Stadt der Schuld
ihm in Mund und Nase. Er wehrte sich so gut er konnte, doch er bekam den Kerl über ihm einfach nicht zu fassen. Ein Augenblick des Gerangels, in dem Miller sich irgendwie seiner Hose entledigte, dann rammte er Aaron hart seinen erigierten Penis in den After.
»Neiiin!!«
Schreien, um sich schlagen – es half nichts. Miller keuchte über ihm wie ein Tier. Es war genau wie damals ...
»Schwein!« Aaron bäumte sich mit aller Kraft auf.
Miller verlor den Halt und Aaron warf sich herum, bekam Miller am Ärmel zu packen, stürzte sich auf ihn, zerrte ihn auf den gestampften Boden des Stalles. »Du mieses, verdorbenes Schwein!« Wieder und wieder schlug er auf die Fratze seines Peinigers ein. Er war wie von Sinnen. Er hörte nicht, wie die Nase des Mannes brach, wie dieser zu röcheln begann. Seine Fäuste troffen von Blut. Er sollte ihn in Ruhe lassen, endlich in Ruhe lassen. Der Mann unter ihm rührte sich plötzlich nicht mehr. Es war vorbei ...
Mit zitternden Beinen erhob sich Aaron. Erst jetzt registrierte er das ganze Blut. Millers Gesicht war nur noch roter Matsch. Seine feine Livree hing in Fetzen, sein Unterleib war entblößt. Aaron sah die haarigen Beine des Mannes, das schrumpelige Glied. Die Hose des Butlers lag beim Strohhaufen, wo er sie abgestreift hatte, als er ... plötzlich begann Aaron zu würgen. Sein Magen stülpte sich ohne Vorwarnung um. Er fiel auf die Knie und übergab sich, spie sich die Seele aus dem Leib und den Gin. Da begann Miller, sich stöhnend zu regen. Der Kerl kam tatsächlich wieder zu sich.
Weg! Er musste schnell hier weg.
Hastig zerrte Aaron seine Hose hoch und rannte hinaus in die Nacht.
Kapitel 43
Portsmouth, 1. März 1841
Kapitel 43
Na also, wie ich es vermutet hatte!« Ernest Fenshore, der leitende Ermittler der Hafenpolizei von Portsmouth, wandte Armindale triumphierend das Gesicht zu. Sein beeindruckender blonder Schnauzbart zitterte vor Stolz. »Chadwick Eastman hat tatsächlich die Saint Magdalena nach Liverpool genommen und zwar am Morgen des 11. Dezember.«
»Hatte er die Frau bei sich?«, fragte Armindale angespannt.
Fenshore wandte sich wieder der Passagierliste zu, die ihm der Kapitän der Saint Magdalena ausgehändigt hatte. »Ja, hier steht etwas von einer Miss Enschina oder so ähnlich.« Seine Zunge kämpfte vergeblich mit dem fremdländischen Namen.
Der Kapitän nickte eifrig. »Ja, eine waschechte Negerin begleitete ihn. Ich erinnere mich noch gut, weil sie für eine Schwarze so außergewöhnlich gut gekleidet war, fast wie eine Dame. Eine Dame war die jedoch bestimmt nicht.« Er grinste schief. »Die war von einem ganz anderen Schlag. Als Seemann erkennt man Weiber von der Sorte sofort, das können Sie mir glauben.«
»Ja, ja«, meinte Armindale gereizt. »Hat Eastman sich vielleicht über sein weiteres Reiseziel geäußert? Wenn er nach Liverpool wollte, wird er, so fürchte ich, nicht mehr in England sein.«
»Tja ...« Der Kapitän spitzte nachdenklich die Lippen. »Nicht, dass ich wüsste. Sehen Sie, Sir, die Saint Magdalena und ihr Schwesterschiff, die Saint Kathryn, sind reguläre Linienschiffe auf der Strecke Portsmouth – Liverpool. Wenn wir da jeden Passagier fragen wollten, wo er hinwill, kämen wir zu nichts mehr. Es herrscht großer Andrang hier.«
Armindale gab einen enttäuschten Laut von sich. Es würde wohl nichts anderes übrig bleiben, als jemanden nach Liverpool zu entsenden – doch die Zeit drängte. Der Prozess, so hatte ihm Isobel vor Kurzem schriftlich mitgeteilt, war schon für den 8. März angesetzt worden. Offenbar legten einflussreiche Kräfte der Whigs größten Wert darauf, die Sache möglichst schnell aus den Schlagzeilen der Presse zu bekommen. Ein des Mordes angeklagter Whig-Abgeordneter war schließlich ein gefundenes Fressen für die Tories, die das auch weidlich auszunutzen verstanden.
»Allerdings ...«
Armindale und Fenshore blickten gespannt auf. »Nun reden Sie schon, Mann!«, polterte Fenshore ungeduldig.
»Sie könnten den Schiffssteward im Speiseraum fragen. Ich meine mich erinnern zu können, dass die beiden dort gewisses Aufsehen erregten. Sie haben auf jeden Fall dort etwas zu sich genommen. Vielleicht hat der Steward etwas aufgeschnappt.«
Fenshore sprang vom Stuhl des Kapitäns hoch, auf dem er sich während des Studiums der Schiffsbücher niedergelassen hatte. »Na, dann lassen Sie den Mann sofort herkommen! Worauf warten Sie denn noch?«
»Aye!« Der Kapitän verließ die Achterkajüte, um
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