Stadt der Fremden
Revolution. Ich hatte niemals wahrgenommen, dass irgendein Ariekei die Einzelheiten von EzRas Äußerungen verstanden oder ihnen Aufmerksamkeit geschenkt hatte – ihre Stimmen waren nichts weiter als berauschend gewesen. Wenn Zuhörer eine banale oder idiotische Redewendung mehr als andere gemocht hatten, dann war diese Bevorzugung so abstrakt und bedeutungslos wie die für eine Lieblingsfarbe. Dies aber war nicht das Gleiche. Einige in der Gastgeberstadt, selbst im Drogenrausch bei EzCals Stimme, hatten den Inhalt jener Wörter verstanden. Ich wünschte, Bren wäre bei mir gewesen, als das geschah.
»Was zur Hölle machst du da?«, fragte ich Cal, nachdem ich zu ihm gegangen war. Zuerst schien er mich nicht zu bemerken. Dann verwandelte sich in weniger als einer Sekunde sein Gesichtsausdruck von Fassungslosigkeit über Verärgerung zu Desinteresse. Er ging fort, und Ez folgte ihm. Und die Wächter von Ez folgten ihnen beiden.
Wie der König in einer Geschichte kletterten EzCal die Barrikaden hoch und wieder hinunter. Sie betraten das, was einst unsere Straßen gewesen waren, und gingen in eine Menge von Hunderten wartender Ariekei hinein. Sie standen regungslos und still da, doch sie gingen EzCal mit kleinen Hufschritten aus dem Weg.
EzCals Gefolge aus nervösen Männern und Frauen kletterte hinter ihnen den mit Plastone befestigten Müll und Schutt hinunter. Niemand machte uns den Weg frei, wir mussten uns sehr vorsichtig zwischen den Gastgebern hindurchschlängeln. Viele von uns waren da: Wesire, die beharrlich behaupteten, sie seien unverzichtbar, ich, MagDa und hinter ihnen andere aus dem Komitee, die Befehle auszugeben versuchten oder nur beobachteten. Ich hatte ein Gefühl, das ich nicht wirklich auszudrücken vermochte: EzCal – Cal natürlich – hatten gewusst, dass ihre Worte nicht nur den Ariekei-Gelüsten nachkommen und sie antreiben, sondern auch Einzelheiten mitteilen würden.
Und zwar mühelos! EzRas Publikum hatte in einem Zustand völliger Benommenheit den Agrarberichten ebenso sehr gelauscht wie den Schilderungen, von denen Ez gedacht zu haben schien – oder dies zumindest vorgetäuscht hatte –, dass sie seine Zuhörer erreichten. Nun hatten die Geschichten, die Ez erzählte, ein echtes Publikum, doch sie waren nicht mehr länger seine Geschichten. Die Ariekei hielten ihre Fächerflügel geweitet und hörten ernst zu. Cal spazierte, als ob er und Ez bis zur Grenze der historischen Botschaftsstadt und darüber hinaus in die Gastgeberstadt weitergehen wollten. Sie hatten keinen Äoli, also war dies reines Theater. Ez blieb bei ihm.
Zuhörer , sagten EzCal. Ihre Stimmen wurden verstärkt durch winzige Punkt-Mikrofone an ihrer Bekleidung. Cal hatte nicht auf Ez geblickt – darauf hätte ich wetten können –, doch sie sprachen zusammen. EzCal warteten nun so lange, dass ich gedacht hätte, der Zugriff ihrer Stimme auf die Versammelten würde verebben. Es warnur ein einziges Wort gewesen, nicht einmal ein Satz, mit der Grammatik, die ganz besonders »wohlschmeckend« für die Ariekei zu sein schien. Doch sie warteten.
Zuhörer , wiederholten EzCal. Verstehen Sie mich?
Die Ariekei antworteten mit Ja.
Erheben Sie Ihre Präsentflügel , forderten EzCal die Ariekei auf, und sie taten es. Schütteln Sie sie , sagten die beiden, und wieder folgten die Ariekei augenblicklich der Aufforderung.
Ich hatte noch nie etwas Ähnliches gesehen. Keiner der zuschauenden Terre blickte anders als verblüfft. Falls Ez aufgeregt oder überrascht war, zeigte er keinerlei Anzeichen davon. Er schaute bloß auf all diese Sucht-Gehorsamen. Erheben Sie Ihre Präsentflügel und hören Sie zu! , befahlen EzCal. Hören Sie zu!
Sie sagten, dass die Gastgeberstadt krank sei, dass sie geheilt werden müsse, dass es sehr viel zu tun gebe, dass sich in der Gastgeberstadt eine Menge von Hörern aufhielten, die immer noch gefährlich oder gefährdet oder beides seien, dass die Situation aber jetzt besser werde. Für die Ariekei mochten diese politischen Plattitüden, von dieser Stimme ausgesprochen, Offenbarungen sein.
Ich sah keinerlei Vergnügen in Cals Miene. Die grimmige Anspannung seines Gesichts, die sich krampfenden Muskeln – für mich sah es so aus, als ob er keine Wahl hätte, als jetzt dies zu tun und zu sein. Hören Sie zu , wiederholten EzCal, und die Ariekei lauschten angestrengter. Die Wände spannten sich an. Die Fenster seufzten.
Als sie die Gastgeberstadt wieder hochzüchteten, veränderten die Ariekei
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