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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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gestorben war. Ich würde lebendig begraben ersticken. »Deine Nachahmungen von Tierlauten sind phänomenal.«
    Solomon bewegte sich ruckartig nach rechts. Er senkte den Kopf, und seine Hand packte meinen Unterarm mit dem schmerzhaften Griff einer Schraubzwinge.
    Erra brachte den Untoten dazu, mich zu beißen.
    »Verdammt!«
    Solomon grinste. »Kleines Eichhörnchen! Du schmeckst nach Familie.«
    Ach du Scheiße!
    Etwas Pelziges traf Solomon. Es knurrte und schnappte mit den Zähnen. Solomon drehte sich, und noch mehr Gewicht drückte mich nieder, als sich Hundezähne in seinen Rücken gruben. Ich schrie auf. Solomon schlug mit dem Arm aus und schleuderte den Pudel beiseite. Wieder verlagerte er das Gewicht, und ich griff nach meinem Wurfmesser.
    »Rühr meinen Hund nicht an!«
    Solomon lachte. »Wirklich seltsam. Hugh hatte seine Geheimnisse. Kein Wunder. Das ist das Problem mit gedungenen Helfern: Ohne Ehrgeiz sind sie nutzlos, und mit Ehrgeiz …«
    Ich stach das Wurfmesser in Solomons Kehle. »Durchtrennte Halsschlagader. Viel Spaß.«
    Blut schoss aus Solomons Mund und spritzte auf mein Gesicht. »Bis bald«, stieß er gurgelnd hervor. Solomons Augen erloschen. Er zitterte noch einmal, dann brach er auf mir zusammen.
    Erra war nicht mehr da.
    Mit großer Anstrengung schob ich Solomons Leiche zur Seite in die Erde.
    Kurz darauf leckte eine übel riechende Zunge mein Gesicht ab und benetzte meine Haut mit dem zarten Parfüm von einem Tag altem Aas.
    Ich umarmte den pelzigen Hals. »Ist ja gut. Jetzt lass mich aufstehen.«
    Der Pudel sprang aufgeregt davon. Ich erhob mich aus der Erde. Der Schnitt in meiner Seite kreischte protestierend. Der aufgeworfene Boden reichte mir bis zur Taille. Ich hielt mich daran fest, damit ich nicht umkippte.
    Solomon lag mit dem Gesicht nach unten. Ich verpasste ihm einen Fußtritt, aber danach ging es mir keineswegs besser. Ich trat noch einmal zu, nur für alle Fälle. Dann erkannte ich, dass ich auf einen Speer blickte, der ihm aus dem Rücken ragte.
    Das Wehr verflüchtigte sich. Leute stürmten aus dem Tempel in meine Richtung.
    Woher zum Teufel war der Speer gekommen?
    Ein Mann erreichte mich. »Sind Sie verletzt?«
    »Wer hat den Speer geworfen?«
    Er schrak zurück. »Ich bin Heiler. Ich kann Ihnen helfen.«
    Ich bemühte mich, langsam und ohne drohenden Unterton zu sprechen. »Woher kam der Speer geflogen?«
    Er blinzelte. »Ich weiß es nicht. Ich habe nichts gesehen.«
    Ich packte den Speer und zog mit aller Kraft. Mann, er steckte ziemlich fest drin. Ich stellte einen Fuß auf die Leiche, wobei ich ein paar schwarze Nadeln zerbrach, und zog noch einmal. Endlich löste sich der Speer. Er hatte einem der Golems gehört. Jemand hatte ihn aufgehoben und geworfen. Jemand mit sehr großer Kraft.
    Jemand hatte gemeldet, wie ich um den Mast mit Joshuas Leiche herumgekrochen war. Jemand hatte mich aus der Deckung der Ruinen beobachtet. Und nun hatte jemand Solomon aufgespießt und sich aus dem Staub gemacht. Langsam hatte ich genug von der ganzen Geheimniskrämerei.
    Kleines Eichhörnchen. Du schmeckst nach Familie. Bis bald.
    Sie hatte das Blut erkannt, aber sie wusste nicht, wer ich war. An i hrer Stelle würde ich alles versuchen, um mich ausfindig zu machen. Ich würde in mein Haus eindringen, um so viel wie möglich über mich herauszufinden, und nach einem Punkt suchen, an dem man einen Hebel ansetzen konnte. Ich hatte immer gewusst, dass so etwas eines Tages geschehen würde, und nun war es so weit. All meine Freunde liefen plötzlich mit einer Zielscheibe auf dem Rücken herum.
    Julie. Ich hatte Fotos von Julie im Haus.
    Ich musste nach Hause.
    Ich musste das Rudel warnen.
    Ich fuhr herum und sah, dass Marigold inmitten eines Flecks aus rot gefärbtem Schnee lag.
    Oh Gott! Ich setzte mich wankend in Bewegung, dann lief ich immer schneller.
    »Warten Sie!«, rief der Heilmagier mir nach.
    Marigold lag reglos da, den Kopf nach oben gereckt. Der verbogene Überrest eines Golem-Speers ragte ihr aus dem Hals. Sie musste getroffen worden sein, als Erra Sachen durch die Gegend geworfen hatte.
    Ich fiel in den Schnee und umarmte ihren Kopf. Ihre Augen blieben dunkel. Ihre langen Wimpern bewegten sich nicht.
    »Können Sie sie wieder in Ordnung bringen?«
    »Sie ist tot«, sagte der Heilmagier.
    Die Hexe hatte meine Marigold ermordet. Dieses Maultier hatte mir ein ganzes Jahr lang treue Dienste geleistet. Ich hatte sie mit Karotten gefüttert, sie gestriegelt und mich darauf

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