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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Der Kopf des Golems fiel zu Boden.
    »… Beben sein.« Die Macht der Erde. Reizend. Eigentlich hätte er nicht in der Lage sein dürfen, Löcher in die Erde zu reißen, da der Untergrund gefroren war. Aber offenbar hatte man vergessen, ihn darüber zu informieren.
    Beben überblickte das Gelände und suchte nach seinem nächsten Opfer.
    »Er wird das Wehr niemals durchdringen«, sagte jemand rechts von mir.
    Oh doch, das wird er. Glaubt mir. »Darauf würde ich mich lieber nicht verlassen. Ihre Wehre sind sehr stark, aber Ihre Magie ist viel zu jung für ihn.«
    Eine grauhaarige Frau warf mir einen mitleidigen Blick zu, als hätte sie es mit einem dummen Kind zu tun. »Unsere Wehre sind in einer Sprache geschrieben, die bereits zwölf Jahrhunderte alt war, als die christliche Zeitrechnung begann. Nicht einmal die Unicorn Lane kann sie durchdringen.«
    Ich zeigte auf Beben. »Zwölf Jahrhunderte vor der christlichen Zeitrechnung war Erra bereits dreitausend Jahre alt.«
    Von links kam plötzlich hysterisches Gebell. Blöder Hund! Damit machte er sich nur selbst zum Angriffsziel.
    »Öffnen Sie die Wehre.« Ich lief die Treppenstufen hinunter.
    »Das wäre nicht klug«, rief Peter. »Der Wehrzauber wird ihn abhalten.«
    »Das kommt nicht infrage. Viel zu gefährlich.« Die ältere Frau verschränkte die Arme vor der Brust. »Wir übernehmen nicht die Verantwortung für Ihren Tod oder Beschädigungen des Tempels.«
    Beben ging einen Schritt auf meinen Pudel zu.
    »Öffnen Sie die verdammten Wehre! Sonst werde ich sie selbst aufbrechen!«
    Beben wandte sich vom Hund ab, hob den Kopf des Golems vom Boden auf und schleuderte ihn zum Tempel. Er flog durch die Luft, durchquerte das Wehr mit einem silbernen Blitz und zerschellte an der Tempeltür. Völlig klar – die Golems gehörten zum Tempel, und das Wehr war auf sie eingestellt, sodass sie hindurchgehen konnten. Der Kerl würde den Tempel mit Golemkörperteilen bombardieren, und sobald ihm die Munition ausging, würde er persönlich hineinstapfen.
    Die Rabbis starrten auf die Trümmer des zerbrochenen Kopfes. Beben griff nach dem nächsten Lehmkörper.
    Die grauhaarige Frau blickte auf. »Peter, öffne das Wehr!«
    Weißes Licht floss nach unten. Ich trat hindurch, und das Wehr schloss sich wieder hinter mir. Ich ging auf Beben zu, während ich an der Spange meines Umhangs zog.
    Beben wandte sich mir zu. Er trug das Gesicht von Solomon Red. Große Überraschung!
    Der Umhang glitt mir von den Schultern und fiel in den Schnee. Ich ging weiter. Schön langsam.
    Solomon bedachte mich mit einem herablassenden Grinsen. Er hatte nie gelächelt. Wie ein Betrunkener, der jeden Muskel zu beherrschen versuchte, um den Anschein von Nüchternheit zu erwecken, hatte Solomon hinter der Maske ernster Bedeutsamkeit verborgen, dass er nicht lesen konnte. Doch jetzt griente er mich mit offenkundiger Verachtung an. Lebhafte Intelligenz erhellte seine Augen. Erras Intelligenz.
    Solomon öffnete den Mund. Eine vertraute weibliche Stimme wurde hörbar. »Du schon wieder. Mehr können die Priester nicht aufbieten? Oder wollen sie mich mit einem netten Unterhaltungsprogramm erfreuen?«
    Ich bewegte mein Schwert, um mich auf den Kampf einzustimmen. »Warum bist du eine Frau?«
    »Warum sollte ich keine Frau sein?«
    Weil das meinen Familienstammbaum auf den Kopf stellt. »Weil es im Erra-Epos heißt, dass du ein Mann bist.«
    Solomon zuckte mit den Schultern. »Du solltest nicht allzu viel auf das Gefasel seniler Tempelratten geben.«
    »Ich werde es mir merken. Hast du noch weitere Perlen der Weisheit, die du zum Besten geben kannst?«
    »Keine, die dir helfen könnten, die nächste Minute zu überleben.« Solomon breitete die Arme aus und führte sie wieder zusammen, als würde er mit einem großen Gewicht hantieren.
    Der Boden unter meinen Füßen zitterte.
    Ich sprang nach links. Wo ich gestanden hatte, klaffte ein Loch. Ich landete und sprang erneut, wobei ich knapp einem weiteren Loch entkam. Überall um mich herum riss der Boden auf, als würden sich gierige schwarze Münder im Schnee bilden, und ich hüpfte wie ein Huhn auf heißem Blech herum. Ich machte einen Satz nach rechts und dann nach links. Wenn ich nicht ganz schnell das Fliegen lernte, würde ich nie an ihn herankommen.
    Solomon lachte mit Erras Stimme.
    Normalerweise hob ich mir meine Magie als letztes Mittel auf, aber hier ging es um eine uralte Macht. Also durfte ich mich nicht allzu lange mit vorsichtigem Geplänkel

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