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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Pizza«, antwortete Julie, doch dann verstummte sie. Über die Pizza hätte sich jedes Kind gefreut. Es lief heute wirklich nicht allzu gut zwischen ihr und mir.
    »Es tut mir leid, dass du sauer auf mich bist. Ich habe dir was zum Lesen mitgebracht.«
    Ich legte die Craft Chronicle auf den Tisch.
    Sie sagte nichts dazu.
    Na ja, was soll’s.
    Ich schritt entschlossen durch das lastende Schweigen, das zwischen uns im Raum hing, und schloss sie in die Arme. »Ich bin bald wieder zurück, okay? Du bleibst hier. Und Andrea ist sehr cool. Du bist bei ihr in Sicherheit.« Sie sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. »Wer weiß, vielleicht komme ich ja mit deiner Mom wieder.« Für derartige Versprechungen würde ich eines Tages in der Hölle landen. Und zwar auf direktem Wege.
    »Glaubst du wirklich?«
    »Ich hoffe es«, sagte ich. »Ich habe mein Schwert und meinen Gürtel dabei.« Ich berührte den Gürtel, an dem ein halbes Dutzend kleine Taschen angebracht waren, die Kräuter und Silbernadeln enthielten.
    »Ein Batman-Gürtel!«, sagte Julie.
    »Ja, genau, Barbara. Pass gut auf die Höhle auf, während ich fort bin.«
    Julie nahm ihr Halsband mit den Amuletten ab. »Hier. Ich schenke es dir nicht, ich borge es dir nur mal ’ne Zeit lang. Du bringst es mir doch wieder, oder?«
    »Ja, mache ich.« Ich steckte es in eine Innentasche meiner Lederweste.
    Andrea und ich nickten einander zu, und dann brach ich auf.

Kapitel 13
    W ir kamen in den Straßen von Buckhead zügig voran. Es gab nur wenige kuriosere Anblicke als einen Vampir, der gezwungen war, sich auf ebener Erde fortzubewegen. Kein Zweifüßer mehr, aber anatomisch auch nicht in der Lage, auf allen vieren schnell voranzukommen, verfiel er in eine eigentümliche, ruckartige Gangart, bei der er sich abwechselnd nah am Boden hielt und dann wieder hoch emporhüpfte. Sein Galopp war allerdings vollkommen lautlos, und weder das Schaben von Krallen auf dem Asphalt noch hektische Atemzüge verrieten ihn. Ein Vampir war ein Geschöpf der Nacht, der Finsternis, ein sich unsichtbar anschleichendes Mordwesen. Hier draußen, im hellen Sonnenschein des frühen Nachmittags und vor den stattlichen alten Villen, die zusehends unter Grünwuchs verschwanden, bot er einen grotesken Anblick, wie ein wahr gewordener Albtraum.
    Während ich dem Vampir zusah, konnte ich es mir nicht verkneifen, an Julie zu denken. Sie hatte vollkommen verlassen ausgesehen. Doch um in dieser Sache voranzukommen, musste ich endlich verstehen, was vor sich ging, und dazu brauchte ich Saiman. Er würde mir hoffentlich genug Informationen liefern, damit ich ein wenig Licht in dieses Chaos bringen konnte, und anschließend konnte ich wieder zu ihr zurück und nach ihr sehen. Sie befand sich im Keller des Ordens, von Wehren geschützt. Da konnte eigentlich nichts aus dem Ruder laufen.
    Bloß dass immer irgendwas aus dem Ruder lief.
    Doch solange sie den Keller nicht verließ, konnte ihr nichts geschehen. Und nichts konnte sie dazu zwingen, den Keller zu verlassen. Es sei denn, dort brach ein Feuer aus. Befand sich dort unten leicht entzündliches Material?
    Ich zwang mich, damit aufzuhören. Mit diesen Gedanken trieb ich mich noch in den Wahnsinn.
    Der Vampir querte nun schon zum vierten Mal direkt vor uns die Straße. Die Pferde des Ordens waren zwar darauf trainiert, alle möglichen Wesen zu erdulden, doch so gut man ein Pferd auch trainierte, blieb es doch immer noch ein Pferd. Der Vampir war den Pferden zuwider. Sie bockten zwar nicht, scheuten aber und tänzelten auf der Stelle.
    »Ich glaube, das macht er absichtlich«, knurrte Derek leise.
    »Ja. Er hasst Pferde«, verriet ich ihm. »Er hat eine Pferdehaarallergie.«
    Der violette Vampir lief nun am rechten Straßenrand entlang und sprang an den nächsten Telefonmast. Mit der Gelenkigkeit einer Eidechse kletterte er den Mast hinauf, schaute sich von dort oben um und huschte beiläufig wieder hinunter, um wieder in seinen bizarren Galopp zu verfallen. Normalerweise musste es schon im Juni schneien, ehe das Volk einen Blutsauger am hellen Tag nach draußen ließ. Die Sonne verbrannte ihre Haut in Minutenschnelle. Es sei denn natürlich, sie waren von Kopf bis Fuß mit einer mehrere Millimeter dicken Schicht Sunblocker eingeschmiert. Dennoch fragte ich mich, was in ihn gefahren war, dieses Risiko einzugehen.
    »Ghastek? Was geschieht eigentlich während eines Flairs mit dem Casino?«
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis er antwortete.

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