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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Teppich.
    Keine Antwort. Ein kalter Luftzug traf mich. Das raumhohe Panoramafenster stand zur Hälfte offen. Jenseits des Fensters schlängelte sich ein Sims, kaum mehr als einen Meter breit und mit Schnee bedeckt, an dem Gebäude hinauf. Ich streckte den Kopf hinaus. Der Sims führte spiralförmig zum Dach empor. Und im Schnee waren Fußspuren zu erkennen.
    »Wie es aussieht, ist er zu einem Schneespaziergang aufgebrochen. Barfuß.« Ich kehrte in die Wohnung zurück.
    »Ich gehe voran«, sagte Derek.
    Ehe ich etwas erwidern konnte, trat er durch die Fensteröffnung hinaus und stieg den Sims hinauf. Verdammt. Ich folgte ihm. Hinter mir kletterte der Vampir am Felsen empor. Simse oder Pfade zu benutzen war offenkundig unter Ghasteks Würde.
    Eine Windböe erfasste mich. Ich rutschte mit den Füßen ein wenig weg und drängte mich an die Fassade des Gebäudes. Dann bückte ich mich und wischte den Schnee vor meinen Füßen beiseite. Natürlich war der Sims darunter mit einer Eisschicht überzogen.
    Unter mir erstreckte sich die ganze Stadt. Aus dieser Höhe war alles so klein, dass es beinahe sauber wirkte. Doch zwischen mir und der sauberen Stadt klaffte ein schwindelerregender Abgrund. Ich schluckte. Ich hatte ja wirklich allerhand auf der Pfanne, war mir aber ziemlich sicher: Mir Flügel wachsen lassen und fliegen, das kriegte ich im Leben nicht hin. Kurz nach dem Tod meines Vaters, als ich fünfzehn Jahre alt gewesen war, hatte Greg mich einmal zum Haus seiner Exfrau in den Smoky Mountains mitgenommen. Das war, soweit ich mich erinnerte, das letzte Mal gewesen, dass ich in solche Höhen vorgedrungen war. Doch das hier war ein ganz anderes Gefühl, als im Gebirge auf einer Felskante zu sitzen und die Füße baumeln zu lassen. Ja, verglichen damit, diesen knapp einen Meter breiten, vereisten Sims hinaufzukraxeln, waren unsere Klettereien im Gebirge eine ausgesprochen gemütliche Angelegenheit gewesen.
    Ein weiterer Windstoß packte mich. Ich biss die Zähne zusammen und löste mich vorsichtig von der Fassade. Kletter weiter, du Weichei. Setz einfach einen Fuß vor den anderen. Es war alles in Butter, solange ich nicht ans Abstürzen dachte. Oder hinunterblickt e … Mann, war das tief .
    Der Abgrund zog mich geradezu magisch an. Fast war ich versucht zu springen. Wie zum Teufel ertrugen es Menschen überhaupt, in solchen Hochhäusern zu leben?
    Über mir erklang weibliches Gelächter, gefolgt von einem warnend klingenden Knurren. Ach du Kacke. Derek. Ich riss den Blick vom Abgrund los und stieg den Sims hinauf.
    Ich schaffe das. Einfach immer einen Schritt nach dem anderen.
    Der Sims führte mich einmal halb um das Gebäude herum. Von dieser Seite aus versperrte ein pittoresker Eisberg größtenteils die Sicht auf das Dach. Wieder trug der Wind Gelächter herüber. Irgendetwas ging da oben vor sich. Was war denn überhaupt in Saiman gefahren, dass er hier barfuß im Schnee herumlief? Und wieso war das Dach dieses Hochhauses überhaupt eingeschneit? Es war Juni, verdammt noch mal.
    Ich erklomm das letzte Stück, das mich noch vom Dach trennte. Dann fanden meine Füße unter der Schneedecke auf dem soliden Dachbelag Halt. Endlich.
    Ich ging um den Eisberg herum und erblickte Derek. Er stand erstarrt da, die Hände von sich gestreckt, die Oberlippe zu einem warnenden Knurren hochgezogen. Und er gab sich alle Mühe, eine Blondine nicht zu berühren, deren Hände auf seinen Schultern ruhten.
    Sie war nackt. Sie war eher klein, mit Haaren bis zum Po, und geradezu obszön üppig proportioniert: ein runder Hintern, knackige Schenkel und große, wohlgeformte Brüste. Ihre Wespentaille war so schmal, dass es verwunderlich war, dass sie nicht unter der Last ihrer Möpse einknickte. Ihre Haut glühte, fast wie von innen erleuchtet, und so stand sie da: nackt, aber ganz ohne Scham, und strahlend. Eine Sexbombe im Schnee. Sie sah Derek mit großen Augen an und schnurrte: »Süßes Hündchen, komm, spiel mit mir!«
    Dereks Augen waren nun vollends gelb angelaufen.
    Hinter ihm hockte Ghasteks Vampir auf der Dachkante und machte keinerlei Anstalten einzugreifen.
    Ich nahm mir eine Handvoll Schnee, formte eine Kugel daraus und warf damit nach der Blondine. Der Schneeball traf sie am Kopf und zerstob.
    »Saiman! Lass ihn in Ruhe!«
    Die Blondine riss den Kopf herum. »Kat e … «
    Ihr Körper verwandelte sich mit übernatürlicher Leichtigkeit. Die weiblichen Formen schmolzen wie Wachs dahin und wichen einer muskulösen, männlichen

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