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Stadt der Fremden

Titel: Stadt der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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waren, klangen sie für mich wie eine.
    Der Raum roch nach Ariekei. Mehrere von ihnen waren da. Sie machten Geräusche: Reden und gemurmelte Gedanken. Einer trat aus dem Halbdunkel an mich heran und sprach einen Gruß. YlSib nannten mir seinen Namen. Ich schaute auf seinen Fächerflügel.
    »Oh«, entfuhr es mir. »Wir sind uns schon begegnet.«
    Er war ein enger Gefährte von Surl Tesh-echer gewesen – surl  |  tesh-echer , der beste Lügner in der Geschichte der Ariekei. Es handelte sich um den Ariekei, den ich einst Spanischer Tänzer genannt hatte. »Erinnert er sich …?«
    »Natürlich erinnert er sich, Avice«, antwortete Bren. »Weshalb, glaubst du, bist du hier?«
    Bren und YlSib gaben den versammelten Ariekei einen Haufen Datchips. Sie nahmen sie rasch; ihre Gliedmaßen und Finger verrieten Unruhe.
    »Wissen EzCal, dass du sie aufzeichnest?«, fragte ich.
    »Ich hoffe nicht«, erwiderte Bren. »Hast du es bemerkt? Sie versuchen, das zu tun, was Ez getan hat, als er ein Teil von EzRa war: sicherstellen, dass wir keinen Vorrat an Aufzeichnungen anlegen, um sie überflüssig zu machen.«
    »Doch du hast es getan.«
    »Dies sind nur ihre öffentlichen Vorträge«, erklärte er. »Sie können die Leute nicht davon abhalten, sie anzuzapfen. Und warum sollten sie es? Sie glauben, weil es gesagt worden ist, weil es da draußen ist und die Gastgeber es gehört haben, hätte es seine Wirkung eingebüßt.«
    Ich schaute mir die anderen Ariekei dort nacheinander an. Es gab andere Muster auf anderen Fächerflügeln, von denen ich glaubte, sie zuvor gesehen zu haben. »Einige von diesen waren ebenfalls in Surl Tesh-echers Gruppe«, sagte ich und blickte auf Bren. »Sie waren seine Freunde.«
    »Ja«, antwortete er. »Was sie können, das ist lügen. Nicht dass irgendeiner von ihnen auch nur annähernd so virtuos ist, wie es Surl Tesh-echer war. Er war …« Er zuckte mit den Schultern. »… ein Vorbote. An der Grenze von etwas.«
    »Dein Mann hatte recht«, sagten YlSib. »Es zu stoppen. Aus seiner Sicht hatte er recht. Surl Tesh-echer war dabei, alles zu verändern.«Schweigen trat ein. »Seitdem hat diese Gruppe ohne ihn weitermachen müssen. Sie ist langsam.« »Sie tun, was sie können.«
    Jeder Ariekei nahm einen Datchip und brachte ihn zu einem anderen Teil des Raums. Jeder drapierte mit der gleichen eleganten Bewegung seinen Fächerflügel darüber. Ihre Membranen breiteten sich aus. Sie zogen sich zurück, wurden zu Skulpturen in gebeugter Haltung und machten den Raum zu einer Opiumhöhle. In sehr leiser Lautstärke ließen sie die Töne abspielen. Wie ich beobachtete, reagierten sie augenblicklich und begannen zu zittern – Vibrationen der Bio-Ekstase. Ich konnte die Lichter von Lautsprechern durch die gespannte Fächerflügelhaut sehen und das gedämpfte Gezwitscher der Audioaufnahme hören: die Seele von EzCal oder ihr unecht hergestelltes Erscheinungsbild.
    »Wie zum Teufel können diese Aufzeichnungen immer noch wirken?«, fragte ich leise. »Sie sind bereits gehört worden.«
    »Nicht von ihnen«, antwortete Bren. »Sie warten. Verdammte Willenskraft. Sie klappen ihre Flügel zusammen, wenn sie wissen, dass EzCal sprechen wird. Sie haben es bereits bei EzRa getan. Sie verändern sich so, dass sie es aushalten können. Sie versuchen, länger und länger ohne es auszukommen.«
    Es war schwer, sich vorzustellen, dass die zitternden Gestalten eine Widerstandsbewegung gegen die Herrschaft der Gott-Droge darstellten. Trotzdem.
    »Sie können diese jetzt nehmen, weil sie sie zuvor nicht genommen haben«, ergänzte Yl.
    Langsam richteten sich die Ariekei nacheinander auf. Sie schauten auf mich. Eine seltsame Rückerinnerung. Wir schienen die Geschichte dort wiederaufzunehmen, wo wir sie abgebrochen hatten. Spanischer Tänzer kam zu mir. Seine Gefährten bildeten einen Kreis um mich. Sie sprachen die Abfolge von Tönen in Sprache , die ich war. Seit langer Zeit hatte ich mich nicht mehr gesprochen gehört.
    Sie sagten mich zuerst als eine Tatsache. Es gab ein Mädchen, dem in der Dunkelheit wehgetan wurde und das aß, was ihm gegeben wurde . Dann begannen sie, mich als ein Simile anzuwenden. Wir jetzt …, begann Spanischer Tänzer. Wenn wir nehmen, was in der Stimme der Gott-Droge gegeben ist, sind wir wie das Mädchen, dem in der Dunkelheit wehgetan wurde und das aß, was ihm gegeben wurde . Die anderen antworteten.
    »Surl Tesh-echer war mehr als nur der beste Lügner, weißt du«, sagte Bren. »Er war eine

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