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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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selbstgefällig. »Es macht Spaß, mit dir zu spielen. Du gibst eine gute Maus ab.«
    Eine Maus?
    »Ich hatte schon immer ein Faible für Spielzeugmäuse«, sagte er und grinste. »Manche sind mit Katzenminze gefüllt. Das ist ein netter Gimmick.«
    »Ich bin aber nicht mit Katzenminze gefüllt.«
    »Das wollen wir doch mal sehn.«
    Er kam wieder auf mich zu. Houston, wir haben ein Problem. Seinem Blick nach hätte auch ein Tritt ins Gesicht nicht ausgereicht, um ihn zu entmutigen.
    »Ich kann dir mit einem einzigen Wort Einhalt gebieten«, sagte ich.
    Er schloss mich in eine Bärenumarmung, und ich erfuhr, wie sich eine Nuss fühlen musste, kurz bevor der Nussknacker seine Arbeit tat. »Nur zu«, sagte er.
    »Hochzeit.«
    Da wich die gute Laune aus seinem Blick. Er ließ mich los, und das Spiel war schlagartig vorbei.
    »Du gibst nicht auf, hm?«
    »Nein.«
    Die Magie verschwand wieder. Ein dumpfer Schmerz breitete sich auf meinem Rücken aus. Ich musste wohl härter gelandet sein, als ich dachte. Auch die Oberarmmuskeln taten mir höllisch weh. Schönen Dank für die Umarmung des Todes, Euer Majestät. Ich sank an die Wand.
    »Wieso bist du so versessen darauf, die beiden unter die Haube zu bringen?«
    Ich rieb mir die Stirn, versuchte die Erschöpfung fortzumassieren. »Willst du das wirklich wissen?«
    »Ja. Was steckt dahinter? Schuldgefühle? Rache? Liebe?«
    Ich schluckte. »Ich lebe allein.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Du hast das Rudel. Du bist von Leuten umgeben, die alles Mögliche anstellen, nur um dir nahe zu sein. Ich hingegen habe niemanden. Meine Eltern sind tot, und sonst habe ich keine Familie mehr. Ich habe keine Freunde. Außer Jim, und der ist eher ein Arbeitskollege. Ich habe keinen Liebhaber. Ich kann nicht mal ein Haustier halten, denn ich bin nicht oft genug zu Hause, um dafür sorgen zu können, dass es nicht verhungert. Wenn ich heimgekrochen komme, blutend, verdreckt und erschöpft, steht das Haus dunkel und verlassen da. Niemand lässt für mich das Licht auf der Veranda an. Niemand nimmt mich in den Arm und sagt: ›Hey, schön, dass du es überstanden hast. Ich habe mir schon Sorgen gemacht.‹ Keinen kümmert es, ob ich noch lebe oder nicht. Keiner macht mir Kaffee, keiner nimmt mich in den Arm, bevor ich zu Bett gehe, und wenn ich mal krank bin, besorgt mir keiner Medizin. Ich bin ganz allein.«
    Ich zuckte die Achseln, gab mir Mühe, es ganz beiläufig klingen zu lassen. »Und meistens bin ich auch gern allein. Doch wenn ich an meine Zukunft denke, sehe ich keine Familie, keinen Mann, keine Kinder. Keine Wärme. Ich sehe nur mich selbst, wie ich immer älter werde und immer mehr Narben ansammle. In fünfzehn Jahren werde ich mich immer noch nach Hause schleppen und dort meine Wunden lecken, ganz allein in einem dunklen Haus. Mir ist das nicht gegönnt: Liebe und Familie. Myong und Crest haben eine Chance auf dieses Glück. Und ich will ihnen dabei nicht im Wege stehen.«
    Ich sah zu Curran hinüber und entdeckte etwas in seinem Blick. Verständnis? Mitgefühl? Schwer zu sagen. Es war nur einen kurzen Moment zu sehen, dann zog er wieder seine Maske darüber, und ich sah mich erneut dem undurchdringlichen Blick eines Alphatiers ausgesetzt.
    Ich wandte den Blick wieder ab. Ich hatte vieles nicht erwähnt. Ich hatte nicht erwähnt, dass man eine große Gefahr einging, wenn man mit mir zusammen war, denn mein Blut machte mich zu einem Anschlagsziel. Mit mir Sex zu haben bedeutete, an meiner Magie teilzuhaben. Wenn ich mit einem normalen Menschen zusammen war, machte mich das zu einem Egoisten, denn ich hätte denjenigen niemals beschützen können, wenn man mich gefunden hätte.
    Wenn ich mit einem mächtigen Menschen zusammen war, machte mich das zu einem Dummerchen, denn sobald derjenige herausfand, was wirklich in mir steckte, würde er mich entweder umbringen oder versuchen, mich für seine Zwecke auszunutzen. Ich erinnerte mich noch ganz genau daran, wie mir das zum ersten Mal bewusst geworden war. Sein Name war Derin. Er war ein Zauberer. Ich war siebzehn und wollte dringend flachgelegt werden. Und er schien mir genau der Richtige dafür. Wenn ich nun, Jahre später, daran zurückdachte, musste ich zugeben, dass Derin nicht besonders toll gewesen war, aber es war das erste Mal, na ja, und es hätte schlimmer kommen können.
    Greg hatte getan, was jeder gute Vormund an seiner Stelle getan hätte. Er hatte sich mit mir hingesetzt und mir sehr behutsam erklärt, wieso ich Derin

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