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Stadt der Liebe

Stadt der Liebe

Titel: Stadt der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nach mir geschickt.
    Eine Art Fieber hatte Alain Chartier ergriffen. Es war ein Wärmegefühl, das er wie ein unendliches Glück empfand und das seinen Körper durchströmte, um ihm neue Kraft zu geben.
    Er verließ das Haus. Da lag der Garten, die Rosen blühten, dort stand der Tisch, an dem er so oft gesessen.
    Jeanette?
    »Jeanette!« rief er wieder.
    Er mußte es ihr sagen.
    Er hatte keine andere Wahl. Es würde keine Reise in den Süden geben. Sein Leben, das kleine bißchen Leben, das er noch besaß, gehörte nicht mehr ihm. Denn wenn, wie die Dinge nun mal lagen, ein einzelner Mensch die Zukunft Frankreichs verkörperte, gehörte seine letzte Kraft dem Dauphin.
    »Dem Flusse gleich, der seinem Ziele folgt …«
    Alain Chartier zitierte sich selbst. Er hatte die Tür erreicht. Mußte nicht husten. Im Gegenteil, nun konnte er atmen. Und ob er atmen konnte.
    Das Licht aus der Stube warf seinen Schatten lang und schmal über die Dielen, der Korridor aber lag vor ihm wie eine dunkle, düstere Schlucht. Jeanette hatte alles vorbereitet. Das Gepäck wartete. »Der Fuhrmann kommt gleich nach dem Mittagsläuten«, hatte sie gesagt.
    Liebe Jeanette, süße Jeanette, arme Jeanette … Wie werde ich es dir sagen? Und wie wirst du es aufnehmen?
    Ein unschlüssiger Alain Chartier starrte auf das bißchen Habe zu seinen Füßen. Zwei Bündel waren es, mit Riemen festgezurrt. Daneben sein alter Koffer. Und eine kleine Truhe. – Und meine Bücher? … Er dachte es beinahe automatisch, und der Vorwurf darin ließ ihn lächeln.
    Es würde keine Reise geben. Und so konnten die Bücher hierbleiben.
    Jeanette aber, sie würde ihn verstehen. So wie sie ihn, wenn auch manchmal unter Mühen, stets verstanden hatte.
    Nur – wo steckte sie, zum Teufel? …

IX
    Die Dauphine Margarete von Schottland hatte eine unruhige Nacht hinter sich – nicht eine Nacht der Liebe mit ihrem Mann, sondern eine Nacht lebhafter, mehr oder minder ungewohnter Geräusche. Die Korridore waren voll gewesen von Getrampel eilender Füße, der Hof des Schlosses hatte gebebt unter dem Marschtritt der Garde. An den Fenstern war der Schein von Fackeln vorübergehuscht, und das Wiehern aufgeschreckter Pferde aus den Stallungen hatte, zusammen mit allem anderen, die Frage nahegelegt, was denn los sei.
    Die Dauphine hätte ja, wenn sie eine normale Sterbliche gewesen wäre, aus ihrem Bett aufstehen, ihre Gemächer verlassen und selbst nachsehen können. Das war jedoch absolut nicht in Frage gekommen. Die Würde der Dauphine, noch schwer angeschlagen vom Kuß im Bois, hätte sich damit einfach nicht vertragen.
    Am Morgen, beim Ankleiden, wollte Margarete von ihrer Kammerzofe wissen, was sich nachts zugetragen hatte.
    »Nachts?« antwortete das Mädchen völlig erstaunt.
    »Hast du nichts gehört?« ärgerte sich die Dauphine.
    »Überhaupt nichts, Königliche Hoheit.«
    »Es ging doch zu, daß einem himmelangst werden konnte.«
    »Ich habe, wie ich Euch schon oft sagte, einen sehr tiefen Schlaf, Königliche Hoheit.«
    Die Kammerzofe war ein kluges Kind, ein dienender Geist, der wußte, wann es sich empfahl, vorsichtshalber nichts gesehen, nichts gehört, nichts bemerkt zu haben. »Sich aus allem raushalten!« lautet die Devise der Schwachen, wenn die Mächtigen sich in den Haaren liegen.
    »Weißt du, woran ich glaube?« sagte die Dauphine zu ihrer Kammerzofe.
    »Woran, Königliche Hoheit?«
    »Daß du deinen Schlaf wieder mit einem deiner Liebhaber geteilt und deshalb nichts anderes mehr gehört und gesehen hast. Wie viele hast du denn eigentlich?«
    »Keinen, Königliche Hoheit, ich bin ein reines Mädchen.«
    »Keinen?«
    »Keinen.«
    »Du bist ein reines Mädchen?«
    Die Zofe behauptete auch dies noch einmal.
    Daraufhin sagte die Dauphine: »Schau hinauf zur Zimmerdecke. Siehst du etwas?«
    »Nein, Königliche Hoheit.«
    »Ich aber sehe die Balken, die sich biegen, du schamlose Lügnerin!«
    Dies sagend, schlug die Dauphine mit einem Schuh nach der Zofe und scheuchte sie aus dem Zimmer.
    »Ich will dich heute nicht mehr sehen!« rief sie ihr nach.
    Zwei Minuten später drang der Ruf aus dem königlichen Gemach: »Danielle!«
    Die Zofe, die auf dem Korridor, mit dem Ohr an der Tür gewartet hatte, spritzte wieder hinein zu ihrer Herrin.
    »Wo treibst du dich denn herum?« wurde sie empfangen. »Soll ich mich vielleicht allein ankleiden? Ich frage mich, wozu ich dich habe.«
    Nach dem Frühstück stand für die Dauphine der Morgenritt auf dem Programm.
    »Heute

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