Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
dumpfen Augen unter dem Durcheinander der Tätowierungen auf der Stirn leuchteten vor grausamer Freude. Die Tätowierungen …
Die Linien auf seiner Kopfhaut ergaben mit einem Mal einen Sinn, flossen zu einem Macht-Wort zusammen. Schmerz explodierte in meiner Schädelbasis und löschte die ganze Welt aus. Ich bekam keine Luft mehr, ich konnte nicht mehr schreien, ich spürte nichts mehr. In einem Schmerztaifun gefangen, rang ich mit dem Wort. Ich musste es mir aneignen, oder es würde mein Hirn frittieren. Ich musste es aussprechen.
Ich hatte einen Kloß im Hals. Meine Stimme gehorchte mir nicht. Schmerzen schossen mir durch den ganzen Leib, als würde jede einzelne Körperzelle mit winzigen Nadeln traktiert. Der Schmerz wurde unerträglich, und ich schrie das Wort, um ihm zu entfliehen: » Osanda !«
Es tat so weh.
Ich sterbe .
Dann sah ich mit einem Schlag wieder ganz klar. Die Knie des Monsters prallten auf den Asphalt. Weiße Knochensplitter ragten aus den durchtrennten Muskeln. Ugad stöhnte, ein Laut der Verwirrung und des Schmerzes.
Knie nieder . Das Wort befahl dem Angesprochenen niederzuknien. Ich hatte ja eher auf »Friss Scheiße und stirb« gehofft.
Ugad quetschte und schüttelte mich mit letzter Kraft. Doch nach dem Schmerz des Machtworts fühlte sich der stählerne Griff seiner Finger beinahe weich an.
Aber lassen wir das Vergleichen. Erst töten, dann vergleichen.
Ich wechselte Slayer in die linke Hand und schlitzte Ugads Hals auf, schnitt ihm ein zweites Maul unterm Kinn. Rotes und graues Blut schoss daraus hervor. Das erste Maul des Monsters öffnete sich zu einem letzten, lautlosen Schrei. Es ließ mich los und stürzte nach vorn, und als es auf dem Boden aufprallte, löste es sich sofort in Flüssigkeit auf. Eine schmierige Masse prasselte auf mich ein. Meine Lippen brannten von der Berührung einer fremden Magie.
Ich spie aus, versuchte mir so viel von der Schmiere aus dem Gesicht zu wischen, dass ich die Augen öffnen konnte, und kriegte dabei nur noch mehr Schmiere ab. Ich schmeckte Blut, das meine Magie enthielt. Nasenbluten. So eine Scheiße. Ich griff nach einem Verbandstuch, damit ich nicht den ganzen Schauplatz niederbrennen musste, um meine Magie zu verbergen. Blindlings zog ich ein Tuch aus meiner Tasche, wischte mir damit übers Gesicht und konnte endlich die Augen öffnen.
Der Blutsauger lag zerfleischt da, sein Brustkorb war nur mehr ein Wrack aus zerbrochenen Rippen, von dem eine feuchte Spur zu Derek führte, der reglos auf dem Rücken lag.
Die letzte Kampfschnepfe beugte sich über ihn. Ihre Haare hielten seinen Hals umschlungen. Gut fünfzehn Meter trennten uns. Ich würde es nicht mehr rechtzeitig schaffen.
Das Flüstern des Hirten drang aus dem Maul der Schnepfe. »Ergib dich, oder er stirbt.«
Ich ließ das Verbandstuch fallen und griff nach dem Wurfmesser, das ich am Gürtel trug.
»Er stirbt!«, fauchte der Hirte.
Ich schleuderte das Messer. Die Klinge traf die Schnepfe am Kopf und ließ ein Auge wie eine Weintraube zerplatzen. Der Aufprall warf sie um, dann schleuderte ich die Haizähne nach ihr, einen nach dem anderen. Die kurzen, dreieckigen Klingen durchschlugen ihren Hals und ihre Wangen. Sie reckte sich noch einmal, starrte mich mit ihrer klaffenden Augenhöhle an und verflüssigte sich dann für immer.
Ich lief zu Derek und lauschte an seiner Brust. Sein Herz schlug. Kräftig und regelmäßig.
Sein ganzer Kopf war mit dem Blut des Vampirs beschmiert. So konnte ich nicht erkennen, ob er selbst verletzt war.
»Derek! Derek!« Lieber Gott, wer auch immer du bist, ich tu, was du willst, aber, bitte, lass ihn jetzt nicht sterben .
Seine Augenlider flatterten. Sein Monstermaul öffnete sich. Er setzte sich langsam auf.
»Wo tut es weh?« Fast hätte ich mich selbst geohrfeigt. Nur die fähigsten Gestaltwandler konnten in ihrer Zwischenform sprechen. Und Derek zählte nicht dazu.
»Üh-ah-ah.«
»Überall?«
Er nickte. »O-he.«
»Du bist okay?«
Er nickte wieder.
Ich wäre vor Erleichterung fast in Tränen ausgebrochen. Die Brust war mir so schwer, als wäre sie mit Blei gefüllt. »Du kannst ja sprechen.«
»Ja. Hah üht.«
»Du hast geübt. Sehr gut.« Ich lachte. »Ausgezeichnet.«
Er grinste. Blutige Vampirfleischfetzen steckten zwischen seinen Zähnen fest, und bei diesem Anblick kriegte ich fast das kalte Grausen. »Komm jetzt, mein Hübscher, ehe es hier gleich vor Leuten wimmelt. Sonst kommen wir hier nie mehr weg.«
Ich fand mein
Weitere Kostenlose Bücher