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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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will Informationen. Bring mich nicht dazu, dass ich dieses Haus uneingeladen betrete.«
    Nun leuchteten die Augen der Bouda auf. Sie stieß ein hysterisches Gegacker aus, beugte sich vor und bleckte die Zähne. Ihr Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. »Na los doch, du Kätzchen! Brich das Gesetz! Erprobe die Kiefer von Kuris Tochter, wenn du dich traust. Ich werde lächeln, während deine Knochen unter meinen Zähnen zerbrechen.«
    Sie schnappte in seine Richtung und leckte sich die Lippen. Jim knurrte. Hinterm Haus kamen zwei Hyänen hervor. Sie umkreisten uns wie Haie.
    Ich stand auf und nickte Jim zu. »Lass mir nur noch eine Minute. Tu mir bitte den Gefallen.«
    Seinem Gesicht war nichts anzumerken. Langsam trat er zwei Schritte zurück und wartete.
    Im Badezimmer saß Andrea auf dem Marmor, hinter dem Weibchen und Tante B kaum zu erkennen. Der männliche Bouda fuhr mit den Fingern durch die feuchte Masse ihrer Haare und suchte darin nach etwas.
    »Ich muss we g … «
    Die Boudas wichen ein Stück beiseite, und nun erblickte ich Andrea. Ihr Körper war mit kurzem Fell bedeckt, die Haut darunter mit schwarzen Tüpfeln überzogen. Von Curran mal abgesehen, hatte ich noch nie einen Körper in Bestienform gesehen, der so wohlproportioniert war. Der einzige Mangel waren ihre Arme. Sie hingen zu tief herab, reichten ihr fast bis zu den Knien. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie Brüste hatte. Ganz normale menschliche Brüste. Die meisten weiblichen Gestaltwandler hatten in der Zwischenform nur kleine Brüste oder eine Reihe von Zitzen.
    Sie sah mich an. Ihre blauen Augen und ihre Stirn sagten: Ich bin ein Mensch. Ihre dunkle Schnauze und ihre Kiefer entgegneten: Nein, eine Hyäne. Das ging nahtlos ineinander über.
    »Hier ist es.« Das Männchen hielt beim Suchen in den Haaren inne.
    Tante B hielt Andreas Kopf fest. »Los.«
    Das Männchen riss einen kleinen dunklen Gegenstand aus Andreas Schädel heraus, dabei spritzte ein wenig Blut. Sie stöhnte leise. Tante B ließ sie los, das Männchen beugte sich vor und leckte Andrea behutsam den Hals.
    »Ich glaube, Raphael hat sich verliebt.« Das Weibchen grinste.
    Andrea hielt sich ein feuchtes Handtuch an den Kopf und sah mich an. »Kate? Wo willst du hin?«
    Die Worte kamen erstaunlich klar heraus, ihre Stimme hatte sich überhaupt nicht verändert.
    »Curran will mich sprechen. Er hat Jim hergeschickt, und es ist am besten, wenn ich mit ihm gehe.«
    Andrea atmete tief durch. »Ich bin ein Tiernachfahre.«
    Wie sie das Wort aussprach, verstand ich, dass es für sie eine tiefere Bedeutung haben musste, doch ich konnte überhaupt nichts damit anfangen. Das sah man mir offenbar an, denn Tante B faltete die Hände im Schoß. »Erinnerst du dich an Corwin?«
    »Der Katzenwer. Er ist dabei ums Leben gekommen, als er Derek verteidigte.« Der Lyc-V war ein Virus, der Menschen wie Tiere gleichermaßen befiel. Er nahm sich Bestandteile aus der DNA seiner Opfer und fügte manchmal auch menschliches Genmaterial in Tiergene ein. In sehr seltenen Fällen kam dabei ein Tierwer heraus, ein Tier, das die Gestalt wandeln und zum Menschen werden konnte. Die meisten waren geistig behindert und starben schnell wieder, aber einige, wie beispielsweise Corwin, lernten zu sprechen und wuchsen zu eigenständigen Personen heran.
    Tante B nickte. »Corwin war ein Guter. Er hat uns oft besucht.«
    »Er hat gerne rumgemacht«, fügte der weibliche Bouda hinzu.
    »Ja, das stimmt. Aber er hatte natürlich nur Platzpatronen geladen. Dabei ist nichts passiert.« Tante B sah mich an.
    »Das war zu erwarten. Tierwere sind unfruchtbar«, sagte ich, um irgendetwas zu sagen.
    Tante Bs Gesicht wurde ein wenig länger. »Nicht immer.«
    »Oh.«
    »Selten, nur ganz selten, kriegen sie Kinder.«
    »Oh.«
    Andrea seufzte. »Und manchmal überleben diese Kinder.«
    »Du bist das Kind eines Hyänenwers?« Es rutschte mir einfach so heraus.
    Alle zuckten zusammen.
    »Ja«, sagte Andrea. »Ich bin ein Tiernachfahre. Mein Vater war eine geborene Hyäne.«
    Jetzt ergab das Ganze einen Sinn. Sie hatte sich den Lyc-V nicht bei dem Überfall geholt – sie hatte ihn von Geburt an. »Weiß Ted davon?«
    »Vielleicht vermutet er etwas«, erwiderte Andrea. »Aber er hat keine Beweise.«
    Ich zuckte die Achseln. »Von mir wird er’s nicht erfahren, wenn du es ihm nicht sagst. Aber was ist denn nun eigentlich mit Julie geschehen?«
    »Einfach so?«, unterbrach uns das Boudaweibchen. »Es stört dich überhaupt nicht, dass

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