Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Fenster waren eingeschlagen. Kleine, hagere Wesen huschten um das Gebäude herum. Die Augen, mit denen sie uns anstarrten, leuchteten widerlich gelb, wie Eiter aus einer infizierten Wunde. Dann streckten sie aus der Ferne ihre knorrigen, mit Krallen bewehrten Hände nach uns aus.
Derek lief die Straße hinab, in jenem typischen Wolfstrott, mit dem er mühelos Meile um Meile zurücklegen konnte. Schließlich kamen wir zu einem Wald. Alte Eichen standen hier am Straßenrand, reckten einander ihre Äste entgegen. Derek blieb stehen, hob den Kopf zum Sternenhimmel empor und heulte. Sein Geheul stieg in die Nacht und kündigte unser Kommen an. Anschließend wartete er eine ganze Weile, drehte dabei die Ohren hin und her und trottete schließlich unter dem Baldachin der Laubkronen weiter die Straße entlang. Ich folgte ihm.
Die kleine Kutsche knarrte, und der Hufschlag hallte in stetem Rhythmus auf der Straße wider.
Dann drang ein gespenstisches Schnattern durch die Nacht. Geschmeidige Gestalten tauchten auf, glitten beiderseits des Wegs durchs Gebüsch. Sie liefen aufrecht, graue Umrisse vor der Dunkelheit, zu groß und zu schnell, um menschlich sein zu können.
Eine der Gestalten sprang in den Einspänner und landete neben mir. Rot glühende Augen starrten mich an. Eine Werhyäne in ihrer Zwischenform war ein scheußlicher Anblick.
»Hallo, meine Schöne«, nuschelte das Monstermaul.
Vor mir sah ich drei Hyänen, zwei in Tier- und eine in Menschengestalt. Sie umzingelten Derek und johlten und lachten dabei.
Das Hyänenmännchen im Wagen stürzte sich auf mich. Ich wich ihm aus, packte ihn im Polizeigriff, ergriff mit der anderen Hand seinen Hals und drückte ihm die Schlagader zu. »Keine Spielchen hier. Bring mich zu Tante B«, sagte ich in das runde Hyänenohr.
Die krallenbewehrten Hände umschlossen meinen Arm. »Mmh, das tut schön weh. Bitte, tu mir noch mehr weh.«
Diese gottverdammten Hyänen.
Vorn auf der Straße schnappte Derek nach einem Hyänenweibchen.
»Du musst Demut lernen.« Die menschliche Hyäne hielt mit einem Mal eine Peitsche in der Hand. »Komm, lass dich streicheln, kleiner Wolf.«
Mist. Ich zerrte mein Hyänenmännchen nach hinten, sodass es Andrea sah. Andrea stieß einen schwachen Schrei aus.
»Sie stirbt!«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
Die Werhyäne stieß mich beiseite und schrie nach draußen: »Gebt den Weg frei!«
Das menschliche Hyänenweibchen stemmte sich eine Faust in die Taille. »Du vergisst dic h … «
»Sie muss sofort zu Mutter!« Er fauchte, und das Weibchen wich zurück. Jetzt wandte er sich mit glühenden Augen an mich. »Los, fahr!«
Ich fuhr zwischen den Hyänen hindurch, und hinter mir schlossen sie wieder die Reihen und versperrten Derek den Weg.
»Der Wolf darf hier nicht durch. Das wäre gegen das Gesetz«, sagte die Werhyäne in ernstem Ton.
»Ihm geschieht aber nichts.« Ich lud so viel eiserne Entschlossenheit in meine Stimme, wie ich nur konnte.
»Nein, ihm geschieht nichts.«
Nun folgten die Hyänen der Kutsche. Von ihrem Geruch angetrieben, legte das Kutschpferd einen Zahn zu. Rumpelnd und knarrend fuhren wir schneller und immer schneller, bis der Einspänner geradezu über die unebene Straße hinwegflog. Dann öffnete sich der Wald, und wir kamen zu einem großen Haus im Ranchstil. Ich zog an den Zügeln und hätte mir dabei fast die Arme ausgekugelt. Unfähig anzuhalten, donnerte das Kutschpferd einmal ums Haus herum, ehe es endlich zum Stehen kam. Das Hyänenmännchen sprang ab, nahm Andrea und lief mit ihr zur Veranda des Hauses.
Dort ging das Licht an, und Tante B öffnete die Tür. Mittleren Alters und füllig, das graue Haar zu einem Dutt gebunden, sah sie aus, als hätte sie eigentlich Plätzchen backen sollen, statt über eine Horde absonderlicher Gestalten zu herrschen, die zu hysterischem Gelächter und exotischem Sex neigten.
Als sie Andrea sah, warf sie herrisch den Kopf herum. »Ins Haus. Du da auch!«
Ich lief hinter dem Hyänenmännchen her. Ein Weibchen in Menschengestalt folgte uns. Zumindest glaubte ich, dass es ein Weibchen war. Tante B spähte noch einmal in die Nacht hinaus und schloss dann die Tür.
Das Männchen lief einen Flur hinab in ein großes Badezimmer. Dort stand eine riesige, in eine Marmorplattform eingelassene Badewanne, groß genug, dass man zu sechst oder acht bequem darin Platz gefunden hätte. Er lief über den Badezimmerboden, der mit Sexspielzeugen und Früchten übersät war, und
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