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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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erwartet. Oder eine Stahlkette.«
    Klugscheißer. »Ich bin innerlich so gefestigt, dass ich äußerlich auch mal Schleifchen tragen kann. Und außerdem ist dieser Slip schön bequem und weich.«
    »Das glaube ich gern.« Jetzt schnurrte er förmlich.
    Ich schluckte. Also gut, ich musste jetzt entweder schnell wieder unter die Decke schlüpfen oder zusehen, dass ich ins Bad kam. Und da ich keine Lust hatte, mich einzumachen, fiel mir diese Entscheidung nicht schwer.
    »Ich nehme nicht an, dass du mir für den Weg dorthin ein wenig Privatsphäre gewähren könntest?«
    »Kommt nicht infrage«, erwiderte er.
    Ich rappelte mich auf. Alles lief bestens, bis ich mein Gewicht auf meine Beine zu verlagern versuchte und der Raum plötzlich Schlagseite bekam. Curran fing mich auf. Sein Arm umfasste meinen Rücken, und diese Berührung jagte ein Prickeln über meine Haut. Oh nein .
    »Brauchst du Hilfe?«
    »Es geht schon, danke.« Ich schob ihn fort. Er hielt mich noch einen Augenblick, gab mir so zu verstehen, dass er mich mit Leichtigkeit zu bändigen vermochte, und ließ mich dann los. Ich biss die Zähne zusammen. Genieße es, solange es währt. Ich bin bald wieder auf den Beinen .
    Ich ging los, hielt mich wacker aufrecht und steuerte auf die Tür zu, die mir am nächsten war.
    »Da geht’s in den Wandschrank«, sagte Curran.
    Warum immer ich?
    Ich justierte meinen Kurs entsprechend, erreichte die Tür zum Badezimmer, ging hinein und atmete tief durch. Nun war er mir viel zu nah gekommen.
    »Alles okay da drin?«, fragte er. »Soll ich reinkommen und dir das Händchen halten oder so?«
    Ich schloss die Tür ab und hörte ihn lachen. Dreckskerl.
    Ich fand einen weißen Bademantel, der es mir gestattete, mit einiger Würde wieder zum Vorschein zu kommen. Curran hob eine Augenbraue, als er mich so sah, sagte aber nichts.
    Ich ging zurück zum Bett, schlüpfte unter die Decke und zog Slayer an mich. Während ich im Bad gewesen war, hatte jemand die Suppe fortgebracht. In der letzten Schale war noch ein kleiner Rest gewesen.
    Draußen vorm Fenster war es dunkel. »Wie spät ist es?«
    »Es ist früher Morgen. Du warst etwa sechs Stunden lang bewusstlos.« Er fixierte mich mit strengem Blick. »Was willst du?«
    Ich erschrak. »Wie bitte?«
    Er sprach ganz langsam und deutlich, so als wäre ich harthörig oder schwer von Begriff. »Was willst du für die Karten?«
    Was ich wollte? Ihm ordentlich was auf die Fresse hauen. »Ein Mitglied des Rudels ist zu mir gekommen und hat mich um Hilfe gebeten. Wenn ich dir davon erzähle, versprichst du mir, die beteiligten Personen nicht zu bestrafen?«
    »Das kann ich nicht versprechen. Ich weiß ja nicht, worum es geht. Aber du solltest es mir dennoch erzählen, denn jetzt hast du mich neugierig gemacht, und ich kann es nicht ausstehen, wenn ich in irgendwas nicht eingeweiht bin.«
    »Und damit riskieren, dass du anschließend Köpfe rollen lässt?«
    »Ich bin deine große Klappe allmählich leid.«
    Knochen regten sich unter Currans Haut. Die Nase wurde breiter, der Kiefer streckte sich, die Oberlippe spaltete sich und entblößte riesenhafte Zähne. Ich sah einem Albtraum ins Gesicht, einer grauenerregenden Mischung aus Mensch und Löwe. Wenn man ein Wesen, das in Tiergestalt über sechshundert Pfund wog, als Löwe bezeichnen konnte. Nur seine Augen änderten sich nie. Der Rest von ihm – der Oberkörper, die Arme, die Beine, selbst Haar und Haut – blieb menschlich. Die Gestaltwandler hatten drei Gestalten: Mensch, Tier und eine Zwischenform. Sie konnten jede dieser Gestalten annehmen. Die meisten von ihnen hatten jedoch große Mühe, die Zwischenform beizubehalten, und in dieser Form zu sprechen war für sie eine große Leistung. Einzig und allein Curran vermochte das: einen Teil seines Körpers eine andere Gestalt annehmen zu lassen, während der Rest blieb, wie er war.
    Normalerweise hatte ich kein Problem mit Currans Gesicht in der Zwischenform. Es war sogar wohlproportioniert – viele Gestaltwandler litten daran, dass ihre Unter- und Oberkiefer nicht aufeinanderpassten, aber ich war es gewöhnt, dass diese Zwischenform in graues Fell gehüllt war. Dass sich menschliche Haut darüber dehnte, war ein widerwärtiger Anblick.
    Curran bemerkte, dass ich heldenhaft gegen einen Würgereiz ankämpfte. »Was ist denn jetzt schon wieder?«
    Ich wies auf sein Gesicht. »Fell.«
    »Wie meinen?«
    »Du hast kein Fell im Gesicht.«
    Curran berührte sein Kinn. Und einfach so verschwanden

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