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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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winzigen scharfen Nadeln nagte Magie an meiner Haut, als wollte sie eine Kostprobe von mir nehmen. Ich erstarrte.
    Feine Haarrisse breiteten sich im Boden aus. Blasses Licht stach durch die Ritzen. Etwas kam herauf. Ich ließ Slayer durch die Luft sausen, um mein Handgelenk zu lockern.
    Unter mir explodierte etwas Mächtiges. Magie schoss durch meine Beine und jagte in einem schmerzhaften Strom durch meinen Körper. Es fühlte sich an, als wäre jedes Organ freigelegt worden, jede einzelne Körperzelle. Der Ansturm entlud sich in einem Schrei und brach in einem grellen Lichtstrahl aus meinem Mund hervor, so hell, dass ich geblendet wurde. Mir war schwindlig. Alles tat mir weh. Schwach und benommen hielt ich die Hand fest um mein Schwert geklammert.
    Atmen. Eins, zwei, drei …
    Langsam klärte sich mein Sichtfeld wieder, und ich sah den durchscheinenden magischen Schutzschild und dahinter die Schriftrollen, die auf den Steinsäulen schimmerten. Tiefblaue Ströme aus Magie flossen im Schein auf und ab. Was zum Teufel hatte das alles zu bedeuten? Ich blickte auf. Der letzte Rest Magie, der aus mir herausgeschossen war, schwebte in einer indigofarbenen Wolke über mir und verschmolz langsam mit dem Schutzkreis.
    Verdammt! Die Wand rund um den Kreis war gar kein Wehr, obwohl es so aussah und sich so anfühlte. Es war ein ara , ein magischer Motor. Ich hatte darüber gelesen, kannte dergleichen aber nicht aus eigener Erfahrung. Ein ara blieb so lange inaktiv, bis irgendein Idiot, zum Beispiel ich, hineintrat und magischen Saft spendete, um es anzutreiben. Es absorbierte meine Magie und wechselte die Farbe zu Blau. Wäre ich ein Vampir gewesen, hätte das Ganze jetzt purpurrot geleuchtet.
    Dann fiel mir auf, dass meine Füße keinen Bodenkontakt mehr hatten. Aus dem Augenwinkel sah ich den Bereich, in dem sich zuvor der Boden befunden hatte und wo nun absolut nichts mehr war. Unter mir gähnte ein schwarzer Abgrund, über dem ich schwerelos schwebte.
    Toll! Einfach großartig!
    Ich öffnete die Hand, in der ich das Pergament hielt. Eine Lichtfeder wischte es mir von der Handfläche und hob es empor, bis es auf meiner Augenhöhe war.
    Die Magie geriet in Bewegung. Lange Fasern aus Indigo zogen sich durch das ara und schlugen in das Pergament. Es flatterte, im Spinnennetz der blauen Fühler gefangen.
    Es war gut, dass der Tempel durch einen Wehrzauber geschützt war. Andernfalls wäre jeder mit einem Hauch von Macht in der Lage gewesen, dieses Feuerwerk zu spüren.
    Die Tentakel, die das Pergament hielten, leuchteten nun in einem dunkleren Blau. Der Kreis nahm die Magie des Pergaments auf, die sich nun schimmernd ausbreitete.
    Ein mächtiger magischer Impuls erschütterte das ara .
    Die Mitte des Pergaments wurde glatt. Die Knitterfalten im Papier verschwanden. Langsam wurde Tinte sichtbar, wie bei einem Foto im Entwicklungsbad. Ein magisches Quadrat bildete sich. Außerdem verschiedene geometrische Figuren: Spiralen, Kreise, Kreuze …
    Immer wieder pulsierte die Magie, wie das Läuten einer großen Glocke. Mein ganzer Körper summte von der Resonanz. Beeil dich, verdammt!
    Das magische Netzgeflecht ließ die eingerissenen Ränder des Pergaments wachsen. Offenbar war es ursprünglich nur ein kleines Stück von einer größeren Schriftrolle gewesen, die obere linke Ecke, und nun rekonstruierte der Kreis das Ganze, wie es einst gewesen war.
    Mit hebräischen Buchstaben geschriebene Worte erschienen. Dazwischen wurden kleinere Zeilen in englischer Sprache sichtbar.
    Ich verwüste das Land und zermahle es zu Staub,
    Ich zertrümmere die Städte und mache sie zu Ödland.
    Das klang vertraut. Das kannte ich.
    Ich zerschlage die Berge und verängstige die wilden Tiere,
    Ich wühle das Meer auf und halte die Gezeiten zurück.
    Ich strengte mein Gedächtnis an und versuchte darauf zu kommen, wo ich das schon einmal gelesen hatte.
    Ich bringe die Stille des Grabes in die wilde Natur,
    Ich raffe die Menschheit dahin, auf dass niemand überlebt.
    Na los, na los! Woher kannte ich das? Warum hatten sich diese Worte in meinen Kopf eingebrannt? Die Schriftzeichen tauchten immer schneller auf. Ich überflog die nächsten Zeilen.
    Ich bringe dunkle Vorzeichen und entweihe heilige Orte,
    Ich schicke Dämonen in die geweihten Häuser der Götter,
    Ich plündere die Paläste von Königen und lasse ganze Länder trauern,
    Ich setze Blütenfelder und Obstgärten in Brand.
    Am Ende der Schriftrolle flammte eine letzte Zeile auf. Sie stach in meine

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