wer sollte ihnen das erzählen?«
    Ä h … gute Frage. Er konnte mich hier töten, und niemand würde je meine Leiche finden. Der Orden würde nicht einmal allzu ausdauernd nach mir suchen. Sie würden mein Verschwinden womöglich einfach unter den mit dem Flair einhergehenden Wirrungen verbuchen.
    »Dann muss ich dir vermutlich ordentlich die Fresse polieren und anschließend von hier ausbrechen.« Ich trank tapfer den Rest Brühe direkt aus der Schale und ließ alle Tischsitten fahren. Das hätte ich jetzt wahrscheinlich nicht sagen sollen .
    »Träum weiter.«
    »Zu einem Rückkampf zwischen uns beiden ist es ja nie gekommen. Könnte durchaus sein, dass ich gewinne.« Das hätte ich jetzt wahrscheinlich auch nicht sagen sollen . »Wo ist das Bad?«
    Curran wies auf die beiden Türen links von ihm.
    Ich schlug die Bettdecke beiseite. Ich musste dringend aufs Klo. Die Frage war nur: Würden meine Beine mich tragen?
    Curran lächelte.
    »Was gibt’s denn da zu lächeln?«
    »Du hast ja ein Schleifchen am Slip«, sagte er.
    Ich sah hinab. Ich trug ein kurzes Trägertop – das nicht von mir stammte – und meinen blauen Slip mit schmaler weißer Spitzenborte am oberen Saum und einer kleinen weißen Schleife. War es denn wirklich zu viel verlangt gewesen, kurz nachzusehen, was ich eigentlich am Leib trug, ehe ich die Decke beiseiteschlug? »Und? Was spricht gegen Schleifchen?«
    »Nichts.« Jetzt grinste er. »Ich hätte bloß eher Stacheldraht

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