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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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und die Stimme des Hirten drang daraus hervor, trocken und zischend, und im Hintergrund hörte man, wie trockenes Laub zertreten wurde. »Ergib dich, Mensch.«
    »Bolgor, der Hirte, nehme ich an?« Der Vampir erhob sich wieder.
    Ein Krampf packte die Schnepfe. Sie fiel auf die Knie, ihre Schultern schlotterten. Der Hirte keuchte. »Du kannst uns nicht aufhalten. Das Tor zur Anderswelt steht weit offen. Die Große Krähe führt die Heerschar an. Schau in die Dunkelheit, Mensch. Dein Tod reitet dir von dort entgegen!«
    »Eine schöne Ansprache. Hat fast was von Shakespeare.« Ghasteks Vampir bewegte sich ruckartig vorwärts, und die Schnepfe vollführte diese Bewegung synchron mit ihm.
    Die Magie brandete über uns hinweg. Sofort zergingen die am Boden liegenden Kadaver zu Schleim.
    Die schwarzen Haare der Schnepfe peitschten. Dicke Strähnen packten den Vampir und schnürten ihm die Kehle zu. Der Blutsauger machte keine Anstalten, sich zu wehren. Ich war schon fast bei ihm.
    Von rechts drang Lärm herüber. An der nächsten Kreuzung in nördlicher Richtung stürzte ein Holzkarren krachend auf die Seite und zerbrach. Aus dem Wrack erhob sich eine hünenhafte Gestalt: Zweieinhalb Meter groß, grün, säulenförmige Beine, auf dem Kopf einen gehörnten Helm. Der dicke Kettenpanzer um seinen Oberkörper musste mindestens einen Zentner wiegen. Und beim Anblick seiner breiten Schultern wäre André the Giant vermutlich in Tränen ausgebrochen. Ein langer, kräftiger Schwanz hing hinten aus seinem Panzer hervor und schwang beim Gehen hin und her.
    »Kniet nieder vor Ugad, dem Hammer der Großen Krähe!«, fauchte der Hirte triumphierend.
    Ugad, der Hammer, hm? »Ihr leidet doch wohl alle an Größenwahn. Ein schlichtes ›Bubba‹ hätt’s doch wohl auch getan.«
    Das Ungetüm stapfte auf uns zu. Die Schaulustigen huschten fort wie eine Mäuseschar. Der Fetisch-Händler starrte das sich nähernde Monster an. Er kramte in seinen Amuletten und fuchtelte dann mit einem Bändchen nach dem Ungetüm. Ugad beachtete ihn gar nicht. Sein rechtes Bein strich an dem Karren entlang, der davon auf den Gehsteig geschleudert wurde. Berge von bunten Bändern ergossen sich aufs Pflaster.
    Das Monster beschleunigte. Mit Entsetzen wurde mir klar, dass er gar keinen Helm trug. Das waren seine eigenen Hörner, die aus einem Schädel ragten, der über und über mit Tätowierungen bedeckt war.
    Hinter mir fauchte der Vampir. Ich sah mich kurz nach ihm um. Die Schnepfe war zurückgewichen. Der Vampir saß ganz alleine da. Rubinrote Augen funkelten mich blutgierig an. Jetzt lenkte ihn keiner mehr.
    »Ghastek!«
    Keine Antwort. Ghastek hatte die Kontrolle über ihn verloren.
    Der Vampir ballte sich zusammen wie eine Feder und stürzte dann mit ausgefahrenen Klauen auf mich lo s …
    Ein pelziger Leib rammte ihn mitten im Sprung. Knurrend riss Derek den Blutsauger zu Boden. Der Vampir schlug seine Reißzähne in Dereks Schulter.
    Und Ugad stürzte sich auf mich.
    Ich wich nach links aus und schlug mit dem Schwert nach der Sehne an Ugads Kniegelenk. Dieser Schnitt hätte ihn eigentlich außer Gefecht setzen müssen, doch stattdessen wirbelte er herum. Er schlug mit seinem riesigen Schwanz nach mir, und die fleischige Schwanzspitze peitschte wie ein Prügel durch die Luft. Ich sprang beiseite und schlug nach dem Schwanz. Das Monster stöhnte und verpasste mir einen Rückhandschlag. Ich sah ihn zwar kommen, war aber zwischen seinem Schwanz und seiner Hand eingezwängt und konnte nicht ausweichen.
    Der Schlag riss mich von den Füßen. Ich flog ein Stück durch die Luft, kam mit der Schulter auf und schlitterte über den Asphalt.
    Mein Rücken tat höllisch weh, doch ich sprang wieder hoch und warf mich gleich wieder beiseite, während der Schwanz über meinen Kopf hinwegpeitschte. Ein riesiger Fuß folgte mir und stampfte dort auf den Asphalt, wo eben noch mein Kopf gelegen hatte. Ugad brüllte, und die Adern an seinem Hals traten hervor. So viele schöne Stellen, an denen ich ihm Schnittwunden hätte beibringen können. Wäre er doch bloß ein bisschen kleiner gewesen, damit ich auch drangekommen wäre.
    Noch ein Tritt. Ich wich zurück.
    Ugad griff nach mir. Ich blieb ganz still stehen. Was auch immer es kostete, dem Ziel nahe zu kommen. Eine schaufelblattgroße Hand schloss sich um mich, hielt meine Schwerthand fest und riss mich in die Luft empor, hin zu Ugads Schweinsaugen. Meine Knochen ächzten.
    Nun kam das Gesicht des Monsters in Sicht. Die

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