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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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ihnen waren auch drei hünenhaft große Exemplare in Tiergestalt, deren struppige Köpfe mir die Sicht versperrten.
    »Was ist das?« Ich wies auf das Becken.
    »Das wirst du gleich sehen«, erwiderte Curran mit überaus selbstgefälliger Miene.
    Während wir über den Hof gingen, glitt eine dunkle Gestalt über den Sternenhimmel. Man erkannte den dunklen Umriss eines riesenhaften Körpers mit großen Schwingen. Er flog lautlos in großer Höhe vorüber und verschwand dann hinter dem Waldhorizont.
    Das konnte nicht sein. Selbst während eines Flairs war die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein solches Wesen hier zeigte, zu klein, um überhaupt darüber nachzudenken.
    Das Grüppchen der Gestaltwandler teilte sich vor Curran. Und in dem Käfig erkannte ich eine mir vertraute Gestalt. Eine Kampfschnepfe. »Woher hast du die?«
    Curran zuckte die Achseln. »Sie folgte deiner Spur, als du schon wieder fort warst. Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit, und ich habe ihr die Arme ausgerissen. Als sie nicht gleich starb, haben wir sie in einen Loupkäfig gesteckt und hierhergestellt.«
    Die Kampfschnepfe schwebte im Wasser, die Augen weit aufgerissen. Kleine Kiemenschlitze regten sich an ihrem Hals. Beide Arme waren wieder da und voll funktionsfähig. Sie waren offenbar nachgewachsen.
    Das Haar der Schnepfe griff nach den Gitterstäben und wich wieder zurück.
    »Sie mag kein Silber.« Jim tauchte wie durch Zauberei aus der Gestaltwandlergruppe auf.
    Curran nickte. »Das mit dem Loupkäfig war eine gute Idee. Da wäre ich von alleine nie drauf gekommen.«
    Mit dem nächsten Geld, das ich mit einem Gildenjob verdiente, würde ich in meiner Wohnung Gitter aus der gleichen Legierung einsetzen lassen. Meine gegenwärtigen Gitter hatten ja angeblich einen ganz anständigen Silberanteil, der aber nicht ausgereicht hatte, um die Kampfschnepfen fernzuhalten.
    Ich zog das Halsband aus meiner Lederjacke. Die Schnepfe hing sofort am Gitter, die lavendelblauen Augen starr auf das Halsband gerichtet.
    »Willst du das haben, ja?« Ich schwenkte das Halsband nach links. Die Schnepfe folgte.
    Ich löste einen der vielen Knoten, zog die erste Münze von der Schnur herab und warf sie ein, zwei Meter weit entfernt ins Gras. Die Schnepfe blieb weiter auf das Halsband fokussiert. Ich zog die zweite Münze ab und warf sie hinterher. Keine Reaktion.
    »Ist eine davon etwas Besonderes?«, fragte Curran.
    »Ja. ich weiß bloß nicht, welche.«
    Die dritte Münze. Die vierte.
    »Hey, Leute!«
    Diese Stimme hätte ich überall wiedererkannt. Ich wirbelte herum. Bran stand auf der Mauer, gut fünfundzwanzig Meter entfernt. Er winkte uns mit seiner Armbrust zu. »Was für eine nette Party. Und Ihr habt mich nicht eingeladen.«
    »Holt ihn da runter«, knurrte Curran leise.
    Zwei Gestaltwandler in Tierform lösten sich aus der Gruppe und schlichen zu der Mauer hinüber.
    Bran grinste. »Und du bist also der große Chef hier, was? Dich hab ich mir aber irgendwie größer vorgestellt.«
    »Groß genug, um dir das Genick zu brechen«, entgegnete Curran. Seine Gesicht schaltete in den Stinksauermodus: etwa so ausdrucksvoll wie ein Granitklotz. »Komm von der Mauer runter, dann können wir ein Schwätzchen halten.«
    »Nein danke.« Bran erblickte das Halsband in meiner Hand, und dann sah er zu den Gestaltwandlern hinüber, die mich umgaben. Er hätte das Halsband sehr gern gehabt, aber seine Chancen standen schlecht.
    Er zuckte die Achseln, dann sah er die Kampfschnepfe. »Was haben wir denn da? Hey, damit helfe ich euch doch gern.«
    Und schon hatte er die Armbrust im Anschlag, zwei Bolzen durchschlugen den Hinterkopf der Schnepfe und drangen zu den Augen wieder hinaus, und die Kampfschnepfe verflüssigte sich.
    Das Tor des Hauptgebäudes flog auf, und ein Pulk von Gestaltwandlern kam über den Hof gelaufen. Jemand schrie: »Er hat die Landkarten!«
    »Ich bin dann mal weg.« Bran winkte uns mit einem kleinen Päckchen zu. »Und schönen Dank noch mal hierfür.«
    Nebel wirbelte herbei, und dann war er verschwunden.
    Curran brüllte.

Kapitel 21
    W enn direkt neben einem ein Löwe losbrüllt, meint man im ersten Augenblick, es wäre Gewitterdonner. Es ist ein so tiefer und beängstigender Laut, dass man nicht glaubt, dass er von einem Lebewesen stammen könnte. Er zermartert einem die Nerven, und man erstarrt auf der Stelle. Alle Gedanken weichen aus dem Hirn, und man steht als das da, was man im Grunde ist: ein hilfloses, lächerliches Geschöpf, ohne

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