Stadt der Fremden
sie. In dieser neu gebooteten Version teilten sich die Häuser in kleinere Wohnstätten auf und waren durchsetzt mit Säulen, die schwitzenden Bäumen ähnelten. Natürlich gab es immer noch Türme, Produktionsstätten und Hallen für das Aufziehen von Jungen und Bio-Fabrikaten sowie für die Bearbeitung der neuen Chemikalien, welche die Ariekei und ihre Gebäude absonderten, wenn sie EzCal zuhörten. Doch die Häuserlandschaft, die wir überschauten, bot einen Anblick, der kunterbunter war. Die Straßen schienen steiler und unterschiedlicher zu sein als früher, die Chitingiebel unddie an Konquistadorhelme erinnernden Kurven waren neuerdings recht verschachtelt.
Die alten Hallen blieben, und diese Architektur wurde durch EzCals Stimme genug wiederbelebt, um dem Tod zu entgehen, jedoch nicht so stark, um sich zu erheben. Die Teile der verfallenen Gastgeberstadt zwischen den neuen dorfähnlichen Vierteln waren gefährlich. Die dort herumstreifenden Tiere und Ariekei waren durch die Drogensucht so weit fort von einer normalen Existenz, dass sie niemals vollständig aufwachen würden. Sie drängten sich während der Mitteilungen um abgeschiedene Lautsprecher und nahmen genug von EzCals Stimme auf, um ein aggressives Verlangen zu entwickeln, aber nicht genug, um zu Verstand zu kommen.
»Wir werden sie vertreiben, wenn wir es können«, sagte Cal.
In der Zwischenzeit bestand die Gastgeberstadt aus verstreuten Lehensgütern, und mit jedem von ihnen versuchten wir, Pläne festzuschreiben. Durch Bren fand ich ein paar genauere Angaben über sie heraus: »Das da wird von einer kleinen Koalition der nicht-sehr Abhängigen betrieben; das dort ist zu gefährlich, um jetzt sofort dort hineinzugehen; und der Ariekei, der diesen Ort dort um das Minarett betreibt, war vor dem Absturz ein Funktionär.« Bren hatte das alles von YlSib erfahren.
»MagDa wird es dir nicht offen sagen«, meinte er mir gegenüber. »Doch …« Bren sah meinen Gesichtsausdruck. »Du kannst sehen, was los ist«, sagte er schließlich. »Sie sind nicht mehr diejenigen, die das Heft in der Hand halten. Sie sind nicht in der Position, die Krankenstation zu schließen …«
»Du glaubst, sie würden das, wenn sie es könnten?«
»Ich weiß es nicht, und gerade jetzt kümmert es mich nicht. Cal will es sicherlich nicht. Du hast gesehen, was geschehen ist, als EzCal sprachen. Wenn MagDa etwas wissen muss, was du weißt, dann erzähl es ihnen bitte. Es ist notwendig für uns, dass sie gut Bescheid wissen. Sie sind klug, und sie müssen wissen, aus welcher Art von Quelle du Informationen erhältst, doch sie werden nicht fragen. Ich bin mir sicher, dass sie Pläne haben. Sie haben Zeit in Southels Labor verbracht. Hast du die beiden mit ihr sprechen gesehen?«
Als ich das nächste Mal in die Gastgeberstadt ging, geschah das nicht als Teil einer offiziellen Gruppe in Komitee-Angelegenheiten. Ich marschierte mit Bren, um seine Freundinnen erneut zu treffen: YlSib, jene versteckte abtrünnige Botschafterin.
Unsere Luft-Formung war jetzt so schwach, dass wir Äoli auch in den Bereichen tragen mussten, die kürzlich noch Straßen von Botschaftsstadt gewesen waren. Bren und ich achteten darauf, Vesp-Cams auszuweichen, obgleich ich wusste, dass wir nur ein Gerücht unter vielen sein würden, falls man uns sähe. Wir quartierten uns in den Ruinen ein. Von dem Balkon eines Apartments aus, wo Kinder gelebt hatten (ich schritt über die Überbleibsel von Spielzeugen), sahen wir EzCal: Sie gingen wieder zwischen Massen von Ariekei, die ihnen lauschten und ihren Anweisungen gehorchten.
»Das nächste Mal werden sie die Gastgeberstadt ansteuern«, sagte Sib. Ich hatte nicht gehört, dass YlSib eingetreten waren. »So …« Sib deutete zum Fenster hinaus auf EzCal. »Bei ihnen funktioniert Sprache anders.«
»Wir hätten sie OgMa nennen sollen, nicht EzCal«, meinte Bren. Wir anderen sahen ihn an und warteten auf eine Erklärung. »Ein Gott«, sagte er, »der irgendetwas in der gleichen Art getan hat.«
YlSib trugen bio-fabrizierte Pistolen. Bren und ich hatten primitivere Waffen. YlSib bewegten sich mit erheblich größerer Wendigkeit als die zögerlichen Gastgeberstadt-Erkunder, mit denen ich frühere Vorstöße unternommen hatte. Sie zögerten nicht auf dem Weg zu der Grenze, wo das Mauerwerk in den Ruinen biologisch wurde. Die Luft veränderte sich unterwegs. Die Weise, wie die Ströme über mich hinweggingen, ähnelte nicht dem Wind in Botschaftsstadt. Wir waren an
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