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Stadt der Fremden

Titel: Stadt der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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dort sein, die Bedeutung. Muss wahr sein, um Sprache zu sein. Aus diesem Grund machen sie Similes.«
    »Wie mich«, sagte ich.
    »Wie dich, aber nicht nur wie dich. Sie machten Similes, lange bevor ihr auf diesem Planeten gelandet seid. Mit allem, worauf sie ihre Hände legen konnten. Mit Tieren. Mit ihren Flügeln. Und das ist es, wozu der geborstene Fels dient.«
    »Geborsten-und-zusammengefügt. Darauf kommt es an.«
    »Ganz recht. Sie mussten es machen, sodass sie sagen konnten: ›Es ist wie der Fels, der geborsten war und wieder zusammengefügt wurde.‹ Was auch immer es ist, worüber sie das sagen.«
    »Aber sie haben nicht so viele Similes gemacht, dachte ich. Vor uns.«
    »Nein«, bestätigte Scile. »Das heißt … nein.«
    »Ich kann Dinge denken, die nicht da sind«, sagte ich. »Und das können sie auch. Augenscheinlich. Sie müssen es können, um die Similes überhaupt erst zu planen.«
    »Nicht … ganz«, entgegnete er. »Sie haben kein ›Was wäre wenn‹. Bestenfalls muss es wie ein Vor-Geist in ihren Köpfen sein. Alles in Sprache erhebt Anspruch auf Wahrheit. Somit benötigen sie die Similes, um Dinge mit wahren Dingen zu vergleichen – um wahre Dinge zu machen, die noch nicht da sind und die sie sagen müssen. Es mag sein, dass sie es nicht denken können, sondern Sprache es einfach erfordert. Jene Seele – jene Seele, über die ich gesprochen habe – ist es, was sie auch in Botschaftersprache hören.«
    Sprachwissenschaftler führten für die verwobenen Ströme der Gastgebersprache eine Darstellungsart ein, die der musikalischen Notenschrift ähnelte, und bezeichneten die zwei Teile entsprechend irgendeines verlorenen Bezugs als die Schnitt- und die Drehungsstimmen. Ihre – unsere – menschliche Version von Sprache war flexibler als das Original, von dem es eine rohe phonetische Kopie war. Sie konnte durch ’ware zum Erschallen gebracht werden, und man konnte sie schreiben: Keine dieser beiden Formen vermochten die Gastgeber zu verstehen, für die Sprache die gesprochene Rede eines Denkers war, der Gedanken dachte.
    Wir können sie nicht lernen, stellte Scile einmal fest. Alles, was wir machen können, ist, uns selbst etwas mit den gleichen Geräuschen zu lehren, was völlig anders funktioniert. Wir bastelten uns eine Methodologie zusammen, wie wir es tun mussten. Unser Geist funktioniert nicht so wie der ihre. Wir mussten Sprache missverstehen, um sie zu erlernen.
    Als Urich und Becker mit gemeinsamen und heftigen Gefühlen zusammen sprachen – der eine die Schnitt- und die andere die Drehungsstimme übernahm –, wurde ein Flimmern von Bedeutung übermittelt, wo Zettabytes von ’ware versagt hatten.
    Natürlich versuchten sie es wieder. Sie und ihre Kollegen probten Duette, Wörter, die »Hallo« oder »Wir würden gerne sprechen« bedeuteten. Wir beobachteten ihre aufgezeichneten Gespenster. Wir hörten ihnen zu, wie sie ihren Text lernten. »Töne, die für mich fehlerlos klingen«, meinte Scile, und selbst ich erkannte Ausdrücke wieder, doch die Ariekei nicht. »U und B haben keinen gemeinschaftlichen Geist«, fuhr Scile fort. »Keine einheitlichen Gedanken hinter jedem Wort.«
    Die Gastgeber reagierten nicht mit ganz der gleichen Verständnislosigkeit, mit der sie die synthetisierten Stimmen gehört hatten. Zumeist waren sie uninteressiert. Aber einigen wenigen dieser stotternden Paare hörten sie angestrengt zu. Sie verstanden nicht die Worte, doch sie schienen zu wissen, dass etwas gesagt wurde.
    Sprachwissenschaftler, Sänger und Psychospezialisten hatten jene Paare untersucht, die die augenfälligste Wirkung erzielten. Wissenschaftler hatten sich bemüht herauszuarbeiten, was ihnen gemeinsam war. Auf diese Weise wurde der dyadische Stadt-Empathie-Test kreiert. Erreicht gemeinsam einen bestimmten Schwellenwert auf der steilen Kurve wechselseitiger »Verständnisheit«, schmeißt Maschinen an, um verschiedene Gehirnströme zusammenzufügen, synchronisiert sie und verflechtet sie miteinander, und ein spezielles Paar von Menschen kann gerade eben dazu in der Lage sein, die Ariekei zu überreden, dass ihren Geräuschen eine Bedeutung unterliegt.
    Dennoch blieb auch Megastunden nach dem Kontakt die Kommunikation unmöglich. Es dauerte eine lange Zeit, bis nach diesen ersten Enthüllungen die Empathie-Forscher uns irgendwohin brachten. Sehr wenige Personenpaare schnitten auf der Stadt-Skala gut ab und erlangten eine Punktzahl, die hoch genug war, um ein vereintes Bewusstsein hinter

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