Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Liebe

Stadt der Liebe

Titel: Stadt der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Sicherheit gebot mir dies.«
    Mit verärgerter Miene sah sie ihn an. »Ihr glaubt also«, sagte sie, »daß es richtig ist, unsichtbare Mauern zwischen mir und meinem Volk zu errichten?«
    »Mauern, die überall auf Gottes weiter Erde zwischen den Herrschern und ihren Untertanen errichtet werden, Königliche Hoheit.«
    Eine Weile schwieg die Dauphine. Dann aber sprach sie fast prophetische Worte: »Möge es nie dazu kommen, daß diese Mauern einmal irgendwo vom Volk mit Gewalt niedergerissen werden. Gerade die Pariser scheinen mir dazu in der Lage zu sein. Dann aber gnade Gott den Herrschenden!«
    Der Präfekt schwieg. Vielleicht hatten ihm diese Worte geradezu den Atem geraubt.
    »An einem der nächsten Tage«, fuhr die Dauphine nach kurzer Überlegung fort, »wiederhole ich den heutigen Ausflug – aber ohne Absperrung, Präfekt, das sage ich Euch jetzt mit Nachdruck! Zwingt mich nicht, Euch dem Dauphin zur Bestrafung zu melden!«
    Der dicke, kleine Präfekt war rasch in Schweiß geraten. Mit rotem Kopf trat er ins Gefolge zurück.
    »Was sagt Ihr jetzt?« flüsterte ihm der Comte de Buron, ein Vertrauter, zu.
    »Diese Hexe!« stöhnte der Präfekt leise. »Diese verfluchte fremde Hexe!«
    »Diese Hexe«, flüsterte Buron zurück, »hat das Ohr des Dauphin; in ihrer Hand ist der Dauphin Wachs.«
    »Der Teufel soll ihn holen, den Schwächling! Mit den beiden geht es so nicht mehr weiter! Ihr habt sie soeben doch wieder gehört! Die Fundamente des Staates wanken! Die Vorrechte des Adels geraten in Gefahr!«
    Der Präfekt betupfte sich mit einem Seidentüchlein die schweißnasse Stirn.
    »Im Moment«, antwortete de Buron sarkastisch, »sehe ich nur Euren Posten in Gefahr – den allerdings in größter!«
    »Wann«, stieß daraufhin der kleine, fette Allgewaltige von Paris hervor, »seid Ihr endlich mit dem langersehnten, dringend nötigen Aufstand bei der Hand? Täuscht Euch nicht, uns allen schwimmen sonst die Felle davon!«
    Buron beugte sich zum Ohr des Präfekten.
    »Man hat noch keine Nachricht aus Lyon geschickt. Auch aus Reims bleibt es still. Und Orléans will Sicherheiten.«
    »Was für Sicherheiten?«
    »Die sind alle unzufrieden mit Paris, das heißt also mit Euch. Ihr habt die Königsgarde noch nicht für unsere Pläne gewinnen können.«
    »Dazu brauche ich Geld.«
    »Ohne Garde wäre der Aufstand jedenfalls unser rascher Untergang. Der erste, der nämlich beim kleinsten Mißerfolg abspringen und sich mit allen seinen Truppen gegen uns wenden würde, wäre Graf von Orléans. Ihr kennt den Fuchs, Hintertürchen hält der sich immer offen.«
    »Die ganze räudige Königsgarde hebe ich notfalls mit meinen Söldnern aus. Wenn das Signal kommt, bediene ich mich aller Mörder, Räuber und Diebe aus den Gefängnissen von Paris, lasse sie frei und setze sie zum Sturm auf den Palast des Dauphins an, indem ich ihnen die Plünderung in Aussicht stelle.«
    »Ich weiß nicht«, meinte der Comte de Buron nun doch etwas erschrocken, »ob das –«
    Er wurde unterbrochen. Von der Spitze des Zuges, der sich schon eine Weile wieder in Bewegung gesetzt hatte, kam ein Ruf zurück: »Präfekt!«
    Die Dauphine verlangte ihn wieder zu sprechen. Sich haßerfüllte Flüche verbeißend, hastete er mit seinen kurzen Beinen watschelnd nach vorne.
    »Königliche Hoheit?«
    »Habt Ihr hier auch alle Bänke entfernen lassen? Wozu wäre das denn für meine Sicherheit gut?«
    »Bank wurde keine entfernt, Königliche Hoheit.«
    »Ich sehe aber keine. Ich würde mich nämlich gerne ein wenig ausruhen.«
    Der Polizeimensch setzte zu einer, wie er glaubte, Deklamation von einiger Eindruckskraft an.
    »Wir befinden uns hier im Jardin d'Acclimatation, Königliche Hoheit. Ich kenne das Terrain. Eine kurze Strecke um den See herum, dort unter der breiten Trauerweide, deren Wipfel von hier sichtbar ist, steht eine Bank. Man hat von ihr den besten Ausblick auf eine Schwaneninsel. Auch eine Gondel weiß ich an verborgener Stelle angekettet.«
    Margarete von Schottland nickte.
    »Allons, mes amis – laßt uns eilen! Wie lange habe ich keinen Schwan in Freiheit mehr gesehen!«
    Aber dann verlief alles ganz anders. Die Bank erwies sich als schon besetzt. Ein schmächtiger, offenbar nicht im Überfluß lebender Scholar schlief auf ihr.
    »Der Mann muß durch Eure Maschen geschlüpft sein«, sagte die Dauphine ironisch zum Präfekten.
    Sie war in einiger Entfernung von der Bank stehengeblieben, mit ihr das ganze höfische Gefolge.
    Der Präfekt wollte

Weitere Kostenlose Bücher