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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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nicht wiedersehen durfte. Ein One-Night-Stand in einer anderen Stadt war die sicherste Möglichkeit für mich. Verberge dein Blut. Warte ab, bis du stark genug bist. Vertraue niemandem. Ich hatte das alles gewusst, hatte mir nur nicht klargemacht, welche Konsequenzen es letztlich mit sich brachte. Und so hatte mein Vormund mich aufgeklärt. Ich hatte ihn dafür so ingrimmig gehasst, dass ich eingewilligt hatte, der Akademie des Ordens beizutreten, nur um von ihm fortzukommen.
    Die Magie brandete wieder über uns hinweg – stark, berauschend. Currans Haar regte sich und wuchs noch mal zwei Zentimeter.
    Ich wusste ganz genau, was mich zu ihm hinzog: Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn hätte besiegen können, wenn wir gekämpft – richtig gekämpf t – hätten. Nein, streichen wir das. Ich war mir sicher, dass ich ihn nicht hätte besiegen können. Er hätte mich getötet. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Er jagte mir Angst ein, und je mehr Angst ich bekam, desto weiter riss ich die Klappe auf.
    »So, jetzt bist du dran«, sagte ich.
    »Wie bitte?«
    »Du bist dran. Ich habe dir gesagt, weshalb ich will, dass die beiden zusammen sein können. Jetzt erzählst du mir, weshalb du sie auseinanderhalten willst.« Eifersucht, Stolz, Liebe – für einen Egomanen wie dich wären das doch alles gute Gründe. Such dir was aus.
    Er seufzte. »Sie ist schwach, und er ist ein selbstsüchtiges Arschloch. Er würde sie nur ausnutzen. Sie würde einen Fehler begehen.«
    Damit hatte ich nicht gerechnet. »Aber es ist ihr Leben. Sie hat das Recht, Fehler zu begehen.«
    »Ich weiß. Und ich warte darauf, dass sie erkennt, dass es ein Fehler wäre.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Curran, sie hat die Exfreundin ihres Verlobten gebeten, ihre Hochzeit zu arrangieren. Wenn sie bereit ist, sich so weit zu erniedrigen, würde sie für Crest schlechthin alles tun. Sie scheint mir kein Mensch zu sein, der gut mit Druck umgehen könnte. Wenn du die Hochzeit weiter verzögerst, treibst du sie nur dazu, dass sie erneut versucht, sich das Leben zu nehmen.«
    »Du hast die Narben gesehen?«
    Ich nickte. »Die Leute müssen ihre eigenen Entscheidungen treffen, ganz egal, wie falsch diese Entscheidungen auch sein mögen.«
    Jemand klopfte vorsichtig an die Tür.
    »Herein«, sagte Curran.
    Ein junger Mann steckte den Kopf zur Tür herein. »Es ist jetzt wach«, sagte er.
    Curran erhob sich. »Ich habe da etwas, das ich dir zeigen möchte.«
    Na, Gott sei Dank war das kein Anmachspruch.
    Wir folgten dem jungen Gestaltwandler hinaus, und Curran fragte mich leise: »Wie geht’s den Ärmchen? Leichte Schmerzen?«
    »Nö«, log ich. »Und dein Knie?«
    Ein paar Schritte später beschloss ich, meine Befürchtungen auszuräumen. »Das mit dem Bitten und Danken hast du scherzhaft gemeint, nicht wahr?«
    »Nein, das war mein voller Ernst.« Seine Augen leuchteten kurz auf, und er fügte hinzu: »Baby.«
    Nein .
    Er lachte. »Du müsstest mal sehn, wie du gerade guckst.«
    »Nenn mich nicht so.«
    »Wäre dir ›Schätzchen‹ lieber? Oder ›Zuckerschnute‹?« Er zwinkerte mir zu.
    Ich biss die Zähne zusammen.

Wir gingen eine Wendeltreppe hinab in den Innenhof der Festung. Diese Festung konnte sich nicht recht entscheiden, ob sie wie eine mittelalterliche Burg oder wie eine Strafanstalt aus dem 21. Jahrhundert aussehen wollte. Das rechteckige Hauptgebäude ragte hoch empor und war ebenso zweckmäßig wie hässlich. Jim hatte mir erzählt, dass es von Hand errichtet worden war, mit minimalen technischen Mitteln, und dass der Bau fast zehn Jahre verschlungen hatte. Wahrscheinlich hatte es sogar noch länger gedauert. Die Festung setzte sich unterirdisch auf zahlreichen Etagen fort.
    Das Hauptgebäude wurde von einer massiven Mauer umschlossen. Ich war noch nie auf diesem Hof gewesen. Er war sehr ausgedehnt und beinahe leer. Am anderen Ende sah ich einige Sportgeräte, einen großen Lagerschuppen und einen Wasserturm. Und rechts davon stand eine Gruppe von Gestaltwandlern neben einem großen, mit Flüssigkeit gefüllten Glasbecken. Als ich das letzte Mal so ein Becken gesehen hatte, hatte es eine grüne Heillösung enthalten, die Doolittle zusammengezaubert hatte, und Curran hatte nackt darin gelegen.
    Dieses Becken enthielt klares Wasser. Und in dem Wasser befand sich ein Loupkäfig: Gitterstäbe, so dick wie mein Handgelenk und mit Silber beschichtet. Etwas Dunkles regte sich in diesem Käfig. Die Gestaltwandler gingen davor hin und her. Unter

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